Krise Atomkonzerne: Vattenfall weiter auf Talfahrt und wachsende Strompreis-Risiken

Vattenfall-AKW-Brunsbuettel-Dez2013-15Weiterer Gewinneinbruch, weiter sinkende Stromerlöse und in Sachen Braunkohle-Verkauf in der Zwickmühle. Vattenfall kann sich aus der Krise nicht befreien. Früher als geplant sollen nun spätestens 2020 zwei der schwedischen Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Außerdem wird der Personalabbau voran getrieben und die Strompreise sinken weiter.
„Im ersten Quartal fiel der bereinigte operative Gewinn um 15 Prozent auf 822 Millionen Euro. Vattenfall machen wie auch E.ON und RWE die gefallenen Großhandelspreise zu schaffen. Diese sind wegen des Ausbaus des Ökostroms und der Überkapazitäten an Kraftwerken auf den tiefsten Stand seit Jahren gesunken“, berichtet N-TV.
Weiterer Personalabbau
1.000 Stellen zusätzlich zu den bisherigen 2.500 Beschäftigen sollen verschwinden, vor allem im mittleren Unternehmensbereich (Ungefähr die Hälfte des Stellenabbaus soll auf Verwaltung und Stabsfunktionen entfallen). Offen ist, wo genau diese eingespart werden sollen, aber es ist klar, dass dieser Personalabbau auch in Deutschland zum Tragen kommen wird. Die Berliner Zeitung spekuliert, dass angesichts von 15.000 der insgesamt 30.000 Arbeitsplätze in Deutschland rund 500 Stellen hierzulande gestrichen werden.
Zur Diskussion über den Konzernumbau hat Greenpeace eine Studie vorgelegt, die sich die Gewerkschaften, vor allem die IG BCE, sicherlich genauer ansehen sollten. Die Klimaretter schreiben: „Zur jüngsten Vattenfall-Hauptversammlung hat Greenpeace eine Studie vorgelegt, wonach der Stromkonzern sein ostdeutsches Braunkohlegeschäft innerhalb von 15 Jahren herunterfahren und auf erneuerbare Energien umsteigen könnte, ohne dass Arbeitsplätze in Gefahr geraten.“
Schnellerer Atomausstieg in Schweden
Zu den AKW-Abschaltungen ist bei den Klimarettern zu lesen: „Gleichzeitig kündigt Vattenfall an, zwei seiner sieben schwedischen Atomreaktoren vorzeitig stilllegen zu wollen. Man wolle die Reaktoren 1 und 2 des an der Westküste gelegenen AKW Ringhals zwischen 2018 und 2020 vom Netz nehmen, erklärte Konzernchef Hall am Dienstag. Bislang war 2025 geplant gewesen. Grund seien die gesunkenen Strompreise und hohe Produktionskosten. „Die Reaktoren gehen deshalb mit Verlust“, sagte Hall.“ (Dort auch weitere Informationen zu den Abschaltgründen)
Probleme mit dem Verkauf der Braunkohlesparte?
Der angekündigte Verkauf der Braunkohlesparte in der Lausitz war schon bis jetzt eher als ehrgeizig zu bezeichnen. „Ernst machen will der Konzern noch in diesem Jahr mit dem Verkauf der deutschen Braunkohle-Aktivitäten, die aus vier Kraftwerken, fünf Gruben und der Option auf fünf neue bzw. erweiterte Tagbauten bestehen“, schrieb jüngst die NZZ. Das wird mit der jetzt angekündigten Klimaabgabe in jedem Fall nicht leichter. Darauf verweisen auch die Klimaretter. Wer will schon einen Unternehmensbereich kaufen, von dem nicht klar ist, wie viele Kraftwerke denn konkret im Paket enthalten sind? Die Verkaufspläne dürften nach dieser Gabriel-Initiative also sicherlich ins Stocken geraten. Vielleicht auch ein kleiner Nebeneffekt, mit dem das Land Brandenburg und auch die Bundesregierung Zeit gewinnt, um die weiteren Schritte mit etwas größerer Ruhe zu betreiben?

Extrem-Risiko: Strompreise sinken weiter
Wichtig im jetzt vorgestellten Quartalsbericht sind die Hinweise von Vattenfall, dass sie Strompreise weiter sinken und damit die Margen immer kleiner werden. Dabei gehen offenbar auch die Preise in der Zukunft weiter zurück, mit denen nicht nur Vattenfall dem aktuellen Trend noch etwas entgegensetzen konnte. Bei den Klimarettern heißt es: „Wegen der fallenden Strompreise an der Börse und einer geringeren Erzeugung verschlechterte sich das Quartalsergebnis im Vergleich zum Vorjahr: Der Gewinn nach Steuern fiel von rund 875 Millionen Euro auf 530 Millionen Euro. „Während des ersten Quartals des Jahres war die Nachfrage nach Strom weiterhin schwach und die Stromgroßhandelspreise fielen weiter“, sagte Magnus Hall.“
Im Handelsblatt steht: „„Während des ersten Quartals des Jahres war die Nachfrage nach Strom weiterhin schwach und die Stromgroßhandelspreise fielen weiter. Unser Schutz in Form von Terminkontrakten, die mit höheren Preisen abgeschlossen worden waren, verringert sich sukzessive, was bedeutet, dass sich die derzeitigen niedrigen Marktpreise immer stärker auf das Ergebnis von Vattenfall auswirken“, erklärte Unternehmenschef Hall.“ (Hervorgehoben vom Autor!)
Diese sinkenden Strompreise könnten weiter hohe Verluste bedeuten: Erst vor wenigen Monaten hatte der Konzern in der NZZ auf dieses Problem verwiesen: „Im neusten Jahresbericht (von 2014) zeichnet Magnus Hall, der neue Konzernchef, ein weiterhin düsteres Bild der Marktlage. Die Zeitung «Dagens Industri» zitierte unlängst eine interne Analyse von Vattenfall, gemäss welcher ein weiterer Rückgang der Strompreise um 5% neue Abschreibungen von bis zu 8 Mrd. sKr. auf Vattenfalls niederländischen und deutschen Aktiven zur Folge hätte.“ (Das wären etwa 850 Millionen Euro! (Hervorgehoben vom Autor!))

Der Trend zu geringeren Preisen setzt sich ungebrochen fort und bewegt sich immer öfter im Bereich von nur noch 30 Euro je Megawattstunde und sogar darunter. (Siehe z.B. hier verschiedene Grafiken zu den Preisentwicklungen). Nicht nur für Vattenfall kann das mittelfristig zu weiteren Hiobsbotschaften führen.

Dirk Seifert

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