Sprengstoff: Naher Osten, Atomenergie, Urananreicherung und die Waffe
Einer der Schlüssel zur Atombombe ist die Urananreicherungstechnologie, wie sie z.B. in Deutschland im westfälischen Gronau bei Münster unter dem Dach der URENCO in Betrieb ist oder im Iran, basierend auf gestohlener URENCO Technology, hoch umstritten ist. Für die Nutzung in Atomkraftwerken zur Stromerzeugung muss das spaltbare Uran 235 auf ca. fünf Prozent angereichert werden. Mit der dabei eingesetzten Technologie von Ultra-Zentrifugen kann aber auch hochangereichertes Uran mit einem spaltbaren Anteil von über 80-90 Prozent hergestellt werden, geeignet für die Atomwaffe. Doch nicht nur der Iran besteht für die vermeintlich „friedliche Nutzung der Kernenergie“ auf diese brisante Technik – und hat nach IAEA-Regeln auch wie jeder andere Staat dazu das Recht, wenn er die Anforderungen des Atomwaffensperrvertrags einhält. Auch Staaten wie Ägypten, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien sind derzeit dabei, mit großen Ambitionen in die Atomenergienutzung einzusteigen. Saudi-Arabien strebt dabei auch die Urananreicherung an, jedenfalls dann, wenn der Iran sie nutzen darf. Allgegenwärtig die Gefahr, dass – neben Israel – weitere, neue Atomwaffenstaaten in der Region entstehen.
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Wie bedeutsam die Urananreicherung machtpolitisch ist, hat jüngst der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unterstrichen und damit auch gezeigt, dass Großmacht-Ambitionen hierzulande sich nicht wesentlich von dem Denken anderer Staatmänner unterscheiden: Im Zusammenhang mit den deutschen Uran-Brennstoffexporten für die gefährlichen Atommeiler im belgischen Tihange und Doel wird die Stilllegung der Urananreicherungsanlage in Gronau (und der Uranfabrik in Lingen) gefordert. Auch Laschet macht sich Sorgen um die Sicherheit und das Gefährdungspotential der belgischen Atommeiler, die mit deutscher Brennstoff-Versorgung in Betrieb sind.
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Eine Stilllegung der Urananreicherung in Gronau aber lehnt er ab, ein Exportverbot für Gronau in Richtung besonders riskanter Reaktoren wie in Tihange würde ihm reichen. Gegen die Stilllegung ist er mit einem Argument, das viele Staatschefs in aller Welt eint: Machtpolitischer Einfluss Deutschlands auf der internationalen Bühne. Eine Stilllegung der Urananreicherung in Gronau wäre aus seiner Sicht fatal für die außenpolitischen Interessen Deutschlands, die mit dieser Anlage untermauert und gestärkt werden: „Das (die Stillegung, UmweltfAIRaendern) würde bedeuten, dass Deutschland auch nicht mehr Mitglied der Internationalen Atomenergiebehörde und dann auch nicht an Gesprächen mit dem Iran beteiligt wäre.“ Aus: http://www.wz.de/home/panorama/viel-kritik-an-laschets-belgienreise-1.2632298.
Auch vor diesem Hintergrund ist es sich kein Zufall, dass beim Atomausstieg nach Fukushima die beiden Uranfabriken in Gronau und Lingen nicht einbezogen wurden. Ihr Betrieb ist bis heute völlig unbefristet und beide Anlagen versorgen zahlreiche Atommeiler in aller Welt mit Uran-Brennstoff.
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Die Äußerungen von Laschet zeigen, dass die Fähigkeit zur Urananreicherung weit mehr ist, als eine Anlage zur Herstellung von Brennstoff für vermeintlich zivile Atommeiler. Es ist die permanente Drohung, auch atomwaffenfähiges Uran herstellen zu können und damit in den Dunstkreis eines Atomwaffenstaates zu gehören. Bereits 2007 hatte der damalige Außenminister Franz-Walter Steinmeier (SPD) zutreffend festgestellt: “Die Urananreicherung ist ein klassischer Weg, um nuklearen Brennstoff herzustellen. Diese aufwändige Technologie ist aber auch der Schlüssel zu Atomwaffen. Man muss also Wege finden, wie jeder Staat Kernenergie uneingeschränkt friedlich nutzen kann, ohne dass damit der Griff nach der Bombe möglich wird. Der Atomwaffensperrvertrag geht auf dieses Problem bislang nicht ein.” (Siehe hier: Auswärtiges Amt). Allerdings sprach Steinmeier damals nicht von der URENCO und der deutschen Anlage in Gronau. Er bezog sich auf die international wachsenden atomaren Begehrlichkeiten des Irans und Nordkoreas und die Mängel des Atomwaffensperrvertrages. Steinmeier damals weiter: “Die Anreicherung von Uran beherrschen im industriellen Maßstab nur wenige Staaten. Es ist nachvollziehbar, dass immer mehr Länder sich aus der Lieferabhängigkeit von angereichertem Brennstoff befreien und selbst Uran anreichern wollen. Damit steigt aber auch die Gefahr des Missbrauchs.”
Aktuell ist vor allem aus Saudi-Arabien immer wieder zu hören, dass es auch die Urananreicherung als Bestandteil seines Atomprogramms sieht. Saudi-Arabien setzt derzeit auf eine Zusammenarbeit mit den USA, will zunächst zwei Reaktoren errichten, mittelfristig insgesamt 16 AKWs in Betrieb nehmen. Bereits beim Abschluss des Atom-Deals mit dem Iran hatte Saudi-Arabien betont, dass es ebenfalls die Verfügung über diese Technologie anstrebe und von den USA entsprechende Unterstützung erwarte. Bislang lehnt die USA was wohl ab. Über die Pläne und Absichten Saudi-Arabiens beim Einstieg in die Atomenergie und damit verbundenen Interessen einer Atombewaffnung ist auch hier in englischer Sprache eine Menge zu lesen.
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- Allerdings muss man hinzufügen: Die USA selbst besitzen derzeit keine eigene Urananreicherungstechnologie mehr und sind für ihr ziviles Nuklear-Programm vor allen auf Lieferungen aus Russland, von den deutsch-niederländisch-englischen URENCO-Anlagen in Deutschland und in den USA sowie französischen Georges-Besse-II in Frankreich abhängig. Vor dem Hintergrund, dass zwei der drei derzeitigen Eigentümer der URENCO, Großbritannien und Deutschland (E.on und RWE) ihre Anteile verkaufen wollen, gibt es derzeit Hinweise, dass ein japanisch-us-amerikanisches Konsortium die URENCO aufkaufen könnte und den USA damit wieder eine Uran-Anreicherungstechnik zur Verfügung stünde. Siehe dazu den Bericht des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel: Kaufen Japan und US-Unternehmen Urananreicherer URENCO?
Aber Saudi-Arabien ist nicht allein auf die USA angewiesen. Süd-Korea, Japan, Russland und möglicherweise sogar China verfügen über eigene Kapazitäten, um ein Atomprogramm ohne die USA bewerkstelligen zu können.
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