Vattenfall, Krise, Arbeitsplatzabbau – Wenn Gewerkschafter träumen…

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Zum Arbeitsplatzabbau bei Vattenfall erfährt man bei der IG Metall in Hamburg nicht viel. Aber gute Tipps gibt es doch… Foto: IG Metall Hamburg, Anfang August 2013.

Vattenfall – Krise – Arbeitsplatzvernichtung. Das Gute vorweg: Wenigstens in Berlin und Brandenburg gibt es Gewerkschaftskollegen, die mit der Öffentlichkeit über die fundamentale Krise bei Vattenfall sprechen. Von den für Vattenfall zuständigen Gewerkschaften in Hamburg – allen voran der IG Metall – kann man das absolut nicht behaupten.
In Hamburg herrscht eisernes öffentliches Schweigen bei der IGM zur katastrophalen Lage des Vattenfall-Konzerns. Nicht nur das: Während sich die KollegInnen bei Vattenfall angesichts der Krise des Unternehmens und des angekündigten massiven Abbaus von Arbeitsplätzen sorgen, sehen die zuständigen Gewerkschaftsfunktionäre der IG Metall und von Verdi in trauter Partnerschaft mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nur ein Problem: Die „drohende“ Rekommunalisierung der Energienetze durch den Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz„.
In Hamburg mobilisieren GewerkschafterInnen für den Volksentscheid von Unser Hamburg - Unser Netz mit einem Aufruf, denn man hier unterschreiben kann.
In Hamburg mobilisieren GewerkschafterInnen für den Volksentscheid von Unser Hamburg – Unser Netz mit einem Aufruf, denn man hier unterschreiben kann.

Anders Hartwig Willert, zuständiger Verdi-Sekretär bei Verdi Berlin in der Berliner Morgenpost. Er macht sich Hoffnung, dass die für Anfang 2014 angekündigte Aufspaltung von Vattenfall dazu führen könnte, dass es einen gestärkten Konzernteil in Deutschland gibt, der sogar das angekündigte Investitons- und Personaleinsparprogramm zurückfährt. „“Die neue Struktur von Vattenfall bietet Chancen“, sagt Hartwig Willert. Für einen Mann von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ist das eine bemerkenswerte Aussage. Normalerweise ist das eine Manager-Phrase, mit der harte Veränderungen ummantelt werden. Willert, der auch im Aufsichtsrat der Vattenfall Wärme Gmbh und der Konzerntochter Stromnetz Berlin sitzt, meint das aber durchaus ernst.
Vattenfall, argumentiert er, wird ein großes, rechtlich eigenständiges Unternehmen für Kontinentaleuropa gründen. Dieses muss dann auch die diversen Risiken – etwa die der Atomkraftwerke und die Folgen des Braunkohleabbaus in Deutschland – schultern. „Das könnte dazu führen, dass Strukturen neu überdacht und Personalplanungen verändert werden“, sagt Willert.
Möglicherweise, so sein Kalkül, werde dann der seit längerem geplante Abbau von 1500 Stellen, 500 davon in Berlin, nicht so hart ausfallen. Seit Jahren liegen Betriebsräte und Gewerkschaften auf der einen und die Konzernspitze auf der anderen Seite im Dauerstreit. Ständig werden neue Sparprogramme aufgelegt oder verschärft. Es geht um Personalabbau und Gehaltskürzungen.“
So zitiert die Zeitung den Gewerkschafts-Kollegen. Die Zeitung und die Konzernzentrale gönnen Willert jedoch keine einzige Zeile, diese Träume weiter zu spinnen. Eiskalt stellt die Berliner Morgenpost fest: „Das Unternehmen macht jedoch wenig Hoffnung, dass die Pläne aufgegeben werden. „Der Beschluss zur Aufspaltung hat keine Auswirkungen auf das Sparprogramm“, sagt Vattenfall-Sprecher Hannes Hönemann. Der Personalabbau sei der Situation in Deutschland geschuldet.“
Dabei gibt es Alternativen, zumindest für relevante Teile der bislang noch bei Vattenfall angesiedelten Arbeitsplätze: In Hamburg und Berlin wollen Volksentscheids-Initiativen die kompletten Netzsparten von Vattenfall rekommunalisieren. In Berlin soll das Vattenfall-Stromnetz mit tausenden von Beschäftigten wieder zu 100 Prozent städtisch werden und eine eigenes Stadtwerk gegründet werden. In Hamburg will „Unser Hamburg – Unser Netz“ nicht nur das Stromnetz, sondern auch die Fernwärme von Vattenfall vollständig in die öffentliche Hand zurück holen.
Komisch allerdings: Die Gewerkschaftsspitzen blockieren das und votieren sogar gegen diese Pläne und die dahinter stehenden breiten Bürgerbündnisse. Statt mit ihnen über Konzepte und Alternativen für die Beschäftigten UND die Energiewende zu beraten, folgen sie eher einer konservativen Linie im Bündnis mit Konzern und Obrigkeit. Mit einem höchst interessanten Argument: Für diejenigen Beschäftigten, die nicht in die neuen öffentlichen Unternehmen wechseln könnten, seien die Arbeitsplätze bedroht. Alles klar? Nicht? Dann mal bei der SPD nachfragen…
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Dirk Seifert

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