Nach 2.190 Dosen Pfefferspray in Gorleben – keine gemeinsame Auswertung mit der Polizei

Nach dem massiven Polizeieinsatz in Gorleben anlässlich des CASTOR-Transports im letzten November lehnen alle Anti-Atom-Initiativen Gespräche mit der Polizei ab. Der Sozialwissenschaftliche Dienst der Polizei hatte zu einem Auswertungsgespräch eingeladen – allerdings möchte sich weder die Bäuerliche Notgemeinschaft noch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), aber auch nicht widerSetzen, X-tausendmal quer oder die Kampagne “Castor? Schottern” mit den Wissenschaftlern der Polizei zusammen- oder auseinandersetzen.

ROBIN WOOD-Kletteraktion vor dem Zwischenlager Gorleben am 9.11.10 (Foto: Christian Grodotzki)
“Ausführlich haben wir beraten, ob eine Auswertung des polizeilichen Einsatzes zur Durchsetzung des Castortransportes nach Gorleben zielführend oder sinnvoll ist”, sagte die BI-Vorsitzende Kerstin Rudek. „Auch wenn hier und da ein besonnenes Polizeiverhalten gegeben war, wie zum Beispiel für die relativ glimpfliche Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager, so hätten doch die vielen Negativerfahrungen überwogen. WiderSetzen beispielsweise beklagt die Vielzahl von angewandten Schmerzgriffen sowie die Androhung von körperlicher Gewalt bei der Räumung der Schienenblockade in Harlingen in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2010.“ Im Rahmen des Polizeieinsatzes waren unter anderem 2.190 Dosen Pfefferspray verschossen worden und ein Baumkletterer wurde zum Absturz gebracht. Prügelszenen wie die eines polizeilichen Sanitäters, der mit seinem Rucksack auf Demonstranten einschlug und dabei von seinen Kollegen nicht gehindert wurde, aber auch der Einsatz eines französischen Bereitschaftspolizisten, die “Freiluft-Gesa” – eine Gefangenensammelstelle unter offenem Himmel bei Minustemperaturen – sowie mutwillig beschädigte Traktoren hätten dazu beigetragen, dass sich in der Runde der Protestler niemand für eine Auswertung bereit fand: “Wir sehen die Polizei in der Bringepflicht, haben deshalb unsere Negativerfahrungen gut recherchiert und übersenden diese dem Sozialwissenschaftlichen Dienst.” so die Sprecherin der Bürgerinitiative.

Daniel Häfner

Ein Gedanke zu “Nach 2.190 Dosen Pfefferspray in Gorleben – keine gemeinsame Auswertung mit der Polizei

  1. Wenn ich das Statement oben richtig verstehe, sehen die Betroffenen keinen Sinn in einem persönlichem Auswertungsgespräch. Stattdessen wurde ein schriftliches „Gutachten“ eingereicht. – Kann ich gut nachvollziehen. Ich frag mich nur, ob ein schriftlicher „Austausch“ mehr bewirken würde. Mir ist nicht ganz klar, was die Initiativen von der Polizei nun erwarten (können): Eine Erklärung seitens der Polizeiführung zu den einzelnen Punkten?
    Und wenn ja, würde es dann zu einem persönlichem Austausch kommen oder soll sich weiterhin nur mit geschriebenen Worten begegnet werden?
    Wie gesagt, ich kann mir gut vorstellen, dass Evaluationsgespräche mit der Polizei wenig fruchtbar und nachhaltig sind. Andererseits sehe ich in der Alternative eines „Negativberichtes“ auch nicht viel voranbringendes Potential für die Zukunft, zumindest wenn es lediglich dabei bleiben sollte…
    Vielleicht kann mir wer die Ideen und Gedanken dahinter noch einmal genauer erklären?!

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