HEW-Lesetage: Stellungnahme zum Vorgehen von Vattenfall gegen Lesen ohne Atomstrom
Gestern wurde bekannt, dass Vattenfall hinter den Kulissen versucht hat, Druck auf die Unterstützer der „Erneuerbaren Lesetage – Lesen ohne Atomstrom“ auszuüben. Siehe hier: Vattenfall setzt Unterstützer und Autoren von “Lesen ohne Atomstrom” unter Druck.
Heute nimmt das zweite Anti-Vattenfall-Leseprojekt Stellung zu dem Vorgehen. Hier die Erklärung der HEW-Lesetage:
„1. Die Vattenfall-Lesetage werden nicht nur von den Prominenten der „Lesen ohne Atomstrom“-Veranstaltungen durch Gegenveranstaltungen kritisiert, sondern auch durch die partizipativen HEW*-Lesetage (Hamburger Energie Wechsel), in denen sich Autorinnen und Autoren, Buchhandlungen, Verlage, Veranstaltungsorte jeder Art (von der Gräfin Schönfeldt bis Ingo Schulze, von der Kampnagel-Fabrik bis zum Golem-Club) zusammengeschlossen haben, um sich gegen Vattenfall zu positionieren. Ein Lesefestival kann nicht Vattenfall heißen, Kultur kann keine Werbeveranstaltung für einen Atom- und Kohlestromgiganten sein – diese Ansicht vertreten nicht nur Prominente, sondern eine Vielzahl von Initiativen aus dem gesamten Hamburger Kulturspektrum.
2. Die Leiterin der Vattenfall-Lesetage kämpft mit unlauteren Mitteln gegen die zwei Anti-Vattenfall-Lesefestivals. Im Streitgespräch mit Hanna Mittelstädt (Edition Nautilus) von den HEW-Lesetagen warf sie im „Hamburger Abendblatt“ diesen Lesetagen vor, von der „Linken“ gesponsert zu sein. Obwohl Hanna Mittelstädt erwiderte, dass 200 EUR aus dem Solifond der Linken einer der vielen kleinen Beiträge seien, aus dem sich das Budget der „HEW-Lesetage“ zusammensetzt und diese Lesetage, wie man unschwer am Programm erkennen kann, keine parteipolitische Ausrichtung haben, wurde dieser Vorwurf mit im Interview abgedruckt, um auch die HEW-Lesetage in eine vermeintliche „linke Ecke“ zu stellen. Barbara Heine sprach von einem „Kampf der Kulturen“, ein völlig unpassender Begriff in diesem Zusammenhang, in dem das Greenwashing und Markenbranding eines Konzerns kritisiert wird.
3. Nach der Katastrophe von Fukushima war die Stimmung im 1.Jahr der Anti-Vattenfall-Lesetage sehr angespannt. Barbara Heine inszenierte die Anfrage einiger Aktivisten aus dem Umfeld der gegen Vattenfall gerichteten Lesetage, die einigen wenigen Autoren die Frage stellten, ob man nach Fukushima noch für einen Atomkonzern lesen könne, als „Angriff auf die Kultur“. Damals schrieb sie selbst: „Autoren, die an den (Vattenfall)-Lesetagen teilnehmen, werden bedroht, Die Linke verschickt Aufrufe, die Veranstaltungen zu stören usw. … eine Lektion in politischer Kommunikation, die in ihrer Emotionalisierung und Hysterie an Vorgänge erinnert, die ich nur von Zeitzeugen der 70er Jahre oder aus Geschichtsbüchern kenne.“ Wir haben das damals schon richtig gestellt, da diese Vorwürfe nicht auf Tatsachen beruhten, sondern Meinungsmache waren: es wurde niemand bedroht, und es gab auch keine Hysterie, die Hysterie lag allein in der Katastrophe von Fukushima und in der Verantwortung der Atomkonzerne! Offensichtlich arbeitet Barbara Heine aber heute mit den Mitteln, die sie uns damals vorgeworfen hat.
4. Nachdem der NDR seine Medienpartnerschaft mit den Vattenfall-Lesetage eingestellt hat und auch der Vattenfall-Medienparter „Hamburger Abendblatt“ ein Streitgespräch der pro- und anti-Vattenfall-Lesetage abgedruckt hat, bleibt immer noch die unverständliche Unterstützung der Kulturbehörde sowie der Schulbehörde, die die Vattenfall-Programme an die Schulen verteilt, für diese Konzern-Lesetage. Wir haben dies in einem Schreiben an die Kultursenatorin kritisiert, der Brief ist auf unserer homepage zu lesen. Den Brief ließ die Senatorin durch Wolfgang Schömel mit einer lapidaren Verteidigung des Engagements „eines Unternehmens“ beantworten.
5. Lesetage, die den Namen eines Konzerns tragen, sind für uns nicht akzeptabel. Es muss diskutiert werden, wer die Kultur einer Stadt schafft und wie diese bezahlt wird. Nur durch eine offene Diskussion wird es eine unabhängige und freie Kunst und Kultur geben.
Das Organisationsteam der HEW* (Hamburger Energie Wechsel) Lesetage gegen Vattenfall“
http://www.hew-lesetage.de/