Terror und Krieg: Atomanlagen in Belgien unter Militärschutz – und anderswo?

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Französische Spezialeinheiten sind derzeit an vielen Touristenorten im Einsatz. Aber kontrollieren sie auch die Atomanlagen, wie es in Belgien der Fall ist?

Wie in Deutschland Atomanlagen in Zeiten wachsender Terrorgefahren gesichert werden, wissen wir kaum. Und vielleicht wollen wir das auch nicht? Da werden Schutz-Mauern nachgerüstet, die gegen den Beschuss mit panzerbrechenden Waffen helfen sollen. Die Folgen eines Flugzeugabsturzes sollen besser abgefangen werden, indem Abflussrinnen für das Kerosin nachgerüstet werden. Auch „personelle Maßnahmen“ erfolgen, aber was das genau sein soll, wird verschwiegen. Dass es nicht reichen könnte, machen die neuen Empfehlungen zum Katastrophenschutz deutlich. Die Katastrophe wird geplant. In Belgien ist nun eine quasi militärische Einheit mit 1.600 sogenannten Spezialkräften im Einsatz, die die dortigen Atomanlagen sichert. Schon vor Monaten waren Soldaten unter dem Eindruck der Terroranschläge in die Atomanlagen abkommandiert worden. Jetzt meldet die Rheinische Post: „Das belgische Innenministerium teilte am Freitag mit, es werde eine neue Einheit der Polizei mit rund 1600 Beamten gegründet werden. Sie soll ab Anfang kommenden Jahres einsatzbereit sein. Die beiden Akws von Doel und Tihange werden derzeit von 140 Soldaten bewacht.“

Von einer neuen Eingreiftruppe ist in der RP mit Bezug auf eine AFP-Meldung die Rede und: „Das Militär wurde im Zuge der Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen nach den islamistischen Anschlägen in Paris vom 13. November entsandt. Belgische Militärvertreter betonten aber wiederholt, die Soldaten könnten nicht dauerhaft auf der Straße eingesetzt werden. Der Energiekonzern Engie Electrabel teilte mit, die weitere Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen um die beiden Akws sei lange geplant und keine Reaktion auf eine konkrete Bedrohung.“

Von Belgien also wissen wir, dass dort semi-militärische Einheiten an den Nuklearanlagen im Einsatz sind. Doch was ist mit den erheblich zahlreicheren und in einigen Fällen auf erheblich gefährlicheren Atomfabriken in Frankreich? Wie ist das eigentlich in Deutschland? Was machen andere Staaten wie die USA, Großbritannien, Spanien oder die Ukraine?
In Deutschland werden weitere Informationen zur Terrorabwehr nicht veröffentlicht. Offiziell laufen derartige Maßnahmen zur Sicherung (nicht Sicherheit!) nuklearer Anlagen unter dem Kürzel SEWD (Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter) und unterliegen strikter Geheimhaltung. Man wolle ja kein Täterwissen verbreiten, heißt es von allen Bundes- und Landesbehörden und der Bundesregierung. Dabei ist das Wenige, was man über die Sicherungsmaßnahmen und Nachrüstungen weiß, eher Ausdruck, wie hoch die Risiken sind.

Es erscheint zunächst plausibel, dass die Behörden Gegenmaßnahmen geheim halten. Und besonders angenehm ist die Vorstellung ja nicht, sich vorzustellen, was möglich wäre. Innentäter, Drohnen-Einsätze und Kommandos, die den Angriff auf eine Atomanlage selbst nicht überleben wollen. Das will man nicht wirklich denken.

Aber ist es wirklich richtig, hier zu schweigen? Warum sind AKWs weiter in Betrieb, wenn diese im Grunde nur mit immer mehr Personal- und Technik-Einsatz gesichert werden können, ohne tatsächlich ausschließen zu können, dass es schief geht? In der IT-Technik und nicht nur dort, gilt: Sicherheit gibt es nur, wenn alle Codes öffentlich sind. Nur dann ließe sich die Sicherheit wirklich ermitteln bzw. ermessen. Wer diese Programm-Codes nicht offenlegt riskiert, dass sie geknackt werden können. Was also tun?
AKWs kann man abschalten – wird aber nicht getan. Atommülllager mit hochradioaktiven Brennelementen, wie sie sich an mindestens 15 Standorten in Deutschland befinden, aber nicht. Wie aber müssen solche Atommülllager gebaut sein, damit sie maximalen Schutz ermöglichen? Sicher ist: Die derzeitigen Zwischenlager sind dafür nicht geeignet. Das ist den Verantwortlichen im Grunde klar: Das zeigen die laufenden Nachrüstungen, die derzeit überall erfolgen. Aber reicht das? Und wie geht es in den nächsten Jahrzehnten weiter? Von neuen, konsolidierten Zwischenlagern ist bereits die Rede. 3 – 6 solcher neuen verbunkerten Anlagen könnten es werden. Aber natürlich will man das nicht an die große Glocke hängen, bloß keine Panik.

Dirk Seifert

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