AKW Emsland – Bundesregierung zu den Rissen an Heizrohren im Dampferzeuger

Während der Revision im AKW Emsland in Lingen hatte es einige Mängel gegeben, darunter auch „Befunde“ an Heizrohren eines Dampferzeugers. Diese befinden sich im radioaktiven Primärkreislauf. Auch der NDR hatte darüber berichtet. Inzwischen ist das AKW trotz Protesten von Atomkraftgegner*innen durch eine Zustimmung der Atomaufsicht des Landes Niedersachsen wieder am Netz. Der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel (Fraktion DIE LINKE) hatte wegen der Mängel die Bundesregierung befragt. Zdebel kündigte an, die jetzt vorliegende Antwort (siehe unten) eingehend zu prüfen.

Dokumentation: Antwort der Bundesregierung vom 3. Juli auf die Schriftliche Frage von MdB Hubertus Zdebel:
Sehr geehrter Herr Kollege,
Ihre Schriftliche Frage mit der Arbeitsnummer 6/336 vom 25. Juni 2019 (Eingang im Bundeskanzleramt am 26. Juni 2019) beantworte ich wie folgt:
Frage 6/336
„ Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über sicherheitsrelevante Befunde an den im radioaktiven Primärkühlkreislauf liegenden und unter enorm großem Druck stehenden Heizrohren von Dampferzeugern allgemein und im Hinblick auf sicherheitsrelevante Folgen im Sinne eines Kühlmittelverluststörfalls durch ein Dampferzeuger-Heizrohr-Leck (DEHL) in bundesdeutschen Atomkraftwerken (https://www.ausgestrahlt.de/informieren/mertins-stellungnahme-spannungsrisskorrosion/; mit Bezug auf das zur Zeit in Revision befindliche AKW Emsland https://news.rwe.com/kernkraftwerk-emsland-meldepflichtige-befunde-wahrend-der-revision/; bitte Darstellung über die jeweiligen Befunde je Reaktor), und aus welchen Gründen soll offenbar aktuell im AKW Emsland auf die von der Reaktorsicherheitskommission bereits im Jahr 2010 ausgesprochene Empfehlung „An allen Dampferzeugern sind die Heizrohre (…) zu 100 % zu prüfen“ nach Kenntnis der Bundesregierung verzichtet werden und damit möglicherweise eine Inbetriebnahme des Reaktors ohne ein solche vollständige Prüfung erfolgen (https://www.rskonline.de/sites/default/fileslreports/epanlage1rsk428hp.pdf, Seite 7)“
Antwort
Befunde an Dampferzeuger-Heizrohren sind aufgrund unterschiedlichster Schädigungsmechanismen sowohl aus der deutschen als auch der internationalen Betriebserfahrung in Atomkraftwerken bekannt. Befunde sind hinsichtlich ihrer sicherheitstechnischen Relevanz zu bewerten und entsprechend Maßnahmen zu ergreifen. Die Anzahl der von Schädigungen betroffenen Dampferzeuger-Heizrohre war in deutschen Atomkraftwerken aufgrund des Zusammenwirkens einer günstigen Werkstoffwahl, der konstruktiven Ausführung und der Betriebsbedingungen bislang sehr gering. Bei den regelmäßig durchzuführenden Prüfungen der Dampferzeuger-Heizrohre wird gemäß deutschem kerntechnischen Regelwerk eine Stichprobe von mindestens 20 Prozent der Dampferzeuger-Heizrohre geprüft.
Aufgrund neuer Erkenntnisse durch die festgestellten Befunde an Dampferzeuger-Heizrohren im Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 in den Jahren 2017 und 2018 hat die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit im Auftrag des  Bundesumweltministeriums eine sogenannte Weiterleitungsnachricht mit Empfehlungen für andere Atomkraftwerke in Deutschland erstellt.
Aufgrund dieser Empfehlungen wurden im Atomkraftwerk Emsland zusätzliche Prüfungen durchgeführt. Die Wirbelstromprüfungen an einem Dampferzeuger ergaben frischdampfseitig an einem Heizrohr eine maximale Wanddickenschwächung von 47 Prozent mit einer umlaufenden Ausdehnung von 102 Grad und an einem weiteren Heizrohr eine maximale Wanddickenschwächung von 58 Prozent mit einer umlaufenden Ausdehnung von 25 Grad. Die beiden betroffenen Rohre wurden vorsorglich verschlossen.
Nach Auskunft der zuständigen atomrechtlichen Behörde des Landes Niedersachsen wurden 100 Prozent der durch die Weiterleitungsnachricht adressierten Rohrbereiche im Atomkraftwerk Emsland überprüft. Alle anderen geprüften Heizrohre in den vier Dampferzeugern waren befundfrei.“
Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin, BMU

DSe4Zdebel

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