JunepA: Junge Impulse für zivilen Ungehorsam gegen Krieg, Flucht und Atom

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Neulich in Büchel auf der Startbahn für Atomwaffen-Tornados: AktivistInnen von JunepA.

JunepA ist das Jugendnetzwerk für politische Aktionen, in dem sich junge AktivistInnen mit besonderem Augenmerk gegen Atomenergie und Atomwaffen engagieren. Zuletzt waren sie erneut am Atomwaffenstützpunkt in Büchel (Atomwaffenfrei) aktiv, wo es ihnen im Rahmen einer Aktion gelang, die Startbahn der Atom-Tornados für kurze Zeit zu besetzen (Hier die PM zur Aktion). Aber auch die Uranfabrik in Lingen war bereits Ziel ihrer Aktionen, denn von Lingen aus werden Atommeiler in aller Welt mit dem erforderlichen Brennstoff versorgt. Und natürlich sind sie gegen Braunkohle und CETA am Start. Oftmals beklagen die Alten, dass beim Widerstand gegen Atomanlagen die Jugend fehle. Grund genug, dass umweltFAIRaendern mit Clara, David und Karen von JunepA über die Gründe und Motive für ihren Protest sprach.

Atomwaffen, Standort Büchel: Warum beschäftigt euch das Thema überhaupt?
Wir wollen Wandel anregen und umsetzen, hin zu einer ökologischen und sozialen Gesellschaft. Die Existenz von Atomwaffen ist für uns ein Problem von vielen: Sie schafft Unsicherheit und hält eine dauernde Gefahr aufrecht und wir finden, dass diese Gefahr sofort beendet werden sollte.

Der Militärstützpunkt in Büchel ist dabei einer unserer Ansatzpunkte, weil es im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend ist, dort ein Zeichen gegen die Atomwaffen zu setzen. Wenn wir dort Widerstand leisten, dann meinen wir aber nicht nur die Waffen, die dort gelagert sind. Wir sind der Meinung, dass alle Atomwaffen weltweit – egal welcher Nation sie gehören und wo sie gelagert sind – verschrottet werden sollten. Wir fordern eine Welt ohne Waffen und Militarismus.
Lingen – Büchel: Wo ist da für euch der Zusammenhang?
In der Brennelementefabrik Lingen werden Brennelemente hergestellt, die der “Treibstoff” für Atomkraftwerke sind. Damit ist die Fabrik ein nicht zu leugnender Teil der Atomkraft-Kette und sichert ihr Fortbestehen.
Atomkraft und Atomwaffen sind zwei Seiten der selben Medaille. Es geht um Profit und lebensverachtende Technologie. Für uns ist es unverzichtbar, an beiden Stellen immer wieder anzusetzen und der risikoreichen Atomtechnik unseren Zivilen Ungehorsam entgegenzusetzen.

Büchel, Atomwaffen, Friedensbewegung. Da trefft ihr auch oftmals alte Widerstands-Aktivisten: Warum seid ihr trotzdem dort?
Warum nicht? Für uns ist es eine riesige Bereicherung, in den Austausch mit Menschen zu gehen, die vollkommen andere Zeiten erlebt haben als wir. Wir nennen uns zwar “Jugendnetzwerk” und sprechen hauptsächlich jüngere Menschen an, aber für uns liegt großes Potenzial in einer möglichst vielfältigen Aktionsgruppe.
In Büchel wurden wir von älteren Menschen, die zum Teil schon bei den Protesten gegen die Pershing-II-Raketen in Mutlangen dabei waren, unterstützt. Gleichzeitig konnten wir ihnen neue Aktionsformen, zum Beispiel das Blockieren mit Materialverstärkung, näher bringen. Wir denken, dass wir viel voneinander lernen können und dass in der Diversität einer Aktionsgruppe ihre Kraft liegt – auch wenn die Umsetzung nicht immer einfach ist.
Flüchtlinge, Krieg in Syrien, AfD, Rassismus: Wie verbindet ihr dies mit eurem Widerstand in Büchel?
Wir sind nicht nur wegen der Atomwaffen immer wieder in Büchel, sondern auch, weil wir klar zeigen wollen, dass wir mit Militarismus und Krieg nicht einverstanden sind. Durch die todbringende Maschinerie und die hierarchischen Strukturen auf dem Fliegerhorst Büchel und auf anderen Militärstützpunkten wird Gewalt und Unterdrückung in anderen Ländern dieser Welt und an Europas Grenzen ermöglicht. Zahlreiche Waffen in Kriegsgebieten stammen aus europäischer Produktion und bei Auslandseinsätzen werden immer wieder Konflikte verschärft. Für uns ist damit klar: Krieg beginnt hier. Die Gewalt, die von europäischen Staaten ausgeht, ist eine Fluchtursache, die wir so schnell wie möglich beenden sollten. Dazu gehört für uns auch, geflüchtete Menschen mit offenen Armen zu empfangen.
Ihr seid an vielen Stellen aktiv: Wie würdet ihr euren Protest definieren? Seid ihr Links? Was bedeutet das? Antikapitalistisch? Oder wie würdet ihr euch definieren?
Bei unserer Gründung und im Findungsprozess danach haben wir uns entschieden, dass wir keinen inhaltlichen Konsens haben wollen. Wir haben das Vertrauen, dass wir uns alle durch Gespräche, Auseinandersetzungen, gemeinsames Lernen und eine lebensbejahende Grundeinstellung ungefähr in eine ähnliche Richtung bewegen. Gleichzeitig wollen wir auch Unterschiede in unserer politischen Meinung zulassen, so dass viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen bei uns Raum finden, ihre Aktionsideen umzusetzen.
Die “alten” Widerständler sagen oft, die Jugend sei unpolitisch und hängt zuviel auf Facebook rum. Was sagt ihr den “Alten” und denen in eurem Alter?
Was wir dazu sagen können: Wir sind nicht unpolitisch. Wir investieren Zeit und Kraft, um diese Welt irgendwie lebenswerter für alle zu machen, um “die Verhältnisse zum Tanzen” zu bringen. Es kann sein, dass viele Menschen (nicht nur Jugendliche!) zu unpolitisch sind, nicht mehr das große Ganze im Blick haben oder der Meinung sind, dass es reicht, die Stimme abzugeben oder dass es sich nicht lohnt, sie zu erheben. Natürlich wünschen wir uns, dass es immer mehr (junge) Menschen gibt, die sich auf ihre Art und Weise engagieren. Aber das ist eben immer ein Prozess… Wir bemühen uns, mit unserer Arbeit Impulse in diese Richtung zu geben und Menschen dabei zu begleiten, das erste Mal Zivilen Ungehorsam zu leisten.

Dirk Seifert

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