A100: Mehr Kohle für weniger Mobilität
Am 3. Februar räumte die Polizei mit einem Großaufgebot die verbliebenen Bäume an der Neuköllnischen Allee, um Platz für die Verlängerung der Stadtautobahn A100 zu schaffen.
Zur Zeit wird an einem 3,2 Kilometer langen Teilstück gearbeitet. 3,2 Kilometer rechtfertigen kaum die Bezeichnung als Autobahn. Dass hier der Straßentypus Autobahn gebaut wird, liegt ausschließlich daran, dass eine Autobahn als Bundesfernstraße vom Bund finanziert wird, während für kleinere Straßentypen Land und Kommunen gefordert sind.
Nach offiziellen Angaben sollen die 3,2 Kilometer 473 Millionen Euro kosten. Das sind im Durchschnitt genau 147.812,50 Euro pro Meter. Die bisher teuerste geplante Autobahn in Deutschland ist die A44 von Kassel nach Eisenach. Hier kosten 64 Kilometer 1,8 Milliarden Euro. Jeder Meter der A44 kostet also im Schnitt 28.125 Euro. Die Verlängerung der Stadtautobahn A100 kostet auf den Straßenkilometer runtergerechnet das FÜNFfache der bisher teuersten deutschen Autobahn.
Die ersten 80 Millionen Euro hat der Verkehrsminister der letzten Bundesregierung, Peter Ramsauer, aus dem Sondertopf „Infrastrukturbeschleunigungsprogramm II“ springen lassen (zwecks Beschleunigung einer Großen Koalition in Berlin). Doch das heißt nicht automatisch, dass mehr Geld als für eine überdimensionierte Abfahrt vom Kreuz Neukölln da ist. Monika Lege, ROBIN WOOD -Verkehrsreferentin: „Wenn der Bund 80 Millionen Euro falsch investiert, begründet das nicht, weitere 400 Millionen Euro hinterher zu werfen.“
Der Vertrag der Großen Koalition im Bund gewährt im Abschnitt Verkehr endlich dem Straßenerhalt Vorrang vor Neubau. Wörtlich: „Nach Jahrzehnten des Netzausbaus steht nun die Substanzsicherung an erster Stelle. Unsere oberste Priorität lautet deshalb: Erhalt und Sanierung vor Neu- und Ausbau“. Achtzig Prozent der Mittel für Neu- und Ausbau aus dem Bundesverkehrswegeplan sind für „besonders dringende und schnell umzusetzende überregional bedeutsame Vorhaben“ reserviert. Dazu gehört die A 100 definitiv nicht. Allerdings ist zu befürchten, dass es die nächste Finanzierungszusage im Zusammenhang mit den nächsten Berliner Wahlen gibt. Das ist weder vekehrs- noch umweltpolitisch ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern.
Im Bundesverkehrswegeplan 2015 beantragt Berlin für die nächsten drei Kilometer von Treptower Park bis Frankfurter Allee für 531,2 Millionen Euro. Noch mehr Kohle für noch weniger Mobilität.