Vattenfall Hamburg – BürgerInnen suchen Alternativen

Vattenfall – Heizkraftwerk Wedel. BürgerInnen suchen Alternativen. Foto: Dirk Seifert

Gegen den geplanten Neubau eines gasbefeuerten GuD-Kraftwerks in Wedel regt sich immer mehr Widerstand. Auf den ersten Blick klingen die Vattenfall-Planungen gar nicht schlecht, doch im Detail ist das Projekt zumindest fragwürdig: Denn das neue Kraftwerk ist nicht nur für die Fernwärmeversorgung vorgesehen, sondern soll mit über 400 MW auch ganzjährig Strom erzeugen. „Viel zu groß“ ist daher eine zentrale Kritik der Bürgerinitiativen und AnwohnerInnen.
Kritisiert wird auch, dass das neue Kraftwerk weit entfernt von den eigentlichen AbnehmerInnen der Fernwärme gebaut wird. Die rund 20 km lange Zuleitung würde große Energieverluste bedeuten.
Das Kraftwerk soll als Kernstück eines Deals zwischen der Hansestadt Hamburg und Vattenfall das Heikraftwerk Wedel ersetzen. Vor dem Hintergrund eines laufenden Volksentscheids für die vollständige Rekommunalisierung der Energienetze, betrieben von dem Bündnis „Unser Hamburg – Unser Netz“, hat sich der Hamburger Senat als Minderheitsaktionär mit 25,1 Prozent an den Vattenfall-Netzgesellschaften beteiligt. Nach heftigen Protesten gegen eine Fernwärmeleitung vom noch im Bau befindlichen Kohlekraftwerk Moorburg wollen Senat und Vattenfall mit dem neuen GuD-Kraftwerk in Wedel nun „auf Energiewende machen“. Doch weit her ist es damit nicht: Mit der Minderheitsbeteiligung hilft der Senat im Grunde nur Vattenfall, weiter im Geschäft zu bleiben. Vorteile für Hamburg hat das eher nicht. Und die Umsetzung dessen, was Senat und Vattenfall Energiewende nennen, ist auch nicht gerade sehenswert: Ohne jede Diskussion und Beteiligung von BürgerInnen und Umweltverbänden haben Senat und Vattenfall über alle Köpfe hinweg die Entscheidung für ein GuD in Wedel getroffen.
Außerdem: Da weder die Stadt Hamburg noch Vattenfall Alternativen zu dem GuD-Neubau geprüft haben, nimmt nun die BI „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“ die Alternativen-Prüfung selbst in die Hand. Dabei blicken die WedelerInnen nach Kiel. Dort hatten die Stadtwerke zunächst ein Kohlekraftwerk geplant, mit dem die dortige Fernwärmeversorgung unterstützt werden sollte. Nach heftigen Protesten und einigen Gutachten änderten die Stadtwerke ihren Plan und setzten auf ein zentrales GuD-Kraftwerk. Inzwischen ist mit massiver Unterstützung von Bürgerinitiativen ein neues Konzept auf dem Weg, in dem auf den Bau eines zentralen großen GuD-Kraftwerks in Kiel verzichtet werden soll.
Künftig sollen im Kiel mehrere kleinere Blockheizkraftwerke (BHKWs) an verschiedenen Orten errichtet werden – dezentral ist besser!
Auf einer Veranstaltung am 26. September will die BI sich genauer über die Konzeptionen in Kiel informieren und prüfen, inwieweit die dortigen Entscheidungen auch für Hamburg sinnvoll und machbar sein können. Dafür hat man sich Referenten aus Kiel eingeladen:
– Willi Voigt, ehem. Energiestaatssekretär des Landes Schleswig-Holstein und aktuelles Aufsichtsratsmitglied der Stadtwerke Kiel,
– Ulrich Hühn, „BI für umweltfreundliche Energieerzeugung in Kiel und Umgebung – Kein Kohlekraftwerk in Kiel“ und
– Hans Schäfers, Dozent an der HAW Hamburg und maßgeblich am Forschungsprojekt „Smart Power Hamburg“ beteiligt.
Dezentral statt Groß-Kraftwerk: Kiel ein Vorbild für den Konflikt in Wedel?
Informationsveranstaltung der BI „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“
Datum: Mittwoch, 26.9, 19 Uhr
Ort: Aula der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule Wedel
Tinsdaler Weg 44, 22880 Wedel
Anfahrt: http://www.regionalschule-wedel.de/anfahrt.php
 

Dirk Seifert

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