Ankettaktion in Biblis

Seit 18.30 Uhr haben sich zwei freie Aktivist_innen an das Eingangstor des AKW Biblis angekettet, um für die sofortige Stilllegung der zwei Reaktoren in Biblis sowie aller Atomanlagen weltweit zu demonstrieren.

5 1/2 Stunden Ankettung freier Aktivistinnen in Biblis
5 1/2 Stunden Ankettung freier Aktivistinnen in Biblis
Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung: „Die Meldungen aus Japan machen mich betroffen aber auch wütend! Jetzt kommt es darauf an, aus Wut und Trauer Widerstand werden zu lassen und möglichst viel Druck auf die Straße zu tragen.“ so Hanna Poddig, eine der Angeketteten. Der Oberrheingraben zählt zu den seismisch aktivsten Zonen Deutschlands. Dort stehen die drei AKW Biblis (bei Darmstadt), Phillipsburg (bei Karlsruhe), sowie ein Meiler im französischen Fessenheim. Das letzte Erdbeben nahe Biblis ereignete sich im Dezember 2010. Die Aktivist_innen bezweifeln, dass die Reaktoren bzw. die Notkühlsysteme ein stärkeres Erdbeben intakt überstehen würden. Die Reaktoren in Biblis waren immer wieder durch Defizite an der Notstromversorgung, defekte Dübel, Kühlwasserprobleme und Kurzschlüsse in der Anlage aufgefallen. „Der nahende 25. Jahrestag der Tschernobylkatastrophe und die Geschehnisse in Japan führen deutlich vor Augen: Es gibt keine Option außer der sofortigen Stilllegung.“, so ein Aktivist vor Ort. „Appelle an die Politik sind nutz- und hilflos. Jetzt kommt es darauf an, wach zu werden und Konsequenzen für den eigenen Alltag zu ziehen. Mit dem Wechsel zu garantiert atomstromfreien Energierversorgern wie EWS Schönau, naturstrom, greenpeace energy oder Lichtblick können alle individuell dafür sorgen, dass ihr Geld nicht der Atomlobby zufließt.“ Die Unterstützer_innen wurden durch die Polizei weggeschickt und derzeit gibt es keinen Kontakt zu den Angeketteten. Gegen 22.00 Uhr dauerte die Aktion aber noch an. Eine technische Einheit der Polizei war aber auf dem Weg. Update 1.30 Uhr: Die Angeketteten wurden losgeschnitten und in Gewahrsam genommen. Update 10.00 Uhr: Die Aktivist_innen wurden gegen Mitternacht aus der Ankettung freigeschnitten, damit dauerte die Ankettung 5 1/2 Stunden.  Eine der Aktivist_innen ist wieder aus dem Gewahrsam entlassen. Hier ein Auszug aus der letzten Pressemitteilung: Während Hanna und ein Mitstreiter das Tor des Kraftwerks dicht machten, waren weitere Menschen mit Transparenten vor Ort. „Wir wollten die Angeketteten so gut es ging physisch und mental unterstützen. Doch die Polizei schickte uns unter Androhung von Sanktionen über 1,5 Kilometer weit weg. Damit war die Versorgung der Blockierer_innen gefährdet.“, berichtet der Unterstützer Pay nach der Aktion. Hanna ergänzt: „Auch Telefone wurden uns abgenommen, so dass kein Kontakt zur Außenwelt mehr möglich war. Damit wurde nicht nur unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit behindert, sondern auch eine Bedrohungskulisse aufgebaut“ so Hanna. „Biblis gehört zu den ältesten und störanfälligsten Kraftwerken in Deutschland. Seine beiden Reaktoren stehen ebenfalls in einem Erdbebengebiet und gehören zu den am meisten überflogenen Reaktorblöcken in der Welt. Weder die Reaktorhülle noch die Anlage selbst sind gegen den Absturz eines Flugzeuges abgesichert. Kein Wunder das die Betreiber_innen hier keine Aktivist_innen mit Telefonen und Pressekontakten wollen – erst recht nicht an dem Tag, an dem die dritte Explosion in den Reaktorblöcken des AKW Fukushima bekannt wurde, die nun definitiv auch den inneren Druckbehälter beschädigt hat.“, bewertet Unterstützer Pay die Situation.

Daniel Häfner

Ein Gedanke zu “Ankettaktion in Biblis

  1. „kein Wunder das die Betreiber_innen hier keine Aktivist_innen mit Telefonen und Pressekontakten wollen …“
    „Doch die Polizei schickte uns unter Androhung von Sanktionen über 1,5 Kilometer weit weg.“

    womit wurde diese entfernung begründet? mit behinderung einer amtshandlung etwa?
    schaut euch die „freiheit statt angst“-demo an, da waren spontan dutzende (handy-)kameras da, die die scene dokumentiert haben.
    was wir brauchen, ist öffentlichkeit, zum einen um den protest durch veröffentlichung der videos auf youtube, etc. bekannt zu machen, aber was akut noch viel wichtiger ist, um alles was polizei und betreiber machen, zu dokumentieren und damit eine eigene „drohkulisse“ aufzubauen gegen eine behinderung der grundrechte (recht auf versammlung und demonstration).

    ihr kennt diese kameras auf stativen, wie sie die polizei verwendet. nehmt eure handys mit, nehmt eure digicams mit, baut euch atrappen (aus kaputten cams oder holz, etc.) und filmt das gesamte vorgehen der polizei, filmt euch gegenseitig, um übergriffe zu verhindern, haltet euer handy selbst dann noch auf eine scene drauf, wenn der speicher schon voll ist, lasst sie spüren, dass jeder ihrer schritte beobachtet und DOKUMENTIERT wird. sollten sie versuchen, euch eure cam/handy abzunehmen, macht auf euch aufmerksam, macht „theater“, damit auf den bildern zu sehen ist, was da passiert, denn was ihr/die sagt, wird selten klar verständlich sein.
    gebt bespielte aufnahmemedien (videokasetten, speicherkarten, etc.) an andere leute ohne cam (freunde) weiter für den fall, dass man euch die cam wegnimmt und euch durchsucht.

    allein die anwesenheit von kameras und das „draufhalten“ auf jeden möglicherweise brenzligen punkt, auch ohne aufzunehmen, kann schon einiges an machtdemonstrationen und übergriffen auf unsere grundrechte verhindern.

    dass die polizei uns filmt (und zufällig immer grad was anderes oder die eigenen füsse filmt, wenn sie selber was anstellen), können wir nicht verhindern (und wollen es auch nicht, denn wir verhalten uns ja gesetzeskonform), aber was die können, können wir auch – und damit den schwächeanfall des polizeikameramannes bei deren prügeleinsätzen, pfeffersprayattacken und amtsmissbräuchlichen aktionen ausgleichen 😉 .

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