Kommission über hochradioaktive Atommüll-Varianten: Endlagerstandort oder Entsorgungszentrum?

Vertreter des Bundesumweltministeriums in der Atommüll-Kommission
Vertreter des Bundesumweltministeriums in der Atommüll-Kommission

Über das aktuelle Desaster bei der Atommüll-Zwischenlagerung will die Kommission so recht nicht reden, dafür steht der nächste Hammer auf der Tagesordnung: „Endlagerstandort oder Entsorgungszentrum?“ Mit diesem Titel, der zurecht an den Beginn der Atommülllagerdebatte in Gorleben erinnert, geht die „Endlager“-Kommission am kommenden Montag erneut an den Start. Der Titel bezieht sich auf den Entwurf für den Nationalen Entsorgungsplan, den das Bundesumweltministerium gerade in die Verbände-Abstimmung gegeben hat und der im August an die EU-Kommission überreicht werden muss. Darin ist als neue „Erfindung“ von einem „Eingangslager“ die Rede, das neben dem geplanten Dauerlager entstehen soll. Ein anderes Wort dafür wäre auch: bundesweites Zentral-Zwischenlager. Hier sollen dann künftig möglicherweise über 1.500 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll eingelagert werden – bis dann vielleicht irgendwann das vermeintliche Endlager fertig ist.

Der neue Pressesprecher der Atommüll-Kommission, Jürgen Voges, schreibt in der Einladung zur Kommissions-Sitzung: „Unter dem Stichwort „Endlager / Entsorgungszentrum“ erörtern die Mitglieder die Frage, welche weiteren Entsorgungsanlagen am gesuchten Standort errichtet werden könnten“ und ergänzt: „Zum Punkt „Endlager/Entsorgungszentrum“ hat die Kommission das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit um eine Einführung gebeten. Nach dem Entwurf eines Nationalen Entsorgungsprogramms des Ministeriums könnte nach Festlegung des Endlagerstandorts dort zunächst ein Eingangslager entstehen, das hochradioaktive Abfallstoffe aus den Zwischenlagern aufnehmen soll. Das Programm empfiehlt zudem ein Endlager, das sowohl für hoch radioaktive als auch für schwach und mittel aktive Abfallstoffe vorgesehen ist. Die Kommission hat zu entscheiden, welche Folgen die Errichtung eines solchen Entsorgungszentrums am gesuchten Standort für Suchverfahren und Auswahlkriterien hätte.“
Der zweite Aspekt bezieht sich auf den leicht- und mittelradioaktiven Atommüll aus der ASSE und das abgereicherte Uran von der URENCO in Gronau. Rund 300.000 Kubikmeter Atommüll sind das, die nach der bisherigen Rechtslage nicht in Schacht KONRAD hineinpassen. Rund um den Schacht in Salzgitter sind die Betroffenen hoch alarmiert.

Daher braucht es entweder eine neue Erweiterungsgenehmigung für den Schacht KONRAD oder aber einen anderen Ort, möglicherweise eben gemeinsam mit dem hochradioaktiven Atommüll. Immer mehr wird nun deutlich, dass der Arbeitsauftrag der Atommüll-Kommission kaum tragfähig ist und genau das passiert, was die Anti-Atom-Verbände von Anfang an eingefordert hatten: Ein Neustart macht nur Sinn, wenn das gesamte Atommüll-Problem auf den Tisch kommt.

Dirk Seifert

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