Atomalarm in der Luft: Im Ernstfall wäre kein AKW sicher!

Atomalarm in der Luft: Im Ernstfall wäre kein AKW sicher!

Der WDR bestätigt heute den Bericht von umweltFAIRaendern, dass bei dem Atomalarm nach einem Ausfall der Funkverbindung zu einem Passagierflugzeug am letzten Freitag nahezu alle Atomkraftwerke von Schutzmaßnahmen betroffen waren und Teile der Belegschaften evakuiert wurden. Auch die Augsburger Zeitung hatte das am Wochenende gemeldet. Eine Recherche des WDR, so der Sender, habe ergeben, dass insgesamt „mindestens 17 Atomreaktoren an zwölf Standorten in ganz Deutschland betroffen“ waren. Ausgenommen oder ungeklärt ist das AKW Isar bei Landshut mit einem stillgelegten und einem in Betrieb befindlichen Reaktor. „Nach Einschätzung vieler Fachleute ist keines der deutschen Atomkraftwerke gegen eine gezielte Attacke mit einem großen Passagierflugzeug gesichert“, berichtet der WDR.

Zunächst war in überregionalen Medien wie dem Spiegel nur davon die Rede gewesen, dass Atomkraftwerke in Norddeutschland von dem Renegade-Alarm betroffen waren. umweltFAIRaendern hatte dann mit Hinweis auf Meldungen der FR, der Augsburger Zeitung, der MainPost darüber berichtet, dass mindestens auch AKWs in Grafenrheinfeld und Biblis von Sicherungsmaßnahmen betroffen waren.
Laut WDR waren die folgenden Atomkraftwerke betroffen: „Biblis, Emsland, Gundremmingen, Brokdorf, Grohnde, Unterweser, Lingen, Brunsbüttel, Grafenrheinfeld, Philippsburg (laut Betreiber wurden „die dafür vorgesehenen Maßnahmen eingeleitet…“), Neckarwestheim (wie Philippsburg), Krümmel (Personal in Bunker am Kraftwerk untergebracht).“
Gestern berichtete umweltFAIRaendern nach Hinweis der BI Lüchow-Dannenberg, dass das Castor-Zwischenlager in Gorleben von Sicherungsmaßnahmen in Folge des Atom-Alarms in der Luft nicht betroffen war. Ob weitere Atomanlagen von derartigen Maßnahmen betroffen waren, ist unklar. Auch über betroffene Forschungsanlagen wie dem Reaktor in München-Garching liegen bislang keine Informationen vor.

Mit der Frage, welche Handlungsmöglichkeiten die Piloten gehabt hätten, wenn es sich bei dem Atom-Alarm um einen Ernstfall gehandelt hätte, setzen sich die Medien weiterhin nicht auseinander. (siehe dazu den oberen Link)
Allerdings geht der WDR darauf ein, dass im Falle eines Terror-Angriffs mit einem Passagierflugzeug vermutlich keines der AKWs dem Stand gehalten hätte: „Nach Einschätzung vieler Fachleute ist keines der deutschen Atomkraftwerke gegen eine gezielte Attacke mit einem großen Passagierflugzeug gesichert. Allein die kinetische Energie könne bei einem Aufprall zu erheblichen Schäden an der Reaktorhülle und anderen sicherheitstechnischen Einrichtungen führen, erklärt der frühere Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, gegenüber dem WDR. Hinzu käme die Feuergefahr durch die großen Mengen an Treibstoff.“
Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hatte am Wochenende davon gesprochen, dass im Ernstfall die Atomkraftwerke auch „vorsorglich abgeschaltet werden“ könnten, wäre die Kontaktaufnahme der Kampfjetpiloten mit der betroffenen Maschine misslungen. Das aber erfolgte letzten Freitag nicht.
Angesichts der nur knappen Zeit, die in so einer Situation zur Verfügung stünde, müssten Notabschaltungen eingeleitet werden. Katastrophale Auswirkungen wären aber so auch nicht ernsthaft zu verhindern. Außerdem forderte Wenzel mehr Informationen für die Öffentlichkeit über derartige Vorfälle.

Dirk Seifert

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