Dialog für die Stilllegung: Antrag für den Rückbau der Atomforschungsreaktoren der GKSS ist gestellt!
Nach intensiven Gesprächen mit BürgerInnen und Initiativen ist jetzt vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) der Antrag für die Stilllegung der ehemaligen Atomforschungsreaktoren der GKSS (PDF) bei der Atomaufsicht in Schleswig-Holstein gestellt worden. Die Antragstellung erfolgt jetzt mit einer Verzögerung von rund vier Monaten gegenüber den ehemaligen Planungen der HZG: Dies war notwendig, damit die Initiativen sich über die Vorgehensweise und die damit verbundenen Sicherheitsfragen bei der Stilllegung ein eigenständiges Bild machen und damit zusammenhängende Fragen zwischen Betreiber und Initiativen geklärt werden konnten. Ergebnis dieses Dialog-Prozesses ist jetzt der Stilllegungsantrag, an dem die Initiativen in einer kritischen und offenen Diskussion beteiligt waren. (Über den Beginn des Dialogs siehe auch hier: GKSS-Forschungsreaktor stilllegen – Dialog und Probleme, außerdem Atomforschungsanlage Geesthacht – Stilllegung als Dialog: Rückbau oder Abriss?)
Bedeutsam an diesem Dialog ist, dass das HZG nicht nur ein unverbindliches Gesprächangebot gemacht hat, in dem ein wenig Transparenz angeboten wurde. Das HZG hatte erklärt, sie wollen über die Beteiligung hinaus „gemeinsame Lösungen“ mit der zu bildenden Begleitgruppe erreichen. Die bisherige Arbeit zwischen der Vorbereitungsgruppe mit dem HZG hat bislang gezeigt, dass dieses Angebot ernst gemeint ist.
In der gemeinsamen Pressemitteilung von heute heißt es: „Im Bewusstsein um kontroverse Positionen möchte das Helmholtz-Zentrum Geesthacht im Rahmen des Dialogs nicht nur weiterhin für Transparenz sorgen, sondern auch kritische Fragen aufgreifen, diese prüfen und gemeinsame Lösungen mit der Öffentlichkeit finden. Der Geschäftsführer der HZG, Prof. Dr. Wolfgang Kaysser, unterstreicht: „Ein transparenter und zukunftsorientierter Dialog muss gemeinsame Lösungen finden“. Über den Prozess heißt es außerdem: „In diesem intensiven Dialogprozess spiegeln sich immer wieder auch die gesellschaftlich umstrittenen Risiken der Atomtechnik hinsichtlich des Strahlenschutzes sowie der Umgang mit den beim Abbau anfallenden radioaktiven Abfällen wieder.“
Seit Anfang Oktober 2012 und unter Beteiligung des atomkritischen Gutachters Wolfgang Neumann (Intac), den die Vorbereitungsgruppe selbst auswählen konnte und der die bisherigen Planungen und Gutachten des HZG überprüft hat (hier steht der Bericht über diese Prüfung zum download (PDF)), sind zahlreiche kritische Fragen hinsichtlich Strahlenschutz und des Umgangs mit dem anfallenden Atommüll diskutiert worden. Auf der Basis dieses Prozesses ist der heute gestellte Antrag für die Stilllegung der Atomanlagen auf dem Gelände des HZG. Gleichzeitig haben sich HZG und die Vorbereitungsgruppe auf einen Themenkatalog verständigt, der weiter bearbeitet werden soll.
Hier die:
„GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG zur Stilllegung der Atom-Forschungsreaktoren der ehemaligen GKSS von HZG und Vorbereitungsgruppe
Nach der Abschaltung folgt die Stilllegung des ehemaligen GKSS-Forschungsreaktors – Antrag zum direkten Abbau der Forschungsreaktoranlage und des Heißen Labors eingereicht
Heute hat das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) beim schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Kiel den Antrag zur Stilllegung des Forschungsreaktors und zum direkten Abbau der Forschungsreaktoranlage und des Heißen Labors des ehemaligen GKSS-Forschungszentrums eingereicht. Zuvor hat der kritische Atom-Experte und Physiker Wolfgang Neumann die Stilllegungsstrategie des HZG auf Wunsch der Vorbereitungsgruppe überprüft und den Abbau gegenüber des „Sicheren Einschlusses“ der gesamten Anlage als zu bevorzugende Option bezeichnet. Die Entscheidung, den Stilllegungsantrag für den Abbau jetzt zu stellen, ist Ergebnis eines konstruktiven Dialogs zwischen HZG und der Vorbereitungsgruppe.
In diesem intensiven Dialogprozess spiegeln sich immer wieder auch die gesellschaftlich umstrittenen Risiken der Atomtechnik hinsichtlich des Strahlenschutzes sowie der Umgang mit den beim Abbau anfallenden radioaktiven Abfällen wieder. Im Bewusstsein um kontroverse Positionen möchte das Helmholtz-Zentrum Geesthacht im Rahmen des Dialogs nicht nur weiterhin für Transparenz sorgen, sondern auch kritische Fragen aufgreifen, diese prüfen und gemeinsame Lösungen mit der Öffentlichkeit finden.
„Sicherheit steht bei allen Abbau-Prozessen an oberster Stelle. Zusätzlich legen wir großen Wert darauf, als internationaler Wissenschaftsstandort, Arbeitgeber und natürlich als Nachbar, die Zukunft unseres Zentrums mit den Menschen der Region zu gestalten“, erläutert HZG-Geschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Kaysser. „Ein transparenter und zukunftsorientierter Dialog muss gemeinsame Lösungen finden“, so Kaysser.
Am 28. Juni 2010 wurde der Forschungsreaktor des ehemaligen GKSS-Forschungszentrums endgültig abgeschaltet. Der Forschungsreaktor ist seit Juli 2012 frei von Brennelementen und befindet sich derzeit in der so genannten Nachbetriebsphase. Bevor mit dem Abbau von Maschinenanlagen, Beton, Stahl etc. begonnen werden kann, ist ein strenges gesetzliches Genehmigungsverfahren vorgeschrieben.
Nach der jetzt erfolgten Einreichung des Stilllegungsantrages bei der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel werden von Seiten der Behörde externe Gutachter hinzugezogen und ebenfalls die Öffentlichkeit beteiligt. Dieser Prozess wird voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauern. Die vom HZG freiwillig initiierte Veranstaltungsreihe „HZG im Dialog“ wird auch nach der Antragseinreichung und trotz der formellen Öffentlichkeitsbeteiligung durch die Behörden konsequent fortgeführt.
Hintergrundinformationen und Chronik „HZG im Dialog“
Die Vorbereitungs-gruppe besteht aus Geesthachter Bürgerinnen und Bürgern, Mitgliedern der Geesthachter Ratsversammlung und Geesthachter Parteivertretern von CDU, Grünen und der SPD, der Elterninitiative Geesthacht sowie Vertreterinnen und Vertretern von Umweltorganisationen. Moderiert wird der Prozess von Silke Freitag, einer Mediatorin, die sich selbst seit Jahrzehnten für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie sowie einen achtsamen Umgang mit dem entstandenen Atommüll engagiert.
Um der komplexen Thematik (Technik, Gesetze) in der öffentlichen Diskussion genug Raum zu geben, hat HZG in Absprache mit der Atomaufsicht Kiel den Termin zur Einreichung des Stilllegungsantrags um mehr als drei Monate auf Mitte März 2013 verschoben und gemeinsam mit der Vorbereitungsgruppe eine Informationsveranstaltung im Januar 2013 zum Thema Stilllegungs-strategien durchgeführt. Weiterhin hatten sich HZG und die Vorbereitungsgruppe darauf geeinigt, dass Wolfgang Neumann, Diplom-Physiker und kritischer Experte der intac GmbH, die vom HZG vorbereiteten Antragsunterlagen noch einmal sichten und die Plausibilität der Entscheidung bewerten wird. Sein Ergebnis: Die Stilllegungsstrategie „Direkter Abbau“ ist plausibel und sicherheitstechnisch nachvollziehbar abgeleitet.
Als ein weiteres Ergebnis des gemeinsamen Dialogs verzichtet HZG künftig auf den Begriff Rückbau zur „Grünen Wiese“. Diese Formulierung erweckt den falschen Eindruck, dass der Betrieb und Rückbau der Anlage keine Spuren hinterlasse. Es bleiben aber radioaktive Abfälle, die für lange Zeit Risiken darstellen und einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang erfordern.“
Stilllegungsantrag und Bericht zur Akteneinsicht von Wolfgang Neumann
Mitglieder der Vorbereitungsgruppe [Download, PDF]
Übersicht zu „HZG im Dialog“
Die gesamte Meldung sowie druckfähige Fotos finden Sie unter:
http://www.hzg.de/public_relations/press_releases/037337/index_0037337.html.de