Krise Vattenfall: „Wie viele Jobs wird Vattenfall streichen?“ – Der Konzern wird eingedampft

Vattenfall baut ab - Arbeitsplätze und den Standort Deutschland - Die wirkliche Gefahr aber laut SPD und Gewerkschaften nicht das Vattenfall-Management, sondern der Volksentscheid!
Vattenfall baut ab – Arbeitsplätze und den Standort Deutschland – Die wirkliche Gefahr aber laut SPD und Gewerkschaften ist nicht das Vattenfall-Management, sondern der Volksentscheid! Das muss einer verstehen!

Am Mittwoch war MitarbeiterInnen-Versammlung von Vattenfall im Hamburger Congress-Centrum. Mit dabei Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Das Abendblatt fragt am Tag danach: „Wie viele Jobs wird Vattenfall streichen?“ Noch vor der Katastrophenmeldung über Verlust-Abschreibungen in Höhe von über drei Milliarden Euro und der angekündigten Aufspaltung des Konzerns war klar: Mindestens 2.500 MitarbeiterInnen müssen gehen, 1.500 davon in Deutschland. Klar ist inzwischen, dass der Vattenfall-Konzern seine Einsparziele deutlich erhöht hat. Im kommenden Jahr sollen 285 Millionen Euro eingespart werden, bisher waren 170 Millionen geplant.
Angesichts dieser Zahlen dürfte klar sein, dass es weitere Entlassungen bei Vattenfall geben wird. Zumal die Konzernchefs auch für die Zukunft von weiteren Umsatzrückgängen ausgehen. Siehe dazu: Vattenfall-Krise: Konzern wird gespalten – Vorbereitung, dass Vattenfall Tschüss sagt?!
Doch das Abendblatt – das sich dem Thema als einzige Hamburger Tageszeitung überhaupt widmet – kann nicht wirklich Neues berichten. Offenbar lassen die Konzernchefs die Beschäftigten über die Folgen der neuen Sparbeschlüsse im Unklaren. Das Blatt schreibt lediglich, was schon vorher geplant war: „300 bis 500 Beschäftigte könnten in der Hansestadt betroffen sein“, sagt Rainer Kruppa, Chef des Gesamtbetriebsrats von Vattenfall.“ Kruppa ist Mitglied der Gewerkschaft IG Metall Hamburg. Vor den rund 2.000 Mitarbeitern, die ins Hamburger CCH kamen, „appellierte Kruppa an die schwedischen Eigner, den Stellenabbau in Kooperation mit dem Betriebsrat „hanseatisch fair“ zu gestalten.“ Das ist einigermaßen kurios, denn seit vielen Jahren sorgt unter den Beschäftigten genau das für viel Ärger: Die Vattenfall-Manager wissen gar nicht, was „hanseatisch“ ist und die Hanseaten schütteln über das „Schwedische“ seit langem nur noch den Kopf.
Fazit aber ist: Über Vorruhestandsregelungen oder Abfindungen versucht die Konzernleitung derzeit – mit dem Schweigen der IG Metall – die Mitarbeiterzahl zu reduzieren.
Viel neues über die kommenden Maßnahmen der Konzernleitung haben die insgesamt über 4.000 Hamburger Beschäftigten nicht erfahren. Deutschland-Chef Tuomo Hatakka „verwies in seiner Rede unter anderem darauf, dass sich die gesamte Energiebranche im Umbruch befinde und sagte, dass die Beschäftigungsgarantie von Vattenfall etwas besonderes sei. Andere Energie-Unternehmen hätten mit ihren Betriebsräten keine Beschäftigungsgarantie vereinbart.“ Ob das die KollegInnen in irgendeiner Weise beruhigt hat, schreibt das Abendblatt nicht. Überhaupt fällt auf: Über die Stimmung im CCH verliert das Abendblatt nicht ein Wort. Warum?
Ebenso unklar bleiben die Reaktionen der Beschäftigten über den Auftritt von SPD-Bürgermeister Olaf Scholz: Der „nutzte die Betriebsversammlung, um sein Bekenntnis zur Zusammenarbeit der Stadt mit Vattenfall im Rahmen der Energiewende zu erneuern.“ Kaum anzunehmen, dass dieses Bekenntnis in irgendeiner Weise für die 300 – 500 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz „sozialverträglich“ verlieren, ein echter Trost ist.
Wer echt verrücktes Kino mag, für den war der letzte Mittwoch sicher ein großes Ereignis: Während der Bürgerschaftsdebatte über den Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ – nur wenige Stunden nach der Mitarbeiterversammlung von Vattenfall – sprachen weder der Bürgermeister, noch der SPD-Fraktionsvorsitzende oder der ehemalige Verdi-Chef und SPD-Abgeordnete Wolfgang Rose auch nur mit einem Wort von dem massiven Arbeitsplatz-Abbau bei Vattenfall und den weiteren Einsparmaßnahmen. Der laufende Kahlschlag bei Vattenfall wurde einfach verschwiegen, ebenso wie die heftigen Auseinandersetzungen um den Volksentscheid und andere Probleme innerhalb von Verdi unter dem neuen Chef Wolfgang Abel. (siehe hier: Verdi Hamburg – Die Flüchtlinge und der Volksentscheid “Unser Hamburg – Unser Netz”)
Umso heftiger und lauter wetterten sie jedoch, dass ausgerechnet der von einem breiten Bürgerbündnis getragene Volksentscheid die Arbeitsplätze bei Vattenfall und E.on bedrohe, sollten die HamburgerInnen für die vollständige Rekommunalisierung der Energienetze und damit gegen Vattenfall und E.on entscheiden. Bis heute erklären die Gewerkschaften jedoch nicht, wieso und warum (siehe mehr dazu unten).
Vor allem aber: Sie tun öffentlich nichts, was darauf schließen lässt, dass sie für den Fall eines erfolgreichen Volksentscheids Maßnahmen verabredet haben, die die behaupteten Auswirkungen verhindern würden. Statt sich für die Interessen der Beschäftigten umsichtig aufzustellen, haben sich die Spitzen von Verdi, IG BCE und IG Metall an die Seite von Scholz gestellt und hoffen, dass der Volksentscheid für die Rekommunalisierung der Energienetze scheitert – und die Konzernchefs von Vattenfall und E.on weiterhin ansagen wohin die Reise geht.
Zur Bürgerschaftsdebatte siehe:

Vattenfall – Die Krise – Der Arbeitsplatzbau: Mehr zum Thema auf umweltFAIRaendern:

 
 

Dirk Seifert

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