In Schwaben wird nicht wild gezeltet und schon garnicht aus Protest! Deshalb sah sich die Stuttgarter Polizei wohl am Samstag, den 26.06.10, genötigt die Aktion „Campen gegen Stuttgart 21“ bis in die späte Nacht zu belagern und die aufgebauten Zelte im Stuttgarter Schlosspark umgehend zu „räumen“. Gegen 17 Uhr begannen knapp dreißig Stuttgart21-GegnerInnen, am Rande eines Infostandes im Schlosspark, ihre Zelte aufzuschlagen um dort, aus Protest gegen die geplante Rodung von über 280 alten Bäumen für das Milliarden-Projekt, eine Nacht zu campieren. Nach kürzester Zeit standen so zwölf Zelte unter den bedrohten Schlosspark-Bäumen. Auch die Menge der Campierenden wuchs schnell an, sodass sich nach kurzer Zeit schon über 60 Menschen auf der Schlosspark-Wiese tummelten, Karten spielten, neue Zelte aufbauten oder sich einfach die Sonne auf den Bauch scheinen ließen. Einige ROBIN WOOD-Aktive beteiligten sich zusammen mit freien AktivistInnen und ParkschützerInnen an der Volxküche um ein Abendessen für die Campenden und die BesucherInnen auf die Beine zu stellen. Campen und Gemüse schneiden gegen Stuttgart 21 (Foto: C. Grodotzki/ROBIN WOOD) Nach drei Stunden des munteren Treibens bemerkte die erste Polizei-Streife die Aktion und ließ erstmal zwei Chefs kommen um über die Sache zu entscheiden. In den folgenden Verhandlungen, bei denen auch auf die Begrenzte Dauer der Aktion und ähnliche Aktionen (wie zum Beispiel die ROBIN WOOD-Probebaumbesetzung 2008) die von Polizei und Stadtverwaltung geduldet waren hingewiesen wurde, ließ sich sie Polizei wieder Erwarten nicht von ihrem Zelt-Verbot abbringen. Die Stuttgart21-GegnerInnen wiederum bestanden darauf, dass eine „Campen gegen Stuttgart21“-Aktion ohne Zelte, ja wohl schlecht ginge. Und so begann die Polizei, nach den obligaten 3 Aufforderungen, gegen 22 Uhr tatsächlich mit dreißig BeamtInnen unter Video-Dokumentation die rund 20 Zelte der CamperInnen zu räumen. Die mittlerweile über 100 Campierenden beschlossen, dass zumindest ein symbolisches Zelt stehen bleiben müsse und begannen eine Sitzblockade um eines der Zelte zu errichten. Auch das brachte die Polizei nicht von der Durchsetzung der „Grünflächenverordnung“ ab und nachdem alle anderen Zelte abgebaut und beschlagnahmt waren rissen sie das letzte Zelt einfach mitten aus der Sitzblockade heraus. Die Polizei räumt das letzte Zelt der Protest-CamperInnen (Foto: C.Grodotzki/ROBIN WOOD) Mit der Ankündigung, alle ZeltinhaberInnen könnten sich ihre Zelte ab Montag gegen Bezahlung des Polizeieinsatzes bei der Polizei abholen, zog sich die Polizei zurück, jedoch nicht ohne eine dauerhafte Bewachung durch zwei bis drei Polizeibusse zurückzulassen. Dank des guten Wetters und der ungebrochenen Motivation der CamperInnen zog sich der Protest trotz aller Widrigkeiten noch bis in den frühen Morgen hinein. Ungefähr dreißig unerschrockene Park-BeschützerInnen hielten die Stellung und übernachteten unter freiem Himmel im Schlosspark. Weitere Berichte gibts im Stuttgart Journal, im Stattweb und in der BILD, die sich mal wieder durch Qualitätsjournalismus auszeichnet. (Ob BILD-Reporter wohl Boni für die Verwendung des Wortes „Chaoten“ bekommen?!)
Ein Gedanke zu “Wie man den Park vor den Parkschützern schützt”
Die Hetze in der BILD ist ja unglaublich. Und dass das Versammlungsrecht ein höheres Rechtsgut ist als die Grünflächenverordnung wird auf der Journalistenschule wohl auch nicht gelehrt.
Die Hetze in der BILD ist ja unglaublich. Und dass das Versammlungsrecht ein höheres Rechtsgut ist als die Grünflächenverordnung wird auf der Journalistenschule wohl auch nicht gelehrt.