Hamburg: Riskante Atomtransporte-Drehscheibe mit Sicherheitsmängeln

Atomtransport per LKW im Hamburger Hafenbereich.
Atomtransport per LKW im Hamburger Hafenbereich.

„Zahlreiche Atomtransporte durch den Hamburger Hafen haben offenbar Mängel. Nach Informationen von NDR 90,3 haben die Behörden bei jeder siebten Kontrolle etwas zu beanstanden.“ Das meldet der NDR. Die Informationen stammen aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft. Allein zwischen Juni 2013 bis zum 21. Februar 2014 wurden bei 495 Kontrollen (!) insgesamt 13 „sicherheitsrelevante Mängel“ festgestellt.
Der NDR berichtet weiter: „Meist war die radioaktive Fracht auf den Schiffen nicht richtig gesichert. Es habe aber auch einige Fälle gegeben, bei denen aufgrund von Mängeln an den Transportcontainern selbst Beförderungsverbote ausgesprochen wurden, heißt es in der Senatsantwort.“
Außerdem gab es 62 „formale“ Mängel. Die Kleine Anfrage kann hier als PDF eingesehen werden. Die hohe Zahl der Kontrollen zeigt auch, in welch großem Umfang Atomtransporte durch Hamburg stattfinden. Zu den radioaktiven Materialien zählen vor allem Uran-Zwischenprodukte für die Herstellung von Brennelementen für Atomkraftwerke und fertige Brennelemente, aber auch andere radioaktive Materialien im Zusammenhang mit dem weltweiten Atomgeschäft. Im Sommer 2013 wäre es in Hamburg beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Der Atomfrachter Atlantic Cartier, der regelmäßig strahlende Frachten über den Hamburger Hafen transportiert, war in Brand geraten. In unmittelbarer Nähe fand zu dem Zeitpunkt eine Großveranstaltung des Kirchentags statt.

Siehe auch: Atomdrehscheibe Hamburg – Linksfraktion sorgt für neue Information über Atomtransporte
Während Städte wie Bremen ihre Häfen zumindest für einen Teil der Atomtransporte gesperrt haben, finden in Hamburg weiterhin eine Vielzahl solcher riskanter Transporte mit radioaktiven Stoffen statt. Erst vor wenigen Tagen hat die SPD-Mehrheit im Umweltausschuss einen Antrag der Linken-Fraktion abgelehnt, dem Bremer Beispiel zu folgen und Atomtransporte im Hamburger Hafen ebenfalls zu verbieten. Darüber berichtet die Hamburger Links-Fraktion hier.
Nicht nur über den Hamburger Hafen kommen Atomtransporte im Transit oder als Verlade-Station. Auch über die Straßen von oder zu den Ostsee-Fähren rollen zahlreiche Atomtransporte im Transit über Hamburger Straßen. Selbst die inzwischen abgeschalteten Atommeiler von Vattenfall führen regelmäßig zu Atomtransporten. Siehe z.B. hier: Vattenfalls Atommüll-Karussel: AKW Krümmel liefert an AKW Brunsbüttel und hier: Atommüll unterwegs – Vattenfall AKW Krümmel schickt Strahlenmaterial nach Duisburg.

Weitere Atomtransporte rollen für den von E.on betriebenen Atomreaktor in Brokdorf durch Hamburg, darunter auch Transporte mit Plutonium-Brennelementen.

Was bei den Kontrollen der Umweltbehörde unter „sicherheitsrelevanten Mängeln“ zu verstehen ist, erklärt der Senat in der Kleinen Anfrage so: „Bei den sicherheitsrelevanten Mängeln handelt es sich in der Mehrzahl um Verstöße gegen die Ladungssicherungsbestimmungen. Darüber hinaus gab es einige Fälle, bei denen aufgrund von Mängeln an den Transportcontainern selbst (CSC-Verstöße) Beförderungsverbote ausgesprochen wurden. In keinem Fall kam es durch die festgestellten Mängel zu schädigenden Beeinträchtigungen des Gefahrgutes oder deren Verpackung. Bei den Kontrollen wurden keine Beschädigungen an den Gefahrgutumschließungen festgestellt.“

Dirk Seifert

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