Vattenfall-Krise: Konzern wird gespalten – Vorbereitung, dass Vattenfall Tschüss sagt?!

Vattenfall bereitet sich vor, Tschüss zu sagen. Foto: Dirk Seifert
Vattenfall bereitet sich vor, Tschüss zu sagen. Foto: Dirk Seifert

Die Krisenlage beim Atomkonzern Vattenfall spitzt sich weiter zu. Enorme finanzielle Verluste führen jetzt offenbar zu tiefen Einschnitten in der Unternehmensorganisation. Heute kündigte das Unternehmen an, sich in zwei Konzernbereiche aufzutrennen. Die Welt berichtet: „Anfang 2014 werde das Geschäft in die Bereiche Skandinavien sowie Kontinentaleuropa und Großbritannien aufgeteilt, kündigte der Staatskonzern bei der Vorlage seiner Halbjahreszahlen an.“ (Die heutige PM von Vattenfall hier und in vollständiger Länge unten im Text)
Der Sender DeutschlandRadio deutet diese Maßnahme auch als Vorbereitung auf einem möglichen kompletten Verkauf des Unternehmens jenseits von Skandinavien. Seit längerer Zeit deutet sich dieser Schritt an. Für die schwedischen Eigentümer ist die gesamte Expansion von Vattenfall außerhalb von Schweden zu einem Desaster geworden. Aus dem Plan, rund um die Ostsee zur Nummer 1 zu werden, wurde nichts. Der extrem hohe Anteil von klimaschädlicher Braunkohle am deutschen Stromgeschäft ist den Eigentümern schon seit längerem ein großes Ärgernis. Immer wieder wurde auch der Verkauf dieser Sparte in der Lausitz erwogen. Hinzu kommen die vielen Skandale und Pannen bei Betrieb der Atomkraftwerke von Vattenfall Deutschland, die für einen nachhaltigen Imageschaden gesorgt haben und massive Kunden-Einbußen zur Folge hatten.
Dass der Rückzug aus Deutschland immer wahrscheinlicher wird, machen auch diese Äußerungen klar (Die Welt): „Die Aussichten trübten sich zunehmend ein. „Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Markt in absehbarer Zukunft nicht erholen wird“, sagte Vorstandschef Öystein Löseth.“

Vattenfall hat aufgrund zahlreicher Fehlentscheidungen des Managments inzwischen einen Schuldenberg von ca. 20 Mrd Euro aufgebaut. Die Welt meldet mit Bezug auf die heutige Bilanzpressekonferenz von Vattenfall: „Angesichts der schwachen Ertragslage schreibt der schwedische Energiekonzern Vattenfall rund 3,4 Milliarden Euro auf Kraftwerke und andere Vermögenswerte ab. Der größte Anteil entfällt auf Gas- und Steinkohlekraftwerke in den Niederlanden, doch auch in Deutschland schreiben die Schweden auf Steinkohlekraftwerke knapp 500 Millionen Euro ab. Das Unternehmen verschärft außerdem sein Sparprogramm. Im kommenden Jahr sollen 285 Millionen Euro eingespart werden, bisher waren 170 Millionen geplant.“

Finanz-Desaster Kohlekraftwerk Moorburg

Horrordaten, die zeigen, wie angeschlagen Vattenfall ist. Zu vermuten ist, dass z.B. die genannte Abschreibung in Höhe von 500 Millionen Euro zu einem großen Teil im Zusammenhang mit dem Kohlekraft in Hamburg-Moorburg stehen. Das Kraftwerk wird derzeit schrittweise in Betrieb genommen und gilt Vielen als totales wirtschaftliches Desaster.

Der Personalabbau dürfte noch verschärft werden

Für die MitarbeiterInnen bei Vattenfall kommt es knüppeldick. Schon jetzt werden in Deutschland 1.500 Arbeitsplätze abgebaut. Nun erhöht Vattenfall auch noch seine Einsparziele. Das dürfte nicht nur – wie die Welt schreibt – zum Einstellungsstopp führen, sondern ein nächstes Programm zur Personaleinsparung auf den Plan setzen.

Über die Lage der MitarbeiterInnen von Vattenfall hatte umweltFAIRaendern.de erst vor vor wenigen Tagen berichtet: ver.di Berlin warnt: Existenzielle Sorgen der Vattenfall-Mitarbeiter in Berlin, Hamburg und Cottbus durch massive Stellenstreichungen – Energieversorgung wird gefährdet und: Ohne Perspektive? Schlechte Stimmung bei Vattenfall-Beschäftigten
Die Krise bei Vattenfall auf umweltFAIRaendern:

Die Vattenfall PM von heute im Original:

23.07.2013

Vattenfall nimmt umfangreiche Abschreibungen vor und teilt Unternehmen auf

Vattenfall hat sich entschieden, das Unternehmen in eine skandinavische und eine kontinentaleuropäische Einheit aufzuteilen. Dies ist eine von mehreren Maßnahmen als Reaktion auf die Entwicklungen des europäischen Energiemarktes. Gleichzeitig muss Vattenfall infolge der Marktentwicklung und gestiegener Geschäftsrisiken 29,7 Milliarden SEK auf Vermögenswerte des Unternehmens abschreiben.
Vattenfall ändert seine Organisationsstruktur, um größere finanzielle und strategische Flexibilität zu erreichen. Mit Wirkung zum 1. Januar 2014 wird die Geschäftstätigkeit des Konzerns in zwei regionale Einheiten aufgeteilt: Skandinavien und Kontinentaleuropa/UK. Hintergrund dieser Änderungen ist die aus Sicht des Unternehmens gestiegene Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung des Energiebinnenmarktes in Europa, insbesondere in Kontinentaleuropa. „Die neue Struktur ermöglicht jeder Region, sich auf ihre jeweiligen Hauptthemen zu konzentrieren. Darüber hinaus eröffnet sie Möglichkeiten, Risiken der Geschäftstätigkeit von Vattenfall auf dem europäischen Festland langfristig zu teilen“, erklären Vattenfalls Chairman of the Board of Directors, Lars G. Nordström, und CEO Øystein Løseth.
Wie auch andere europäische Energieversorger ist Vattenfall von zunehmend trüben Marktaussichten betroffen. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Markt in absehbarer Zukunft nicht erholen wird.
Um den gestiegenen Geschäftsrisiken Rechnung zu tragen, wurden die zukünftigen Cashflows mit einem größeren Risikofaktor bewertet. Als Konsequenz daraus schreibt das Unternehmen den Buchwert seiner Vermögenswerte um insgesamt 29,7 Milliarden SEK ab. Die Auswirkungen auf das Ergebnis der Periode belaufen sich aufgrund von Steuereffekten im Zusammenhang mit den Abschreibungen auf 24,5 Milliarden SEK. Die Abschreibungen im zweiten Quartal haben jedoch keine Auswirkungen auf den Cashflow von Vattenfall.
Die im zweiten Quartal vorgenommenen Abschreibungen betreffen:
• Gas- und Steinkohlekraftwerke in den Niederlanden: 14,5 Milliarden SEK
• Steinkohlekraftwerke in Deutschland: 4,1 Milliarden SEK
• Blockheizkraftwerke in Skandinavien: 2,5 Milliarden SEK
• Goodwill aus dem Handelsgeschäft: 6,8 Milliarden SEK
• Sonstige Vermögenswerte: 1,8 Milliarden SEK
Das operative Ergebnis im ersten Halbjahr 2013 stieg um 3,3% auf 16.950 MSEK (Vorjahreszeitraum: 16.401 MSEK). Trotz der umfangreichen Abschreibungen erfüllt Vattenfall die finanziellen Ziele zur Kapitalstruktur.
Chairman of the Board of Directors Lars G. Nordström und CEO Øystein Løseth: „Es wiegt natürlich schwer, Abschreibungen in dieser Größenordnung vornehmen zu müssen. Doch sie spiegeln unsere aktuelle Realität wider, und wir müssen von unseren heutigen Erkenntnissen über den Markt ausgehen. Das bedeutet, dass wir den Wert unserer Vermögenswerte anpassen müssen. Es bedeutet auch, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, die aus unserer Sicht notwendig sind, um langfristig ein nachhaltiges und starkes Vattenfall zu sichern.“
Vattenfall hat bereits mit Konsolidierung und erheblichen Einsparungen auf die schwierige Marktsituation reagiert, ergreift jetzt jedoch weitere substanzielle Maßnahmen.
Kostensenkungen und laufende Rationalisierungsmaßnahmen werden beschleunigt. Die geplanten Kosteneinsparungen für 2014 werden von 1,5 Milliarden SEK auf 2,5 Milliarden SEK erhöht. Für 2015 wird ein neues Sparziel von 2 Milliarden SEK festgelegt. Vattenfall hat einen Einstellungsstopp verhängt und zudem den Einsatz externer Berater erheblich eingeschränkt. Seit 2010 hat Vattenfall jährlich seine Kosten um 7,5 Milliarden SEK reduziert.
Die Investitionen für die kommenden fünf Jahre werden auf 105 Milliarden SEK gesenkt, verglichen mit 123 Milliarden SEK für den Zeitraum 2013 bis 2017. Bereits beschlossene Investitionsprojekte werden priorisiert, der Fokus liegt weiterhin auf erneuerbarer Energie.
Wechselkurs: 1 EUR = 8,7773 SEK (30. Juni 2013)
Weitere Informationen erhalten Sie von
Ivo Banek, Kommunikationschef, Tel.: +46 (0)8 739 50 10
Klaus Aurich, Head of Investor Relations, Tel.: +46 (0)8 739 65 14, Mobil: +46 (0)705 39 65 14.
Vattenfall Pressestelle, Tel.: +46 (0)8 739 50 10, press@vattenfall.com
Präsentation Halbjahresreport: http://www.vattenfall.com/en/q2-report-2013.htm


Dirk Seifert

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