Auch das noch: Vattenfall sieht emotionale Probleme beim Rückbau von AKWs: Wohin mit dem kontaminierten Bauschutt?

Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter für Hamburg und Norddeutschland: Atommüll wird stigmatisiert. Emotionale Probleme... Foto: Vattenfall
Pieter Wasmuth, Vattenfall: Atommüll wird stigmatisiert. Emotionale Probleme… Foto: Vattenfall

„Kernkraftwerk-Abriss in Brunsbüttel: Betreiber Vattenfall befürchtet, auf 291.000 Tonnen Bauschutt sitzen zu bleiben. 9000 Tonnen strahlender Abfall müssen zwischengelagert werden.“ Das meldet die SHZ auf Basis von Aussagen von Vattenfall. 15 Jahre wird der Rückbau nach den Planungen des Konzerns dauern, nach derzeitigen Planungen 1,7 Milliarden Euro kosten. Aber: Vattenfall sieht „emotionale Probleme“ mit dem Atommüll auf sich zukommen…
Es ist die besondere Art von Vattenfall mit Problemen umzugehen. Die großen Mengen kontaminierter Bauschuttabfälle dürfen rechtlich nach der sogenannten Freimessung grundsätzlich auf Hausmülldeponien oder im Straßenbau abgelagert werden. Allerdings sind viele Unternehmen bzw. Betreiber dazu nicht bereit. Richtig ist zwar, dass diese Abfälle nur sehr gering verstrahlt sind – richtig ist aber auch: Die enormen Mengen führen zu einer dauerhaft höheren Strahlung. Für Vattenfall vor allem ein emotionales Problem: „Und es geht um den größten Teil des anfallenden Bauschutts. Der gilt zwar als unbedenklich, doch sieht Pieter Wasmuth, Geschäftsführer Vattenfall Europe Nuclear Energy, emotionale Hindernisse, bei der Wiederverwertung von 97 Prozent der 300 000 Tonnen Gesamtmasse des Kraftwerks.“ Dumme Sache, diese Emotionen.
Wasmuth ist auch im weiteren unschlagbar. Er verweist auf die technischen Erfahrungen, die es beim Rückbau gibt, z.B. beim AKW Stade. Dort aber hat man eben dieses emotionale Problem: In Stade werde der unbedenkliche Bauschutt nun schön verpackt gelagert, weil ihn niemand haben wolle. 90 Prozent des Betons könnten wiederverwertet werden, ebenso die sieben Prozent Metalle aus dem Kraftwerk. Strahlender Rest falle lediglich in einer Größenordnung von drei Prozent an.
„Emotional ist das ein Riesenthema“, weiß Pieter Wasmuth. Denn selbst landeseigene Deponien wollten den Schutt nicht haben. Dies, obwohl zunächst eine behördliche Freigabe erfolgen müsse, die Unbedenklichkeit also offiziell bescheinigte werde, bevor das Material das Gelände in Brunsbüttel verlasse. Wenn also der Rückbau gesellschaftlich gewollt sei, dürften diese Abfälle nicht stigmatisiert werden, findet Wasmuth. „Alle finden den Rückbau toll, aber keiner will den Müll.“
Au Backe. Was ein Elend. Und während Wasmuth über diese emotionalen Probleme nachdenkt, wird der Bevölkerung eher am Rande mitgeteilt, dass es in Brunsbüttel ein neues Zwischenlager für leicht- und mittelaktiven Atommüll geben soll, der ebenfalls beim Rückbau anfällt und wo dummerweise dieses Endlager im Schacht KONRAD einfach nie fertig werden will, weil es immer neue Probleme dort gibt. Noch dümmer ist aber vielleicht: Das Atommülllager für hochradioaktive Brennelemente in Brunsbüttel ist – laut einem Urteil des OVG Schleswig – auch nicht so ganz sicher und muss entweder nachgerüstet werden und ein komplett neues Genehmigungsverfahren durchlaufen – oder aber … Genau: Keine Ahnung.
Mehr zum Thema demnächst in diesem Kino.
Bis dahin:

AKWs und der Bauschutt:

und:

Dirk Seifert

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