Sicherheitsmängel: BUND verstärkt Kritik an Atommüll-Zwischenlagerung in Biblis
Nach dem BUND Landesverband in Hessen nimmt nun auch der Bundesverband der Umweltorganisation gegen die geplanten Castortransporte aus der britischen Plutoniumfabrik Sellafield in das Zwischenlager nach Biblis Stellung. Zuvor hatte bereits der Atomexperte Wolfgang Neumann in einem Offenen Brief an die Genehmigungsbehörde „BaSE“ die mangelhaften Sicherheitsregelungen für die Zwischenlagerung dieses in Glaskokillen verpackten hochradioaktiven Atommülls scharf kritisiert. Die Bundesgeschäftsführerin Antje von Broock erklärt jetzt in der PM: „Bei Transport und anschließender Lagerung muss aber größtmögliche Sicherheit herrschen, die im Zwischenlager Biblis eindeutig nicht gegeben ist.“ Das „Bundesamt für die Sicherheit der kerntechnischen Entsorgung“ hatte zum Jahreswechsel die Genehmigung für diesen speziellen Atommüll in Biblis unter Ausschluss der Öffentlichkeit erteilt. Erwartet wird, dass der Atomtransport mit sechs Castor-Behältern in diesem Frühjahr von Sellafield per Schiff über Nordenham und dann weiter per Bahn nach Biblis erfolgen wird. Weitere derartige Castortransporte aus den Plutoniumfabriken in La Hague (F) und Sellafield (GB) sollen später in die Zwischenlager nach Isar/Landshut (Bayern), Philippsburg (BaWü) und Brokdorf (SH).
- Hochradioaktiver Atommüll zum Zwischenlager Biblis: Transportgenehmigung über deutschen Hafen erteilt
- Hochradioaktiv in Nordenham? Ein Castor-Schiff und Protest
- BUND Hessen widerspricht der Einlagerung von Sellafield-Castoren in das Standort-Zwischenlager des AKW Biblis
- Offener Brief: Bundesamt genehmigt Sicherheitsabbau in Biblis bei der Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle
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Dokumentation PM BUND Bundesverband: Ab März darf der Castor wieder rollen – BUND kritisiert mangelnde Sicherheit
Berlin. Trotz erheblicher Sicherheitsmängel soll der Castor wieder rollen. Schon ab März könnte hochradioaktives Material nach Biblis transportiert werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor großen Sicherheitsrisiken. Die sichere Verwahrung und damit der Schutz der Bevölkerung stehen weiterhin nicht an erster Stelle.
„Natürlich gehört der deutsche Atommüll zurück nach Deutschland, unsere radioaktive Last darf nicht auf andere Länder abgewälzt werden“, erklärt Antje von Broock, Geschäftsführerin Politik und Kommunikation des BUND. „Bei Transport und anschließender Lagerung muss aber größtmögliche Sicherheit herrschen, die im Zwischenlager Biblis eindeutig nicht gegeben ist.“
Nach heftigem Widerstand wurden die Castor-Transporte aus der Plutoniumfabrik Sellafield in Großbritannien nach Gorleben zurecht eingestellt. Der letzte dorthin rollte im November 2011, das Zwischenlager wurde zum geschichtsträchtigen Symbol des Atomkraft-Widerstands. Mit der Wahl des Zwischenlagers Biblis in Hessen soll der gesellschaftliche Frieden gewahrt werden, doch bestehende Sicherheitsmängel geben aus Sicht des BUND Anlass zu großer Sorge.
Insgesamt stellt der BUND Hessen 26 Sicherheitsmängel fest, die vor einer Einlagerung behoben werden müssten. Der Landesverband hat gegen die Genehmigung Widerspruch beim zuständigen Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) eingelegt. Diese erlaubt die Einlagerung von bis zu sieben Castoren im Standortzwischenlager Biblis.
Hochproblematisch ist vor allem, dass es keine Reparaturmöglichkeit für beschädigte Castor-Behälter am Standort Biblis gibt. In Gorleben wurde für solche Fälle immer auf die sogenannte heiße Zelle verwiesen: ein stark abgeschirmter Raum für den isolierten Umgang mit hochradioaktivem Material. In Biblis ist nichts Vergleichbares vorhanden. Doch: Auch in Gorleben war die heiße Zelle nie in Betrieb und entspricht nach einhelliger Auffassung nicht dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik.
„Warum wurden die Sicherheitsmängel nicht längst behoben?“, kritisiert von Broock. „Die Transporte kommen ja nicht überraschend. Diese Nachlässigkeit darf nicht zu Lasten der Bevölkerung gehen. Wir fordern die zuständige Behörde nachdrücklich auf, ihrer Vorsorgepflicht gerecht zu werden und das größtmögliche Maß an Sicherheit zu gewährleisten.“
Diplom-Physiker Wolfgang Neumann, viele Jahre beim Gutachterbüro intac und Mitglied der BUND-Strahlenkommission, kritisiert in einem offenen Brief die Genehmigung als „Rückschritt in der Sicherheit von Zwischenlagern“. Die Einlagerung von Behältern mit radioaktivem Inhalt ist in Zwischenlagern für 40 Jahre genehmigt. Die Einlagerung in einem unterirdischen Atommülllager, dessen Standort noch offen ist, wird aber erst viel später als in 40 Jahren möglich sein.
„Schluss mit Herumlavieren, es muss endlich ein valides Konzept für eine längerfristige Zwischenlagerung her“, so von Broock. Doch das bleibt der Gesetzgeber den Bürgerinnen und Bürgern schuldig. Stattdessen wird weiter Unsicherheit geschaffen.“
Der erste Castor-Transport ist vom zuständigen Bundesamt ab März genehmigt. Die Umstände werden von den Behörden geheim behandelt. Es kann also schon ab nächster Woche losgehen. Weitere Einlagerungen in Schleswig-Holstein im Zwischenlager Brokdorf, in Philippsburg in Baden-Württemberg und in Isar/Ohu in Bayern sollen folgen.
Mehr Informationen
- Der BUND Hessen kritisiert 26 Sicherheitsmängel im Zwischenlager des AKW Biblis (PDF)
- Offener Brief von Diplom-Physiker Wolfgang Neumann (PDF)
- zum AKW Biblis beim BUND Hessen
- zur Castor-Einlagerung (PDF)
- Kontakt: Juliane Dickel, BUND-Expertin für Atom- und Energiepolitik, Tel.: 030-27586-562, juliane.dickel(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel.: (030) 2 75 86-425/-531/-497/-46, presse(at)bund.net