Tropenwald im Tank! EU begrenzt Biospritquote
Agrokraftstoffe stehen im Zusammenhang mit steigenden Lebensmittelpreisen und Hunger, Landraub und klimaschädlichen Landnutzungsänderungen. Ein Beispiel: Würde zum Beispiel die EU jegliche Unterstützung für Agrotreibstoffe einstellen, würde der Weltmarktpreis für Weizen um vier Prozent sinken, der für Pflanzenöle sogar um 16 Prozent.
Seit Jahren wird daher auf EU-Ebene darüber diskutiert, den Anteil an Biokraftstoffen aus Feldfrüchten am Gesamtkraftstoffverbrauch zu begrenzen. Nun hat sich die EU auf eine Obergrenze von sieben Prozent für Agrokraftstoffen aus Feldfrüchten verständigt. Sie ist damit erstmalig von ihrer bisherigen Biokraftstoffförderungspolitik abgewichen. Ohne die Deckelung wäre der Anteil der Biokraftstoffe bis 2020 vermutlich auf rund 8,6 Prozent gestiegen.
Die beschlossene Obergrenze ist ein lange überfälliger und wichtiger Schritt, der aber längst nicht weit genug geht. Denn auch die nun beschlossenen sieben Prozent bedeuten praktisch einen weiteren Anstieg des Biokraftstoffanteils um fast 50 Prozent gegenüber dem heutigen Niveau von etwa 4,8 Prozent. Die EU-Kommission stellt den Mitgliedstaaten frei, strengere nationale Obergrenzen festzulegen. Deutschland steht deshalb nun in der Verantwortung, die Beimischungsquote noch stärker als bisher zu senken.
Der Einsatz von Biokraftstoffen wurde von der EU seit 2009 u.a. mit der Beimischungsquote aktiv vorangetrieben. Damals legte sie fest, dass bis 2020 im Verkehrssektor mindestens zehn Prozent des Gesamtkraftstoffverbrauchs aus Agrokraftstoffen bestehen sollen. Dabei war damals schon klar, dass das europäische Angebot an Ölpflanzen dafür bei weitem nicht ausreichen, und der hochproblematische Import von Ölpflanzen, insbesondere Palmöl und Sojaöl, aus Übersee stark ansteigen würde. In der Tat landet heute u.a. immer mehr Palmöl in unseren Tanks. Während 2006 nur 9 Prozent des importierten Palmöl zu Treibstoff wurden, sind es heute bereits rund 30 Prozent. Fast der gesamte Zuwachs der Palmöl-Nachfrage geht mittlerweile auf das Konto der Biokraftstoffindustrie.
Die EU hat außerdem beschlossen, die bisher völlig vernachlässigten Indirekten Landnutzungsänderungen (ILUC) durch den Anbau von Energiepflanzen in die Berichterstattung aufzunehmen. Gemeint ist damit die Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion durch den Anbau von Energiepflanzen, die dann wiederum auf andere Flächen z.B. Wald- und Moorgebiete ausweichen muss. Damit hat sich die Ansicht durchgesetzt, das Agrokraftstoffe keinesfalls, wie zunächst angenommen, klimaneutral sind. Das Gegenteil ist richtig: Palmöl, zum Beispiel, hat in der Regel eine dramatisch schlechtere Klima- und Ökobilanz als fossile Kraftstoffe.
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