Atomenergie und Atomwaffentechnik: Uranfabrik Gronau

Das Popmuseum und eine Uranfabrik: Gronau
Das Popmuseum und eine Uranfabrik: Gronau

(*) Der Auftakt des diesjährigen Ostermarsches in NRW beginnt am morgigen (Kar)Freitag an der Uranfabrik in Gronau. Bei der URENCO, an der die Atomkonzerne E.on und RWE mit einem Drittel beteiligt sind, wird Uran für den Betrieb von Atomkraftwerken angereichert. Je ein weiteres Drittel gehört der niederländischen und der britischen Regierung. Die bei der URENCO eingesetzte Technik ist allerdings grundsätzlich auch in der Lage, hochangereichertes Uran für die Herstellung von Atomwaffen zu produzieren. Die Anlage unterliegt deshalb strengen Kontrollen, damit das nicht geschieht. Aber: „Die Urananreicherung ist der einfachste Weg zur Atombombe“, stellte Michael Sailer, Mitglied der Reaktor-Sicherheitskommission und Vorsitzender der Entsorgungskommission, im April 2013 in der taz fest. Diese Gremien beraten die Bundesregierung. Grund genug also, für Frieden und Abrüstung in Gronau zu demonstrieren.
Mehr Infos zur Demonstration gibt es hier. Auf der Kundgebung werden u.a. sprechen: Hannelore Tölke (Vorstandsmitglied der DFG-VK NRW), Angelika Claußen (IPPNW), Stefan Kubel (Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen), Dirk Seifert (Robin Wood)  und Anthony Lyamunda von der Organisation CESOPE aus Tansania, wo die Regierung in den Uranbergbau einsteigen will.
Risiko Verbreitung von Atomwaffen-Technik
In der Wochenzeitung FREITAG zitierte der Journalist Felix Werdermann jüngst Wolfgang Liebert, Professor am Wiener Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaft mit den folgenden Worten: „Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass das in Gronau passiert: Wenn man die Verschaltung für einen kleineren Teil der Zentrifugen ändert und das geschickt anstellt, könnte man innerhalb von wenigen Wochen hoch angereichertes Uran für eine oder mehrere Kernwaffen produzieren. Vielleicht fällt das nicht einmal auf.“ Deutlicher lässt sich der Zusammenhang zwischen der kommerziellen und militärischen Nutzung der Atomenergie kaum aufzeigen.
Die URENCO steht derzeit zum Verkauf. Mit Unterstützung der Bundesregierung und der britischen Regierung sollen die insgesamt vier Uran-Fabriken der URENCO privatisiert werden. Weltweit gibt es Interessenten. Die niederländische Regierung hat zwar inzwischen unter dem Druck Deutschlands und Englands einem Verkauf grundsätzlich zugestimmt, doch selbst die Christdemokraten in den Niederlanden sprechen dabei von einem “Spiel mit dem Feuer“. Während in den Niederlanden das Parlament mit Runden Tischen über den geplanten Verkauf der URENCO diskutiert, schweigt die Bundesregierung zu diesem Thema.

Konflikte um Rohstoffe wie Uran nehmen zu
Doch nicht nur die Frage der Weiterverbreitungsrisiken für Atomwaffentechnik ist bedeutsam. Immer mehr wird der Rohstoff Uran zum Anlass von Konflikten bis hin zu Kriegseinsätzen. An den Uranminen im Niger sind seit dem Kriegseinsatz in Mali französische Militärs im Einsatz, um die Anlagen zu schützen. Dennoch gab es im Sommer 2013 Terroranschläge mit zahlreichen Toten in der Region bei Arlit, im Norden des Nigers. Dort betreibt der französische Atomkonzern AREVA den Uranbergbau und versorgt sich damit zu über einem Drittel mit dem Rohstoff. In Zeitungen wie dem Handelsblatt wird darüber berichtet, dass Frankreich auch zur Sicherung seiner Rohstoffquellen in der südlichen Sahara-Region militärisch interveniert. Seit dem Frühjahr 2014 ist bekannt, dass deutsches Militär den Einsatz Frankreichs z.B. in Mali unterstützen wird. (Siehe hier: Münchhausen in Mali). Auch die Ärtzeorganisation IPPNW spricht von wachsenden Risiken von Rohstoffkriegen.

Auch in Deutschland kommt dieses Uran zum Einsatz. Genaue Angaben zur Herkunft des in Deutschland eingesetzten Urans verweigert die Bundesregierung. Lediglich für 2005 liegt eine Zahl vor. Darauf hatten die Ärzteorganisation IPPNW und ROBIN WOOD vor kurzem in einer gemeinsamen PM hingewiesen: “Laut einer Analyse und Bewertung der Versorgungssicherheit in der Elektrizitätsversorgung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2005 z.B. 8 % des Bedarfs aus dem Niger gedeckt”. Und außerdem: “Laut  EURATOM wurden 2012 13 % des Natururans für Europa aus dem Niger importiert”. Dass der Rohstoff Uran über den französischen Konzern AREVA also auch in der Uranfabrik in Gronau weiter verarbeitet wird, ist durchaus anzunehmen.
(*) Dieser Beitrag erschien zuerst bei ROBIN WOOD unter diesem Link

Dirk Seifert

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