Atomtransporte aus Berlin: Fast atomwaffenfähiges Uran soll nach Frankreich

Atomtransporte aus Berlin: Fast atomwaffenfähiges Uran soll nach Frankreich

Insgesamt 15 ungenutzte Brennelemente mit fast atomwaffenfähig angereichertem Uran235 sollen vom stillgelegten Atomforschungsreaktor am Berliner Wannsee nach Frankreich in eine Anlage von Framatome SAS nach Romans-sur-Isere transportiert werden. Eine entsprechende Ausfuhrgenehmigung hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erteilt. Jedes Brennelement aus dem Berliner Forschungsreaktor ist mit bis zu 19,75 Prozent spaltbarem Uran235 angereichert, welches noch als LEU (Low Enriched Uranium) gilt. Ab 20 Prozent Anreicherung wird von atomwaffenfähigem HEU gesprochen. Eine Transportgenehmigung liegt laut dem zuständigen Bundesamt BaSE noch nicht vor. (Foto: HZB, Reaktorkern)

In einem Brennelement befinden sich laut Angaben des Berliner Helmholtz-Zentrums, Betreiber der Anlage, 322 Gramm Uran235.  (Siehe auch Angaben in der Antwort der Bundesregierung auf die ältere Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE (Hier als PDF))
Die Ausfuhrgenehmigung ist seit dem 19. Februar 2021 für die Dauer von einem Jahr erteilt. Das Bundesumweltministerium veröffentlicht die gültigen Ausfuhrgenehmigungen für sogenannte Kernbrennstoffe auf seiner Homepage. Die heute gültige Liste ist hier direkt als PDF zum download.
Für einen Abtransport bedarf es außerdem einer Transportgenehmigung, die vom Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Entsorgung (BaSE) zu erteilen wäre. BaSE teilt auf Nachfragen mit, dass eine solche Genehmigung noch nicht erteilt ist. Sobald ein Atomtransport im Rahmen einer solchen Genehmigung durchgeführt wurde, werden diese hier von BaSE veröffentlicht.
Bestrahlte Brennelemente aus dem Forschungsreaktor in Berlin sind zuletzt 2017 über Nordenham in die USA exportiert worden, siehe hierzu das BMU. Weitere bestrahlte Brennelemente lagern noch in Berlin. Im Rahmen des stattfindenden Dialogprozesses und gegenüber der Presse hatten die Betreiber jüngst darauf hingewiesen, dass diese hochradioaktiven Brennelemente nicht mehr im Reaktorbecken lagern. Nach einer Abklingzeit sollen diese zur weiteren Zwischenlagerung nach Ahaus transportiert werden, so die bisherigen Planungen. Im Dialogprozess soll auch über Alternativen gesprochen werden. Zum Rückbau der Forschungsanlage siehe auch hier bei BER.
Über den Dialogprozess zwischen dem Betreiber mit einer Begleitgruppe sowie einer unabhängigen Gutachterin und einer externen Moderation siehe hier.
Während der Atomforschungsreaktor in Berlin oder auch eine entsprechende Anlage in Geesthacht zuletzt mit Brennelementen von unter 20 Prozent – also unterhalb der als atomwaffenfähig geltenden  – Urananreicherung betrieben wurden (siehe hier für BER), wird in München-Garching der dortige Forschungsreaktor trotz internationaler Kritik immer noch mit über 80 Prozent angereichertem Uran235 betrieben.
Derzeit ist der Reaktor in München nach einem Störfall angeblich wegen der Corona-Pandemie weiterhin abgeschaltet. Allerdings könnten auch Entsorgungsprobleme dafür verantwortlich sein, denn das Abklingbecken ist randvoll und ein Abtransport der hochradioaktiven waffenfähigen Brennelemente aufgrund der fehlenden gepanzerten Spezialfahrzeuge derzeit gar nicht möglich. Seitdem die Terrorschutzanforderungen erhöht wurden, gibt es für Straßentransporte bislang keine ausreichend gesicherten Fahrzeuge. Dazu ausführlich auf der Homepage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel: Linke scheitert mit Antrag Planungen für Exporte von Atommüll aus Jülich in die USA zu beenden. Die Fahrzeuge, um die es in dem Bericht geht, sind auch für Atomtransporte aus Garching relevant.
Das hochangereicherte Uran für Garching stammt aus Russland und wird in Frankreich von Framatome in Romans-sur-Isere zu Brennelementen verarbeitet, die dann von dort aus nach München geliefert werden.

Dirk Seifert

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