AKW Brokdorf: Rückbau trotz weiterem Betrieb wird beantragt

AKW Brokdorf: Rückbau trotz weiterem Betrieb wird beantragt

E.on/PreussenElektra hat den Rückbau des noch bis 2021 in Betrieb befindlichen AKW Brokdorf beantragt. „Die Initiative „Brokdorf-akut“ setzt sich für die sofortige Stilllegung des AKW Brokdorf ein; denn ein Kernschmelzunfall kann jederzeit eintreten, und es wird weiterhin zusätzlicher Atommüll erzeugt“, heißt es in einer Reaktion auf diesen Antrag, den der Betreiber am 2. November auf einer Veranstaltung vorstellte. Die Initiative steht einem Rückbau des AKW Brokdorf positiv gegenüber, fordert aber verbesserte Sicherheitsmaßnahmen und mehr Strahlenschutz dabei. Bis 2039 soll der Rückbau andauern.
Brokdorf und auch das AKW Emsland stehen derzeit massiv auch in der Kritik, weil ihr Betrieb im Netzausbaugebiet in Norddeutschland dafür sorgt, dass erneuerbare Energien abgeschaltet und neue Anlagen derzeit nur eingeschränkt errichtet werden können. Der Atomstrom verstopft die Netze für die Erneuerbaren. Die Grünen hatten darauf vor einiger Zeit hingewiesen (siehe Infolink unten) und wollen die frühere Abschaltung der beiden Atomanlagen auch in den laufenden Gesprächen zur Bildung einer mitte-rechts Koalition im Bund einbringen. Verläuft das erfolgreich, könnte eine Abschaltung auch bereits 2019 erfolgen. Im Koalitionsvertrag von Schleswig-Holstein, wo ein solches mitte-rechts Bündnis bereits regiert, ist eine Regelung enthalten, wonach Strommengenübertragungen auf das AKW Brokdorf nicht mehr möglich sein sollen. Ohne solche Übertragungen müsste Brokdorf früher vom Netz. Ausgestrahlt spricht von Netzverstopfern und informiert hier (PDF).

Die SHZ berichtet zu den von E.on/PreussenElektra angekündigten Maßnahmen: „Noch in diesem Jahr soll ein erster Antrag für die Demontage des Reaktors gestellt werden. Das kündigte Christian Müller-Dehn, Leiter des Bereichs „Regulierung und Grundsatzfragen“, gestern auf einer ersten Informationsveranstaltung vor Vertretern aus Politik und Verwaltung an. Von diesem ersten Schritt bis zur Umsetzung, so der Zeitplan, würden etwa vier Jahre vergehen.“

Weiter berichtet das Blatt: „Für den Kraftwerksbetreiber war es gestern der Auftakt für zahlreiche weitere Veranstaltungen. Neben umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit stehen Sicherheitsberichte, Umweltverträglichkeitsuntersuchung, Anhörungen und Erörterungstermine auf der Agenda. Gestern Abend gab es bei einer Veranstaltung für Anwohner darauf einen Vorgeschmack. Mitglieder der Initiative Brokdorf-akut befürchten – unter anderem – beim Rückbau eine Freisetzung von radioaktiven Stäuben, die 1000-fach über denen während des jetzigen Leistungsbetriebs liege. Ihre Forderung: „Ein Strahlenminimierungsgebot muss absoluten Vorrang haben.““ (Der NDR berichtet hier)

Auf der Infoveranstaltung hatte die Initiative Brokdorf Akut die folgende „Handreichung“ vorgelegt:
Veranstaltung „Vom Betrieb zum Rückbau“ der Fa. Preußen Elektra am 2. Nov. 2017 im Informationszentrum des AKW Brokdorf
Die Initiative Brokdorf-akut setzt sich für die sofortige Stilllegung des AKW Brokdorf ein; denn ein Kernschmelzunfall kann jederzeit eintreten, und es wird weiterhin zusätzlicher Atommüll erzeugt.
Brokdorf-akut steht einem Rückbau des AKW Brokdorf positiv gegenüber, wenn folgende Punkte beachtet werden:

  1. Der Rückbau ist in einem Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung zu genehmigen, in welchem dem Strahlenminimierungsgebot absoluter Vorrang eingeräumt wird. Der 120. Deutsche Ärztetag hat sich in diesem Jahr mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, auch gering radioaktives Material auf dem Kraftwerksgelände zu belassen. Informationsveranstaltungen des Betreibers sind keineswegs ausreichend.
  2. Bisher haben die AKW-Betreiber für den Rückbau Freisetzung von radioaktiven Stäuben beantragt, welche ca. 1000-fach über den während des Leistungsbetriebs abgegebenen Werten liegen (Angaben des MELUND). Es ist völlig unnötig und nicht akzeptabel, dass die Gesundheitsgefahren aus dem Rückbau höher sein können als im Leistungsbetrieb. Brokdorf-akut appelliert an Preußen Elektra, geplante Antragswerte für den Rückbau statt dessen drastisch zu senken.
  3. Das sog. „Freimessen“ von gering radioaktiv belasteten Stoffen, d. h. deren Einschmelzen, Verbrennen, Deponieren, unkontrolliertes Verteilen, ist zu unterlassen. Diese Praxis wurde unter Umweltminister Trittin in der Strahlenschutzverordnung verankert mit der Begründung: “ … Dabei müssen auch wirtschaftliche Erwägungen, z. B. die Kosten einer Endlagerentsorgung, einbezogen werden.“ Obwohl ab dem Jahr 2019 die Bundesregierung die Zwischenlager und später die Endlager betreibt, soll an der „Freimessung“ festgehalten werden.
  4. Alles durch den Betrieb des AKW Brokdorf radioaktiv verseuchte Material ist auf dem Gelände des AKW zu belassen, z. B. in den zwei Zwischenlagern, bis Endlager zur Verfügung stehen.
  5. Die Gemeinde Brokdorf hat sich dagegen ausgesprochen, dass hochradioaktiver Atommüll, der aus anderen Atomanlagen stammt, im atomaren Zwischenlager Brokdorf gelagert werden. Mittlerweile hat Preußen Elektra aber einen entsprechenden Antrag gestellt.

Die Initiative Brokdorf-akut ist bereit, sich an der Diskussion über einen verantwortungsvollen Rückbau zu beteiligen.
Eilhard Stelzner  und Karsten Hinrichsen

Dirk Seifert

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