Wünschen und Beten hilft nicht: Atomwelt wird kleiner

antiatomsonnenDer neueste „World Nuclear Industry Status Report“ für das Jahr 2013 bringt es an den Tag: Die Atomwelt wird nicht größer, wie sich die Industrie das wünscht, sondern kleiner. Trotz immer neuer Pressemeldungen über neue AKWs in Asien, Russland, Osteuropa, England oder anderswo: In der Realität gehen erheblich mehr Atomkraftwerke vom Netz.
In der taz werden dazu die Zahlen aus dem Bericht zusammengefasst: „Ein Blick auf die Zahlen hilft weiter: Im Jahr 2002 waren weltweit 444 Reaktoren am Netz. Seither werden es weniger. Allein im Jahr 2013 vermeldete die Internationale Atomenergieorganisation IAEO vier Inbetriebnahmen und sechs Stilllegungen. Aktuell sind nach Zahlen der IAEO 435 Meiler am Netz.“ Allerdings sind es weniger. Darauf verweist der Autor Mycle Schneider gegenüber der Taz: „Zum Beispiel führt die IAEO noch immer alle 48 japanischen Reaktoren in der Kategorie „in Betrieb“. Tatsächlich aber liefere seit September 2013 kein einziges dieser Kraftwerke mehr Strom, und in den letzten zwei Jahren seien überhaupt nur zwei Reaktoren betrieben worden, sagt Schneider.“
Auch wenn es Neubauten gibt: „Vor allem in Europa ist die Atomkraft massiv auf dem Rückzug: Im Jahr 1988 waren in den Ländern der heutigen EU noch 177 Reaktoren am Netz, heute sind es nur noch 131. Zwar gibt es sehr wohl einzelne Neubauprojekte, doch diese taugen kaum als gute Referenzen für die Branche: Der Reaktor im finnischen Olkiluoto wird frühestens 2017 ans Netz gehen und damit mindestens fünf Jahre verspätet. Die prognostizierten Baukosten sind zugleich von 3 auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen. Ähnlich entwickeln sich die Kosten und die Bauzeit im französischen Flamanville. Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien in Münster bilanzierte daher bereits 2012: „Atomstrom wird zum Kostendesaster.“

Ohne staatliche Unterstützung auf Kosten der SteuerzahlerInnen ist an einen Bau gar nicht zu denken. Ausnahme ist vielleicht ein Land wie China. Aber auch dort überholt die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien inzwischen den Atomstrom.

Auch wenn es viele Atom-Fans noch nicht wirklich einsehen wollen und es natürlich auch noch Staaten gibt, die die vermeintlich „friedliche“ Atomenergienutzung als Tarnung für den Aufbau einer auch militärischen Machtbasis im Blick haben: Gegen die Kostenentwicklung bei den Erneuerbaren Energien dürfte die Atomenergie keine Chance haben. Auch bei der internationalen Finanzierung ziehen sich immer mehr Banken zurück, sind nicht länger bereit, die enormen Risiken dieser Technologie zu finanzieren.
Da hilft kein Wünschen und Beten: Die harte schnöde Ökonomie steht einer atomaren Zukunft Gott sei Dank im Weg. Was bleibt ist der Atommüll, dessen dauerhaft sichere Lagerung weltweit nicht gelöst ist.

Dirk Seifert

2 Gedanken zu “Wünschen und Beten hilft nicht: Atomwelt wird kleiner

  1. Wenn der Markt die Sache regelt – warum dann noch „umweltFAIReandern.de? Oder wurde hier nur der kleinmütige Versuch unternommen, Spiritualität und Glauben mal wieder aus sicherer Entferung auf die Nase zu hauen?

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