Der Koch, sein Metz, das Grundwassermanagement und der Hausfrieden
Unser Lieblingsfeind Roland Koch bleibt uns erhalten. Er hat den Bau der vierten Rollbahn am Frankfurter Flughafen durchgesetzt und dafür sein Wort vom Nachtflugverbot gebrochen. Dem Baukonzern Bilfinger Berger hat der Bau der Landebahn einen 80 Millionen €-Auftrag beschert. Mit vertrautem „Knacks“ hat Koch nun das Dementi in den letzten Tagen seiner Ministerpräsidentschaft gebrochen und wird ab März im Sold bei Bilfinger Berger stehen. Der Bauriese freut sich nicht nur über neue Autobahnen und ICE-Trassen, sondern will auch bei Stuttgart 21 kräftig mittunneln. Er zählt U-Bahn-Bau zu seinem Kerngeschäft und leitete das Konsortium bei der Bauausführung der Kölner U-Bahn. Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009, bei dem zwei Menschen starben, stellte sich heraus, dass Bauprotokolle gefälscht wurden. Ein TÜV-Gutachten legt nun nahe, dass Eingriffe ins Grundwasser Ursache für den Einsturz war: Die Baugrube vor dem Stadtarchiv lag unterhalb des Grundwasserpegels. Deswegen wurden riesige Mengen Wasser abgepumpt, an anderer Stelle gesammelt und in den Rhein geleitet. Dabei wurden Bodensedimente ausgewaschen. Es kam mehrfach zu Wassereinbrüchen in die Baugrube. Am 5. März schießen eine Wasserfontäne und tonnenweise Kies in die Grube, das Stadtarchiv verliert buchstäblich den Boden und stürzt ein. In Stuttgart wird jetzt am so genannten „Grundwassermanagement“ gearbeitet. Der Tiefbahnhof soll in Grundwasser führenden Erdschichten gebaut werden. Deswegen wird auch hier Wasser abgepumpt. Dadurch kann der Grundwasserspiegel im Umfeld der Baugrube laut Bahn stellenweise um bis zu acht Meter sinken. Mit Schäden an Pflanzen und Gebäuden wird gerechnet. Als Gegenmaßnahme soll das Wasser an anderer Stelle zurück ins Erdreich geleitet werden (dabei wird es gereinigt, weshalb bei der aktuellen Baustelle auch der schöne Begriff „Wasserreinigungsanlage“ verwendet wird). In acht Jahren Bauzeit sollen drei Millionen Kubikmeter Wasser durch die zentrale Anlage fließen, die jetzt im Schlossgarten gebaut wird. Ohne diese Anlage dürfte die Bahn keine einzige Baugrube öffnen. Sie ist zentral für die 2005 erteilte Baugenehmigung des Eisenbahnbundesamtes. Mit Bilfinger Berger ist ein erfahrenes Bauunternehmen an Bord. Mit Roland Koch wird ein Mann an der Spitze stehen, der Skandale „brutalstmöglich“ aufzuklären weiß. Der Erfinder dieser Verbalradikalität ist übrigens Dirk Metz. Er war Kochs Sprecher während seiner Ministerpräsidentschaft und hat jetzt seinen Platz im Büro von Stefan Mappus gefunden. PS: Wegen der Besetzung eines Abrissbaggers am Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs haben Aktivist_innen inzwischen Strafbefehle in Höhe von insgesamt mehr als 5.000 Euro erhalten. Der Vorwurf: Hausfriedensbruch – geht immer, auch wenn das „Haus“ nicht mehr steht.
Bitte bedenken Sie, dass Köln auf Sandboden steht, von daher ist der Vergleich zwischen den beiden Städten völlig unbrauchbar.
Hi Stefan,
ich meine, es geht hier nicht um einen Vergleich von den Böden von Köln und Stuttgart, sondern es geht um Bilfinger Berger, eine Firma, die in allen 3 Projekten drinsteckt(e) und eine Politik, die stark mit Bauunternehmen verfilzt ist und weiß, wie man Großprojekte entgegen dem Willen der Menschen trotzdem durchsetzt.
Bei dem überteuerten Bau einer Straßenbahnlinie in Edinburgh (Schottland) gibt es seit längerem Probleme. Der Vorsitzende des Projekts ist eben mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Er wirft Bilfinger und Berger kriminelles Verhalten vor und spricht im Zusammenhang mit dem Projekt von einer „Hölle auf Rädern“.
Quelle: http://unity.lv/en/news/163483/
oder: http://www.bbc.co.uk/news/uk-scotland-edinburgh-east-fife-11681682
Das Thema ist vielleicht nicht zuletzt deshalb für uns nicht ganz uninteressant, weil Bilfinger und Berger auch in dem Unterstützerkreis für Stuttgart 21 prominent vertreten ist.