Hamburg spekuliert: Was kosten die Vattenfall-Netze

Vattenfall zum Verkauf der Hamburger Energienetze bereit. Zu welchem Preis? Foto: Dirk Seifert
Vattenfall zum Verkauf der Hamburger Energienetze bereit. Zu welchem Preis? Foto: Dirk Seifert

Die Verhandlungen zwischen der Stadt Hamburg und Vattenfall über die vollständige Rekommunalisierung der Energienetze für Strom und Fernwärme sind in der heißen Phase. Während Juristen über Verträgen brüten und Einzelheiten verhandelt werden, ist der Preis der Übernahme noch umstritten – und ohnehin Geheimsache. Während die Verhandlungsführerin der Stadt jüngst davon sprach, dass man sich mit Vattenfall im Grundsatz einig, aber die Frage des Kaufpreises noch offen sei,
erklärt Vattenfall-Geschäftsführer Pieter Washmuth laut einem Bericht auf finanzen.net: „Es werden derzeit noch viele Punkte zwischen Stadt und Vattenfall diskutiert“ und „Die Verhandlungen auf das Thema Preis zu reduzieren, wird den Inhalten der Gespräche und der Komplexität nicht gerecht.“ Allein beim Stromnetzgeschäft gehe es um vier Vattenfall-Gesellschaften. „Wir müssen auch eine gute Lösung für die rund 2000 Vattenfall-Mitarbeiter finden, die direkt oder indirekt für Fernwärme und Stromnetz tätig sind.““

Natürlich finden derzeit viele Spekulationen über einen möglichen Preis für die Übernahme der beiden Vattenfall-Netze statt. Die einzigen vorliegenden Anhaltspunkte sind die Preise für den Minderheitsdeal des Hamburger Senats, mit dem er sich vor einiger Zeit mit 25,1 Prozent an den beiden Netzgesellschaften von Vattenfall beteiligt hatte:

  • Fernwärme Vattenfall: insgesamt 325,05 Mio. Euro, darin enthalten ca. 107 Mio. Euro als Anteil für ein neu zu bauendes GuD-Kraftwerk am Standort Wedel (Gesamtkosten waren auf ca. 430 Mio. Euro geschätzt worden). Anteil ohne die Kosten für dieses Kraftwerk wären also: 218 Mio. Euro.
  • Stromnetz Vattenfall:  138,05 Mio. Euro

Für diesen Preis hatte Hamburg von Vattenfall jeweils eine Garantie-Dividende zugesagt bekommen, also unabhängig vom tatsächlichen Geschäfts-Ergebnis hätte Hamburg in jedem Fall feste Gewinne verbuchen können. Eine Bewertung, wie hoch diese Regelung in den genannten Kaufpreisen zu bemessen ist, ist nicht möglich. Anzunehmen ist nur, dass dies die Kosten nach oben getrieben haben dürfte.
Würde man diese Beträge dennoch einfach hochrechnen, also von 25,1 auf 100 Prozent, wie es in den Medien gern getan wird (was aber keinen wirklichen Sinn ergibt), dann kommt man auf die folgenden Daten:
Ohne die Investitionskosten für ein neues Wärme-Kraftwerk würde auf dieser Basis das Fernwärme-Netz insgesamt 872 Mio. Euro kosten. Für das Stromnetz ergibt sich demnach ein Betrag von 554 Millionen Euro. Zusammen wären das 1,425 Mrd. Euro.
Folgende Beträge sollen derzeit in der Verhandlung sein: „Die „Bild“-Zeitung (Hamburg-Ausgabe) berichtete am Freitag, die Stadt sei bereit, für die beiden Energienetze 1,7 Milliarden Euro zu bezahlen. Vattenfall fordere jedoch 2,0 Milliarden Euro. „Zu Spekulationen über Kaufpreise werden wir uns nicht äußern“, sagte Wasmuth. Ein Sprecher der Finanzbehörde erklärte, er könne den Bericht der Zeitung weder bestätigen noch dementieren.“ (Quelle: Finanzen.net)
Die Volksentscheids-Initiative „Unser Hamburg – Unser Netz“, die mit dem erfolgreichen Entscheid am 22. September die jetzt laufenden Verhandlungen für eine vollständige Rekommunalisierung durchgesetzt hat, hatte schon vor einiger Zeit vor allem den Kaufpreis für die Fernwärme als zu hoch bezeichnet. Ein Bewertung der LBD-Beratungsgesellschaft aus Berlin hatte diesen Verdacht unterstützt (PDF, S.7). Die Gutachten zur Wertermittlung, die beim Kauf der Minderheitsanteile erstellt worden sind, hat der Senat zur Geheimsache erklärt, so dass diese bislang nicht bewertet werden konnten.
Im letzten Jahr hat Vattenfall in den beiden Netzen zusammen rund 70 Millionen Euro Gewinn gemacht.

Dirk Seifert

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