Schmutziges Palmöl im Langnese-Eis! Unilever-Lieferant Wilmar tritt Sozialstandards mit Füßen

Foto: Heinrich Schultze
Foto: Heinrich Schultze

Eis essen ohne schlechtes Gewissen? Der Lebensmittelgigant Unilever möchte uns das gerne weismachen. In vielen Eisprodukten steckt Palmöl, und damit ein kleines Stückchen gerodeter Regenwald. Seit letztem Dezember muss dies nun auch auf den Verpackungen angegeben werden und darf nicht mehr hinter allgemeinen Bezeichnungen wie „pflanzliche Fette“ versteckt werden. Laut Unilever, dem die hier wohl bekannteste Eismarke ‚Langnese’ gehört, sollten die VerbraucherInnen ihr Eis aber trotz enthaltenen Palmöl ohne Gewissensbisse essen. Denn seit 2012 verwendet Unilever nach eigenen Angaben nur noch Palmöl aus zertifizierten Quellen wie dem RSPO, dem Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl.

Doch wer den Beteuerungen von Unilever glaubt damit ein nachhaltiges Produkt erstanden zu haben, wird schnell enttäuscht, wenn er sich den RSPO und die Unternehmenspraxis des Unilever-Lieferanten Wilmar einmal genauer ansieht: RSPO-zertifiziertes Palmöl ist keinesfalls so grün ist wie es tut. ROBIN WOOD und viele andere NGOs bewerten den RSPO als ‚Greenwashing’. Denn der RSPO verhindert weder Regenwaldzerstörung noch Zwangsenteignungen. Durch das unübersichtliche Handelssystem fließt fortlaufend auch Palmöl von illegal gerodeten Flächen in RSPO-zertifizierte Produkte und wird somit „reingewaschen“. Seit Jahren häufen sich zudem die Hinweise, dass die ohnehin schwachen Vorgaben von Mitgliedern wiederholt nicht eingehalten werden. In den letzten Wochen hat z.B. die Verletzung von Sozialstandards durch RSPO-Mitglieder wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Theoretisch schreibt der RSPO zum Beispiel vor, dass die beteiligten Kommunen über den Verkauf ihres Landes im Rahmen einer freien, frühzeitigen und informierten Konsultation entscheiden. In der Praxis wird dieses Recht auf Selbstbestimmung von RSPO-Mitgliedern jedoch regelmäßig untergraben.

Insbesondere der Name Wilmar International fällt in diesem Zusammenhang immer wieder. Und das, obwohl sich Wilmar zumindest auf dem Papier wiederholt zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards verpflichtete. Wilmar ist seit 2005 RSPO-Mitglied und kontrolliert rund 45 Prozent des weltweiten Palmöl-Handels. ROBIN WOOD hat in den letzten Jahren mehrfach über Menschenrechtsverletzungen und Landraub durch Wilmar berichtet. So zum Beispiel über die gewaltsame Räumung des auf der indonesischen Insel Sumatra gelegene Dorfes Sungai Beruang durch Sicherheitskräfte von Wilmar im August 2011.

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Foto: Jonathan Happ/ Katja Becker

Nun zeigen Berichte der NGO Forest People Program, dass Wilmar auch in West Sumatra Gemeinden mit unfairen Mitteln um ihr Land gebracht hat. 2014 gab es dort eine Beschwerde gegen ein Zweigunternehmen des Palmölkonzerns. Der PT Permata Hijau Pasaman 1 wird von der Minangkabau Gemeinde vorgeworfen hinter ihren Rücken und ohne Zustimmung deren Land angeeignet und darauffolgende Proteste mit Hilfe einer vermutlich bestochenen oder beeinflussten lokalen Polizei kriminalisiert und somit unterdrückt zu haben. Ein Dorfvorsteher wurde ohne offizielle Anklage für mehrere Monate inhaftiert. Etliche andere wurden verhört und unter Druck gesetzt.

Ein ähnlicher Landrechtskonflikt ereignete sich im letzten Jahr auf Kalimantan (Borneo) zwischen DorfbewohnerInnen und einem Zulieferer von Wilmar (PT.SMP). PT.SMP hatte dort widerrechtlich und ohne Zustimmung der Gemeinde Gemeindeflächen gerodet und in Besitz genommen. Außerdem wurden Brandrodungen durchgeführt, die sowohl gegen RSPO-Standards als auch das indonesische Recht verstoßen. Proteste der Gemeinde wurden mit Hilfe der Polizei aufgelöst. Einige DorfbewohnerInnen wurden verhaftet. Obwohl nun auch die Konzessionen für die übrigen Landflächen ausgelaufen sind, führt PM.SMP seine Umwandlungen in Palmölplantagen fort. Örtliche NGOs haben jetzt eine Beschwerde beim RSPO eingereicht. Dass da schnell Konsequenzen gezogen werden, ist aber eher fraglich. Beschwerdeverfahren werden bei RSPO meist lange verschleppt. Bisher sind abschreckende Konsequenzen für RSPO-Mitglieder stets ausgeblieben.

Langnese-Eis aus Wilmar-Palmöl? Nein Danke!

Tina Lutz

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