Statt nach Gorleben: Hochradioaktiver Atommüll per Schiff und Schiene aus Sellafield nach Bayern

Sieben Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll aus der britischen Plutoniumfabrik in Sellafield sind beladen und stehen bereit: Die Reise geht mit einem bewaffnetem Spezialschiff über die Nordsee nach Nordenham an der Weser und nach dem Umladen dann weiter per Schiene nach Niederbayern an die Isar ins Zwischenlager in Niederaichbach. Offiziell ist die Transportstrecke geheim! Der hochaktive, ehemals flüssige Atommüll ist in Glas eingegossen und ist bei der Verarbeitung von bundesdeutschem Uran-Brennstoff entstanden. Die Transportgenehmigung durch das zuständige Bundesamt BASE ist erteilt und seit dem 1. März gültig. Die Genehmigung ist zwar noch bis Ende des Jahres gültig, aber bis Ende Juni, in der ersten Jahreshälfte 2025 soll der gefährliche Transport erfolgen. „Seven flasks will be transported from Sellafield via a German port to the Isar Federal storage facility in the first half of 2025“, heißt in einer Meldung der britischen Regierung vom Februar. Auch deutsche Stellen sprechen von diesem Korridor. Gegenüber umweltFAIRaendern bestätigt die GNS (siehe unten): „Wie von uns bereits veröffentlicht, planen wir den Transport nach Isar im ersten Halbjahr 2025 durchzuführen.“ Ehemals gingen solche Castor-Transporte vor allem nach Gorleben, in das dort weiterhin bestehende Atommüll-Zwischenlager.
- Die Meldung der britischen Regierung ist hier online und gleich unten dokumentiert
- Atomwaffenstaat Großbritannien: Das Sellafield-Desaster – Aufräumarbeiten der Plutoniumfabrik immer teurer
- Fahrplan: Castoren aus Sellafield über Nordenham nach Biblis
Ein erster solcher Castor-Transport aus England hat bereits ins Zwischenlager Biblis stattgefunden. Ein weiterer Transport mit ähnlichem Atommüll kam zuletzt aus der französischen Atomfabrik LaHague in Frankreich ins Zwischenlager Philippsburg. Und im nächsten Jahren sollen dann noch Transporte aus Sellafield nach Brokdorf stattfinden.
- Vorbereitungen angelaufen: Castor-Transporte von Sellafield zum Zwischenlager in Brokdorf
- Atommüll-Castortransporte Sellafield – Biblis: Schief, abgeschabt und mit Abweichungen – Probleme mit Behältern und Einbauten
- Hochradioaktiver Atommüll unterwegs nach Philippsburg
Bei Mirragenews ist zu lesen: „These returns involve Sellafield Ltd working in partnership with Nuclear Transport Solutions (NTS) to return the waste to German customers. The waste will be transported by sea on a specialist vessel to a German port, then onwards by rail to its final destination.“
- Über die Schiffe, die in Großbritannien für die Überfahrt von Sellafield bis Nordenham zum Einsatz kommen, sind hier bei PNTLS mehr Informationen. Zur Ausstattung der Schiffe von PNTLs siehe auch hier mehr Infos, oder direkt hier. (PDF) Hier gibt es Infos über das Schiff Grebe (PDF). Und außerdem: This is why armed police were in Barrow – (2019) „ARMED police carried out an operation in Barrow as a shipment of nuclear waste was safely moved from Sellafield to the docks to be sent abroad. Members of the public spotted a heavy police presence in the area of Roanhead close to the Dunes Hotel yesterday afternoon. Armed police lined the route travelled by train from Sellafield to Barrow on the nuclear site’s dedicated line to Barrow Docks. The shipment was carried out with support from police and officers from the Civil Nuclear Constabulary….“
Für die Sicherung der brisanten Atomfracht wird bundesweit ein Großaufgebot von Polizei und Sicherheitsorganen eingesetzt, denn die Transporte unterliegen extrem hohen Sicherungsmaßnahmen gegen Terrorgefahren. Dafür gelten geheime Richtlinien für den Schutz gegen Störmaßnahmen und sonstige Einwirkungen Dritter, kurz SEWD.
Zuständig für den Transport ist Preußen Elektra, die an der Isar direkt neben dem Zwischenlager die beiden AKWs betrieben haben und in der Namen Uran-Brennstoff zu Bearbeitung nach Sellafield transportiert worden ist. Diese Atomschiebereien, die die Menge radioaktiver Abfälle noch vergrößert haben, wurden von der Bundesregierung aufgrund ihrer Risiken in Verbindung mit Plutonium im Jahr 2005 verboten. Internationale Verträge, die allerdings öffentlich nicht einsehbar sind, regeln, dass Deutschland den Atommüll, der bei der Plutonium-Bearbeitung angefallen ist, zurücknehmen muss. Für die Durchführung der Atomtransporte ist in Deutschland die GNS, die Gesellschaft für Nuklearservice zuständig. Die GNS informiert hier über die Atommüll-Transporte. Dort hatte das Unternehmen mitgeteilt: „Der Transport soll in der ersten Hälfte des Jahres 2025 durchgeführt werden. Aus Sicherheitsgründen werden weder der Transporttermin noch die genaue Transportstrecke vorab bekanntgegeben.“
Für die Kosten des Transports sind die AKW-Betreiber zuständig. Die weitere Aufbewahrung wird dann von der Bundesgesellschaft für Zwischenlager (BGZ) übernommen. Unter anderem für deren Finanzierung ist ein eigener Staatsfonds aufgelegt worden, der sogenannte KENFO. Ein Endlager für diesen Atommüll gibt es bis heute nicht.
- Doku (Link siehe oben) Second shipment of high level waste from the UK to Germany
Sellafield Ltd and Nuclear Transport Solutions are making preparations for the second return of high level waste, in the form of vitrified residue, to Germany.
Seven flasks will be transported from Sellafield via a German port to the Isar Federal storage facility in the first half of 2025. This will be the second of three shipments from the UK to Germany. The first shipment of 6 flasks, to Biblis, was successfully completed in 2020.
The waste results from the reprocessing and recycling of spent nuclear fuel at the Sellafield site in West Cumbria, which had previously been used to produce electricity by utilities in Germany.
Vitrified residue returns are a key component of the UK’s Nuclear Decommissioning Authority (NDA) strategy to repatriate high level waste from the UK, fulfil overseas contracts and deliver UK Government policy.
These returns involve Sellafield Ltd working in partnership with Nuclear Transport Solutions (NTS) to return the waste to German customers.
The waste will be transported by sea on a specialist vessel to a German port, then onwards by rail to its final destination.
The shipments will be carried out in full compliance with all applicable national and international regulations, and subject to issue of all relevant permits and licenses.
Sellafield Ltd and NTS will provide further information on the shipments in due course.