Tansania in Trouble 5 – Internationale Uran-Konferenz Tansania – Regierung ignoriert Risiken

uranium-tansaniaDar Es Salaam, Tansania. Nach langem hin und her hatte schließlich der Gesundheitsminister von Tansania zugesagt, auf der „Internationalen Konferenz über gesundheitliche und Umweltfolgen des Uranabbau“ zu erscheinen und ein kurzes Statement zur Regierungspolitik zum Uranabbau zu geben. Am Donnerstag, den 3. Oktober begann die Anti-Uran-Konferenz mit Fachleuten und AktivstInnen aus aller Welt in  Dar Es Salaam.
Aus Canada, Australien, Mali, Südafrika, Camerun, Tschad, Deutschland, Österreich, der Schweiz, den USA, Namibia, der Mongolei und vielen anderen Staaten versammelten sie sich zum Informationsaustausch und zur Diskussion gemeinsamer Aktivitäten. Anlass für die Konferenz in Tansania war, dass in dem ostafrikanischen Land an mehreren Stellen der Uranabbau derzeit erforscht wird und im Süden, im Mkuju-River-Projekt, der Uranabbau bevorsteht. Alle Texte über Uranabbau und Tansania sind hier.  (Dort sind auch weitere Fotos über die Konferenz zu finden, auch über den vorherigen Fieldtrip nach Bahi/Dodoma, siehe Tansani in Trouble 3 und 4, alle Fotos auf dieser Seite: Dirk Seifert, Anne Stolmar)


Weitere Informationen: Uranium-Network
Bereits im Vorfeld der Konferenz betonte die Regierung Tansanias, dass sie gewillt ist, den Uranabbau voranzutreiben. Im Vordergrund dabei stehen entwicklungspolitische Motive. Der Gesundheitsminister Hussein Ali Mwinyi erklärte auf der Konferenz, seine Regierung hätte alle erforderlichen Maßnahmen und rechtlichen Regelungen vorgenommen, damit der Uranabbau ohne negative gesundheitliche Auswirkungen für die Bevölkerung von statten gehen könne. Ähnlich hatte sich der für Ressourcen zuständige Minister Tage vor der Konferenz geäußert. Auf der Konferenz erläuterte schließlich auch eine Sprecherin der Tanzania Atomic Energy Commission (TAEC) und vom National Environment Management Council (NEMC) die staatliche Haltung zum Uranabbau, zur vorgeblichen Sicherheit, den internationalen Standards und dem rechtlichen Rahmen für den Uranabbau.
Aufgrund des großen Medieninteresses an der Konferenz war schließlich das Ministerium für Ressourcen bereit zu einem Gespräch mit einer kleinen Delegation von TeilnehmerInnen. In dem Gespräch mit einem für das Mining zuständigen Abteilungsleiter wurde sehr schnell deutlich, dass die Regierung an einem wirklichen Dialog nicht sonderlich interessiert ist. So bestand das Gespräch offenbar vor allem daraus, dass der Behördenvertreter lediglich immer wieder die offizielle Position darstellte und kaum auf die Hinweise der Tagungs-Vertreter einging.
Zuvor hatte der deutsche Botschafter eine Delegation zu einem Gespräch gebeten, um sich über die Uran-Projekte in Tansania informieren zu lassen. Dabei hatten die Konferenz-TeilnehmerInnen die Möglichkeit, auf die zahlreichen umweltpolitischen und gesundheitlichen Risiken hinzuweisen.

Auf einer Pressekonferenz (PDF) am Mittag machten die Veranstalter klar, dass sie große Sorgen für die Gesundheit und die Umwelt durch den Uranabbau haben und dass die von der Regierung erhofften Erfolge für die wirtschaftliche Entwicklung nicht eintreten würden. Dabei verwiesen sie auf zahlreiche Uran-Projekte in aller Welt. Diese würden für die betroffenen Menschen kaum Vorteile bringen, aber enorme gesundheitliche und Umweltschäden hinterlassen. Der Guardian Tanzania berichtet am folgenden Tag auf seiner Titelseite mit diesem Artikel. Auch die Deutsche Welle schreibt auf ihrer Homepage über den Uranabbau und die Konferenz. Unter der Überschrift:“Gefährliches Uran in Tansania“ schreibt Philipp Sanner: „Allen Risiken zum Trotz: Tansania will radioaktives Uran abbauen. Umweltschützer warnen vor Gefahren für Mensch und Natur. Auch aus der lokalen Bevölkerung kommt Kritik.“

Mit zahlreichen fachlichen Beiträgen über die weltweiten Erfahrungen beim Uranabbau in Fragen der Gesundheit und der Umweltfolgen zeigten die Fachleute aus unterschiedlichen Ländern, wie groß die Risiken sind. Andreas Nidecken, einer der Initiatoren der Konferenz  von der IPPNW Schweiz, eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit Helen Kijo-Bisimba von der tansanischen Menschenrechtsorganisation „Legal and Human Rights Center“ und Günter Wippel vom Uranium-Network sowie Joan Leon von der Rosa Luxemburg Stiftung in Ostafrika.
Unter anderem berichteten der Geologe Thomas Seifert und auch Sebastian Pflugbeil über die deutschen Erfahrungen zum Thema. Jahrzehntelang war in Ostdeutschland Uran für die Sowjetunion bei der Wismut AG abgebaut worden. Tausende Arbeiter sind in der Folge an Krebs erkrankt und gestorben; große Gebiete durch die radioaktiven Abraumhalten verstrahlt. Seit 1990 ist der Abbau beendet und es wird mit inzwischen über sechs Milliarden Euro Kosten an der Sanierung gearbeitet, die bis heute nicht abgeschlossen ist.
Aus dem Niger berichteten Frau Solli Ramatou von der Research Group on Environmental Issues, Naoino Nouhou von Rotab, und Ghamar Ilatoufegh (Aghir in Man, Arlitt) über die Lage in den von der französischen AREVA seit den 60er Jahren ausgebeuteten Uranmine bei Arlitt im Norden und von den anderen geplanten Gebieten, in denen künftig das strahlende Material aus der Erde geholt werden soll.  Cheik Oumar Camara, Vizepräsident des Regionalen Councils of Keneibar und Nouhoum Keita von der ARACF (Association of the Inhabitants and Friends of the Municipality of Falea), beide aus dem krisengeschüttelten Mali, informierten über die dortige Uranexploration und die Lebens- und Umweltbedingungen in ihren Regionen.
Doug Brugge, USA, Dale Dewar aus Kanada, Robert Mtongo aus Sambia, Andreas Uhl aus der Schweiz, Mariette Liefferink aus Südafrika, David Fig, ebenfalls Südafrika, Reinford Mwangonde aus Malawi, Günter Wippel, Deutschland: Sie alle gaben in ihren Beiträgen vor den 250 – 300 internationalen Gästen einen detaillierten Einblick in den aktuellen Stand der Exploration und den Uranabbau, über gesundheitliche Probleme, Umweltfolgen und auch die politischen Bedingungen in ihren Ländern. Auch Menschenrechtsprobleme wurden auf der Konferenz thematisiert. Amani Mustafa aus Tansania, Dave Sweeney aus Australien und Anthony Lyamunda ebenfalls aus Tansania sprachen nicht nur über die Probleme des Uranabbaus hinsichtlich ökologischer Fragen, sondern machten auch auf die in vielen Regionen katastrophalen Menschenrechtsbedingungen und fehlende demokratische Bedingungen aufmerksam.
Die Konferenz endete am Samstag nachmittag mit einer Abschlusserklärung der TeilnehmerInnen und der Veranstalter, die hier nachzulesen ist:

Joint statement of the participants of the conference on „Uranium Mining – Impact on Health and Environment“ in Dar-Es-Salaam

Tanzania Conference[08.10.2013] We representatives of civil society organisations gathered here in a multi–stakeholder conference under the theme „Uranium Mining – Impact on Health and Environment” in Dar – es – Salaam have prepared a statement highlighting our concerns on the uranium industry.
We stress that uranium is a toxic heavy metal and together with its decay products emits radioactivity.

We recognise that,  uranium may do harm to the health of people living close to its presence even if it is left in the ground.

We further recognize that, whenever and however it is brought to the surface to be used it poses a great danger to human beings, the land and future generations.

We note that uranium has to be left in the ground, because once on the surface it is spread in the soil, water, air and the human body.

We also note that once the uranium mining is over, the land is destroyed and can never be fully rehabilitated

We are also concerned that uranium mining is technically very difficult, even in technologically and highly developed countries like the USA, Canada, Australia and Germany.

We are further concerned that the whole destructive nuclear fuel chain damages human health, affects communities and contaminates the environment.

We observe that  uranium mining does not deliver the fruits of development but instead sets back national development through saddling governments with the costs of waste disposal, environmental rehabilitation, compensation, and the health of its people.

We recall that there is a long history of extracting resources from colonies, indigenous people and occupied countries.

We recognise that  the revenues go to the exploiting countries and companies and the burden of waste and destruction is left to the exploited.
Uranium mining sets back sustainable development.
Therefore we recommend that:

Governments reject uranium mining and instead insist on the need for fair trading conditions with fair prices and technological support for renewable energies and sustainable production.
The issue of energy is important in most African countries. Even in those countries where uranium is exploited, solar energy is a much better option than uranium!

Governments should recognise that the use of uranium to build weapons is no way to guarantee the safety of a state. Good diplomatic relations with other countries, the use of civil conflict resolution and social justice make a country a safer place to live.

The Government of Tanzania should critically review the issuing of licenses and stop the extraction of uranium in the country, and lay down sustainable development strategies relying on renewable energy sources for a better ecological and economic future!
Signed in Dar-es-Salaam, 5 October 2013

Dirk Seifert

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