Fukushima: Waldbrände in der Sperrzone
Mit Datum 2. Mai berichten mehrere Medien über Waldbrände in der Sperrzone von Fukushima, wo es im März 2011 zu einem mehrfachen Super-Gau nach Kernschmelzen und Wasserstoffexplosionen zu einer massiven Freisetzung von Radioaktivität gekommen war. Spreadnews und auch die Journalistin und Japan-Kennerin Juliane Dickel geben in ihren Beiträgen einen Überblick über den Stand der Dinge. Die Sorge ist, dass in dem belasteten Gebiet in der Nähe der havarierten Reaktoren durch das Feuer Radioaktivität aufgewirbelt und über die Luft verbreitet werden könnte. Erhöhte Radioaktivität wurde bislang nicht gemessen. In einem weiteren Beitrag bei Spreadnews wird allerdings vor einer „Internet-Hysterie“ gewarnt.
Bei Dickel wird Heinz Smital von Greenpeace mit Blick auf die Befürchtungen einer weiteren Verbreitung von Radioaktivität zitiert: „Zur Sorge einiger Betroffener, die Radioaktivität könnte vom Wind bis nach Tokio getragen werden erklärt Smital, es sei grundsätzlich möglich, dass sie mehr als 100 Kilometer weitergeweht werde. „Aber, ob das wirklich eine Gefahr darstellt, wird man messen müssen.““
- Update 05/05/2017: Bei Greenpeace ist ein Interview nachzulesen, in dem Shaun Burnie, Greenpeace-Experte für Atomenergie, zu den Umständen und Problemen bei den Waldbränden informiert. Dort heißt es auf die Fragw: „Gibt es Messungen, wie hoch die freigesetzte Radioaktivität tatsächlich ist? – Nein. Nach Behörden-Angaben weisen die offiziellen Messstationen in den nahegelegenen Geisterstädten Futuba und Okuma noch keine erhöhte Radioaktivität auf. Allerdings wissen wir von früheren Messungen, dass die Zedern Werte von 31.000 Becquerel pro Kilo Biomasse aufweisen, damit gelten sie als Atommüll. Und diese Radioaktivität gelangt dort gerade wieder in die Umwelt.“
Außerdem berichtet Dickel direkt mit Bezug auf japanische Medien und nennt auch weitere Quellen, wie z.B. ein Video der eingesetzten Feuerwehrkräfte. Weiter berichtet sie über die Einschätzung des Greenpeace-Experten: „Er sagt, es sei gut möglich, dass die Strahlung in Brandnähe kaum gestiegen sei, da es dort ohnehin eine hohe Grundbelastung gebe. „Die Gefahr ist aber, dass durch den Brand große Mengen der schon vorhandenen Radioaktivität unkontrolliert freigesetzt und eingeatmet werden.“ Diese innere Belastung sei das Dramatische.“
Über die offiziellen Messungen und konkret vorliegenden Informationen wird bei Spreadnews berichtet. Dort heißt vor dem Hintergrund der „Internet-Reaktionen“, die auch als Fake-News bezeichnet werden, mit Blick auf vorliegende Messungen: „Demnach wurde in Okuma radioaktives Cäsium-137 in Höhe von 0,54 Millibequerel nachgewiesen. Im vergangenen Jahr waren am gleichen Messposten noch 1,2 Millibequerel festgestellt worden. Die Atomaufsichtsbehörde NRA veröffentlichte ihrerseits Daten von Messposten in der nördlichen Kanto-Region und aus dem Großraum Tokyo. Demnach liegt keine erhöhte Strahlungsbelastung vor. Das berichten Präfekturmedien.“
Über die Brände heißt es bei Spreadnews mit Datum 2. Mai: „Brände in kontaminiertem Waldgebiet noch nicht unter Kontrolle – Die Waldbrände in einem Waldgebiet der Sperrzone um das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ist auch nach vier Tagen noch nicht unter Kontrolle. Der Brand war am 29. April, offenbar aufgrund von Blitzschlag, in einem gebirgigen Waldgebiet der Gemeinde Namie ausgebrochen. Das Gelände ist nur schwer zugänglich und wird zudem aufgrund der Radioaktivität als „langfristig unbewohnbar“ eingestuft. Ausgangsort des Waldbrands war offenbar die Region des Bergs Juman (448 Meter).“
Außerdem berichtet das Portal über Schwierigkeiten bei den Löscharbeiten, die nicht nur durch das schwierige Gelände verursacht werden: „Feuerwehrleute können zudem aufgrund der kontaminationsbedingten Klassifikation des Sperrgebiets dort nicht wie üblich agieren. Zusätzlich zur sonstigen Kleidung zur Brandbekämpfung müssen die Einsatzkräfte auch weitere Schutzkleidung und Vollgesichts-Atemschutzmasken tragen, um das Risiko einer radioaktiven Kontamination zu verringern. Der Umstand, dass das Gebiet evakuiert und daher die Infrastruktur nicht gepflegt wurde, zeigt sich nach Angaben eines Leiters der Feuerwehr auch im Zustand der Straßen. Der Zugang zum Gebiet werde sowohl durch Bereiche mit hoher Radioaktivität (Hot Spots) als auch durch umgestürzte Bäume behindert.“
Konkrete Hinweise, die z.B. die auf der von Franz Alt verantworteten und von einem offenbar aus Österreich stammenden „Anti-Atom-Komitee“ auf der „Sonnenseite“ veröffentlichten Spekulationen begründen, liegen den mit Quellenangaben versehenen oben genannten Berichten zu folge zumindest derzeit nicht vor. Dort heißt es z.B.: „Der Waldbrand bei Fukushima führt zu einer neuerlichen Verseuchung weiterer Gebiete in Japan.“
Kritik gibt es an der Informationspolitik von japanischen Behörden und dem Fukushima-Betreiber TEPCO, z.B. mit Datum 1. Mai 2017 hier im Blog von Kazuhiko Kobayashi.