Brennender Atomfrachter in Hamburg – wollte die Umweltbehörde vertuschen?

uran2Am 1. Mai brannte in Hamburg der Frachter „Atlantic Cartier“. Die Hamburger Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um den Brand zu löschen. Die Ladung, so hieß es bislang in den Medien (z.B. NDR oder Hamburger Abendblatt), hätte aus Autos und Gefahrstoffen bestanden. Jetzt enthüllt eine Schriftliche Kleine Anfrage der Grünen Bürgerschaftsfraktion an den SPD-Senat, dass sich auch insgesamt 20 Tonnen radioaktiver Stoffe an Bord des Atomfrachters befanden. Darunter auch neun Tonnen des besonders gefährlichen Uranhexafluorid.  Außerdem, so die Grünen, sei auch Munition an Bord gewesen. Der Feuerwehr ist es gelungen, dass es zu keiner Katastrophe gekommen ist. (Siehe auch Abendblatt)

Anjes Tjarks, hafenpolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion, erklärt: „Hamburg ist am 1. Mai nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Erst jetzt erfahren wir, dass an Bord des brennenden Frachters ,Atlantic Cartier‘ hochgefährliches Uranhexafluorid war. Der Stoff ist radioaktiv und für Menschen lebensgefährlich. Es ist nicht auszudenken, was hätte passieren können. Unmittelbar vor dem Brand fand in der HafenCity in Sichtweite zum O’Swald-Terminal noch der Eröffnungsgottesdienst des Kirchentags mit rund 35.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt.
Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass der Senat die Öffentlichkeit nicht von sich aus über diese Beinahekatastrophe informiert hat. Hier muss man von einem Vertuschungsversuch sprechen.“

Siehe auch: Atomtransporte: 117 mal radioaktive Kernbrennstoffe durch Hamburg im Jahr 2012

Uranhexafluorid wird in der Uranfabrik in Gronau angereichert, um später Brennstäbe für Atomkraftwerke daraus herzustellen. Der Betrieb dieser Anlage ist trotz Atomausstiegbeschluss unbefristet. Die Anlage versorgt weltweit rund jedes zehnte AKW mit Uranbrennstoff. Bei der Anreicherung entstehen je Tonne angereichertes Uran etwa fünf Tonnen abgereichertes Uran.

Siehe dazu auch: Noch ein Endlager mehr? “Neuer” Atommüll und überall neue Lagerhallen

Die Grünen berichten weiter:

„Uranhexafluorid
Uranhexafluorid wird verwendet, um Uran235 von Uran238 zu trennen. Aus Uran235 werden Brennelemente für Atomkraftwerke oder Nuklearmaterial für Atombomben hergestellt. Uranhexafluorid ist ein Gammastrahler und hochgiftig. Aufgrund der Uran-Halbwertzeit von 4,5 Milliarden Jahren bleibt ein einmal verstrahltes Gebiet dauerhaft kontaminiert. Bei Kontakt mit Wasser bildet Uranhexafluorid Flusssäure, ein farbloses Gas mit einem stechenden Geruch. Flusssäure ist noch ätzender als Salzsäure und hoch giftig.
Ablauf der Löscharbeiten
Der Gesamteinsatz der Feuerwehr dauerte ca. 15, 5 Stunden, vom 1. Mai 2013, 20:02 Uhr bis zum 2. Mai 2013 11:41 Uhr. Um 05:11 Uhr befand sich der Brand unter Kontrolle. Ab 23:08 Uhr wurden die ersten Maßnahmen zur Bergung der insgesamt 33 Gefahrgutcontainer eingeleitet, am 2. Mai 2013 um 03:35 Uhr waren diese Maßnahmen abgeschlossen. Zusätzlich führte die Feuerwehr eine Löschwasserrückhaltung durch. Insgesamt waren 296 Feuerwehrleute im Einsatz. Darüber hinaus waren zwei Löschboote, drei Schlepper und drei Polizeiboote sowie an Land 76 Fahrzeuge im Einsatz. Für die Ablösung wurden zusätzlich 17 Fahrzeuge eingesetzt. An Bord kam ein Löschroboter zum Einsatz.“
Die Anfrage und Antwort des SPD-Senats hier als PDF

Dirk Seifert

4 Gedanken zu “Brennender Atomfrachter in Hamburg – wollte die Umweltbehörde vertuschen?

  1. „Stopp Atomtransporte”. Sie forderten Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (56, SPD) auf, die Transporte von radioaktivem Material durch den Hafen zu verbieten.
    Interessanter weise haben diese Menschen Angst vor einem Stoff, URAN. Uran-235 hat eine Halbwertszeit von 0,7 Mrd. Jahren und ist so gering radioaktiv, dass man darauf schlafen könnte.
    Radioaktivität ist anti-proportional zur Halbwertszeit!! Die stabile Materie hat in diesem Sinne eine unendlich große Halbwertszeit …
    Uran-238 hat eine Halbwertszeit von 4,5 Mrd. Jahre. Zum Vergleich das Universum ist 14 Mrd. Jahre alt. Also was soll das?
    Weiter kam auch wieder die “deutsche Frage” , ob man denn den Austritt von Uran-6-Fluorid ausschließen könne? Man hat ja Angst vor Fluor-Säure (Fluss-Säure).
    Wenn man sich jedoch überlegt, dass der größte Abnehmer von Fluor-Säure (Fluss-Säure) die Keramik-, Glas-, Halbleiter- und Photovoltaik-Industrie ist, muss man sich über einen solchen Mangel an technischen Algemeinwissen schon wundern.

    1. ich wünsche ihnen viel Spaß beim Schlafen auf dem Uran, vielleicht ist es ein bißchen gemütlicher, wenn das Zeug erstmal durch den Reaktor gefahren wurde, ein wenig mehr strahlt, aber dafür eben auch wärmer. Aber ihr gutes ALLgemeinwissen ist bewundernswert.

      1. Oh, Sie haben einen Rechtschreibfehler gefunden und dann selbst einen im selbigen Wort gemacht. Innerhalb eines Wortes schreibt man Buchstaben klein :-).
        Na wenigsten s haben Sie es gelesen. Das ist ja schon mal was :-). Schade nur, dass Sie der naturwissenschaftlich-technischen Diskussion, welche ich hier anstoßen wollte, auf solche Weise ausschlagen.
        Aber ihre Antwort ermutigt mich trotzdem weiter zu machen …. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert