Am Wochenende 18./19. Juni wurde das AKW Brokdorf blockiert. Mit dabei war die ROBIN WOOD-Aktivistin Christina. Was sie erlebt hat, beschreibt sie so: „Ich hatte mich auf eine lange Blockade eingerichtet, darauf gefreut, mit vielen tausend Gleichgesinnten, die Revisionsarbeiten am AKW Brokdorf und somit das darauf folgende Wiederanfahren der Anlage zu behindern. Aber es sollte alles anders kommen. Wenige Tage vor Beginn der Aktion wurden die Arbeiten vom Betreiber E.on verschoben. Während die Kampagne „Block Brokdorf“ ihre Aktion absagte, beschloss x-tausendmal-quer, die von ihnen geplante Blockade gleichfalls nach hinten zu verschieben. Beides ärgerte mich sehr – nicht nur, weil das meine Urlaubsplanungen komplett über den Haufen warf, sondern vor allem, weil nun mit viel weniger Aktivisten zu rechnen war. Als ich schließlich am Samstagmorgen mit meiner Bezugsgruppe das Camp von x-tausend erreichte, waren kurz zuvor ca. 200 Menschen in einem Demozug zum AKW aufgebrochen. Wir fanden uns eine halbe Stunde später vor einem der beiden Tore wieder, wo die Blockade bereits in vollem Gange war. Ein Tripod (dreibeiniges Gestell aus ca. 5-Meter-langen Metallstangen) wurde gerade aufgebaut, während die Sitzblockierer sich vor den immer wiederkehrenden Schauern unter große Planen flüchteten. Blockade vor dem AKW Brokdorf Nach einiger Zeit bat ein Polizeisprecher darum, das Tor freizugeben, um auf dem Gelände stationierte Polizisten raus zu lassen. Das Plenum entschied allerdings, die Sitzblockade in gleicher Form fortzusetzen, da die Polizeikräfte ja ebenso wie die Arbeiter den Weiterbetrieb der Anlage umzusetzen hatten, während wir das genaue Gegenteil forderten. Die Blockierenden vor dem anderen Tor entschieden sich unabhängig, aber im Wissen um unsere Entscheidung genauso. Kurz vor dem Schichtwechsel stiegen die zahlenmäßig weit überlegenen Polizisten über uns hinweg und kesselten die Blockade. Nach zweimaliger Aufforderung, uns zu entfernen, aber ohne die zuvor zugestandene Spontandemonstration aufzulösen, begannen sie schließlich, Blockierer für Blockierer hinter eine Absperrung zu tragen. Ärgerlicherweise wurden nicht nur die Personalien aufgenommen, sondern es wurde auch jede Person abfotografiert, was für eine Ordnungswidrigkeit wohl kaum zu rechtfertigen ist. Als schließlich die Busse mit den Arbeitern rein- und rausfuhren, wurden sie von Sprechchören „Abschalten, abschalten“ begleitet. Erst wegtragen, dann erfassen und fotografieren (Fotos: ROBIN WOOD) Nach einer Erholungspause gelang es, die Polizeikräfte zu überraschen und das zweite Tor erneut mit mehr als 60 Personen zu besetzen. Doch diesmal wurde das andere Tor geräumt. Wir harrten noch eine Nacht bei frostigen Temperaturen auf den Strohsäcken aus, verteilten uns dann erneut auf beide Tore. Es folgten die dritte Räumung und zahlreiche Platzverweise. Erschöpft kehrten wir ins Camp zurück, wo sich zeigte, dass nicht mehr genügend Menschen die Kraft hatten, weiter zu blockieren. Wieder drängte sich uns die Frage auf, wo all die Menschen waren, die ja völlig zu Recht in den letzten Tagen die unsäglichen Verabredungen der Parteien in Sachen Atomkraft kritisiert hatten. Bei einer geplanten Laufzeitgarantie von bis zu 12 Jahren für die verbleibenden AKW, dem Weiterbetrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau, der Brennelementefabrik in Lingen und nicht zuletzt dem fortgesetzten Ausbau von Gorleben und Schacht Konrad kann ja nun wahrlich nicht von einem Atomausstieg gesprochen werden! Dieser bleibt vielmehr tatsächlich an vielen Stellen weiterhin auszufechten: In Parlamenten und Verhandlungen, durch den Wechsel des Stromanbieters und natürlich auch an jeder einzelnen Atomanlage, die weiter Atommüll produziert oder aufnehmen soll! In diesem Sinne: Die nächste Blockade kommt bestimmt. So hat sich die Kampagne www.abschaltblockade-neckarwestheim.de beispielsweise vorgenommen, ab dem 13. August das AKW Neckarwestheim zu blockieren, um der Forderung nach deren Abschaltung Nachdruck zu verleihen.“