Nachtzug statt Nachtflug? – Wie die DB AG am System Schiene sägt

Seit der Bahnreform vor 20 Jahren hat die Deutsche Bahn AG die Zahl der Beschäftigten im Bereich Schiene halbiert. Gleichzeitig wuchsen die Transportleistungen um 25 bis 35 Prozent. Die Produktivität der Mitarbeiter_innen im Kerngeschäft eines Bahnunternehmens ist in einem Maße gestiegen, der sich nicht mit technischem Fortschritt erklären lässt, sondern mit enormen Arbeitsdruck auf die Beschäftigten und deutlich weniger Service für die Kund_innen. Die Vorgängergewerkschaft der heutigen Eisenbahngewerkschaft EVG, Transnet, hatte 2007 einem Tarifvertrag mit der Deutschen Bahn zugestimmt mit einem Stundenlohn für neue Lokführer_innen von 7,50 Euro. Bekanntlich bekam der damalige Gewerkschaftschef Norbert Hansen kurz darauf den Posten eines Arbeitsdirektors bei der Deutschen Bahn und schon 2009 eine Abfindung von über 2 Millionen Euro sowie eine BahnCard100 auf Lebenszeit.
Während die Lokführergewerkschaft GDL als Buhmann der Nation inszeniert wird, sägt die Deutsche Bahn an ihrem Kerngeschäft, dem Schienenverkehr: Bereits Ende Oktober wurde die Nachtzugverbindung nach Kopenhagen eingestellt. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember fährt der letzte Nachtzug Richtung Paris, Richtung Amsterdam entfallen zahlreiche Verbindungen. Mit der Streichung der Nachtreisezüge bricht die DB AG ein wichtiges Element aus dem Systemnutzen Schiene im Personenverkehr raus: Für Reisende wird es zeitlich und finanziell immer weniger rational, die Bahn statt Auto oder Flugzeug zu nutzen und auch der Nutzen von Rabattangeboten wie BahnCard 100 und 50 sinkt. Ohne Nachtzüge ist die Bahn keine Alternative für Flüge unter 1000 Kilometer. „Grün“ ist an dieser Bahnpolitik nur das Feigenblättchen auf der BahnCard.
Im Beteiligungsbericht 2014 des Bundesfinanzministeriums heißt es zur Deutschen Bahn, eine Beteiligung privater Investoren könne wieder geprüft werden. Beim letzten Verschleuderungsversuch 2008 versprach sich der Bund aus einem Anlagevermögen von 183 Milliarden Euro einen raschen Cashflow in einer Größenordnung von 13 Millarden Euro für alles.