Ein Leben gegen den Atomwahnsinn – Marianne Fritzen ist tot: „Verneigung vor einer großartigen Frau“
Marianne Fritzen, seit Jahrzehnten im Widerstand gegen den atomaren Wahnsinn und im Wendland rund um Gorleben, ist in der Nacht zum Montag im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte heute das Wendland-Net mit. Bis zuletzt war sie aktiv und immer wieder wundervoller Störenfried. Liebevoll nannte sie im Greenpeace-Magazin mal jemand die Großmutter der Anti-Atom-Bewegung. Die BI Lüchow-Dannenberg, deren Mitglied und Ehrenvorsitzende sie viele Jahrzehnte war, schaltete eine Traueranzeige auf ihrer Homepage.
Die Annahme des Bundesverdienstkreuzes lehnte sie seinerzeit ab. Mit Anteilnahme reagierte die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auf die Nachricht über den Tod von Marianne Fritzen: „Die Nachricht vom Tod Marianne Fritzens macht mich betroffen und traurig. Wir trauern mit ihren Angehörigen und Freunden. In Marianne Fritzen verliert unser Land einen Menschen, der wie wenige andere sein Leben dem Widerstand gegen den Irrweg der Atomkraftnutzung widmete. Sie gehörte zu den Gründerinnen der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Seit Anfang der 70-er Jahre stand sie in der vordersten Reihe des Widerstands gegen die Pläne, Gorleben in einen Abladeplatz für Atommüll zu verwandeln. Es war zivilgesellschaftlicher Widerstand, an dem Politiker und Atomindustrie scheiterten.“ Siehe unten mehr.
Auch Rebecca Harms, Europaabgeordnete der Grünen und langjährige Weggefährtin von Marianne Fritzen, reagierte mit Anteilnahme: „Ich trauere um Marianne Fritzen. Sie war seit fast 40 Jahren die große Frau mit politischem Weitblick und Instinkt in der Anti-Atom-Bewegung.“ Auf ihrer Seite ist auch das „berühmte“ Foto (siehe oben) zu finden, auf dem die kleine Marianne Fritzen vor einer Polizeikette zu sehen ist.
Marianne Fritzen war streitbar nicht nur gegen die Atomindustrie, auch in den eigenen Reihen. Im Jahr 2008 gab sie ihren Ehrenvorsitz in der BI Lüchow-Dannenberg erbost zurück. Fritzen kritisierte damals – nachzulesen in der Taz – den Kurs des neuen BI-Vorstands als „Linksruck“ und monierte viele handwerkliche Fehler.
Die Bundesumweltministerin schreibt über Marianne Fritzen weiter: „Sie hat dieser Bewegung immer wieder Orientierung gegeben, auch als sie schon längst nicht mehr Vorsitzende der Bürgerinitiative war. Sie gehörte zu denen, die die Gründung der Grünen ermöglichten und blieb Freundin auch nach dem Austritt aus der Partei.
Das Bild von der kleinen tapferen Frau mit der Strickmütze, die sich von den behelmten Polizisten um sie herum nicht einschüchtern lässt, wurde zur Ikone der Bürgerbewegung gegen Atomkraft und Atommüll in Gorleben.
Marianne Fritzen verkörperte das, was gewaltfreien Widerstand ausmacht:
Entschlossenheit, Mut und Ausdauer. Sie war unnachgiebig in der Sache, aber immer zum Gespräch mit ihren Gegnern bereit und in der Lage. Die Anti-Atombewegung, aber auch die Gesellschaft insgesamt haben Marianne Fritzen viel zu verdanken. Ihre Klugheit, ihre Unerschütterlichkeit, ihre Güte waren prägend für Jahrzehnte des Anti-Atom-Widerstands. Ich verneige mich vor einer großartigen Frau, vor einem warmherzigen Menschen.“
Danke für eure Ehrung für Marianne , ich teile die Gefühle und Bewunderungen von
Rebecca und Ministerin Hendricks, beide alte Weggefährtinnen in der Umweltpolitik,
obwohl ich die Grünen teils gegen ihre damalige Ansichten gründete mit Petra Kelly
und zwar angeregt durch den Elan von Marianne und ihrem Mann und Lilo Wolny ,den Bauern, Pfarrern, Gorlebenfrauen im Landkreis ,der Notwendigkeit einen europaweiten Ausstieg aus der Atommüllproduktion hinzubekommen und den Einfluss der grossen Atom udn Energiekonzerne abzuwählen..Marianne besuchte ich im Juli 1977 das erste Mal vor dem ersten Sommercamp und sie gab mir sofort Arbeit,Aktenlesen, Bündnisse lokal und bundesweit und internaitonal schmieden,
nahm mich mit nach Bonn zum ersten Atomhearing im Bundestag und so ging es bis zum letzten Jahr weiter….Sie wird mir und vielen, die ihr begegnen durften irre fehlen,
ja sie hatte die Weisheit und die Radikalität einer Grossmutter, die für die Zukunft der Enkelgeneration kämpft und war Wegbereiterin einer gewaltfreien, kreativen
Bürgerinitiativkultur,eine engagierte und liberale Katholikin nicht zu vergessen,
sprach und witzbegabt,weitsichtig und nie abgehoben,wenn wir doch nur all ihre Erfahrungen der nächsten Generation gut weitergeben koennten für die Kämpfe in der ENergie und Klima und Ttip und Lebensmittel und Verkehrswende und für eine erfolgreiche Friedenspolitik in und um Europa,die sie in sich versammelt hatte.
Danke Marianne,dank all denen, die sie gestützt und erheitert und mit ihr gut im team
gearbeitet haben über die Generationen hinweg.Sie hat den Petra Kelly preis verdient und dass sich viele Frauen an ihr ein Vorbild nehmen in den Basisbewegungen, den Parteien und in Ministerien,danke Marianne, merci beaucoup, chapeau Madame!
Eva QUistorp,deine Stimme fehlt mir so
ins Haus von Marianne kam vor dem ersten Sommercamp