Der arme kleine Großkonzern – der doch keine Textilien aus Kinderarbeit verkauft
In „gewissen Kreisen“ gehöre es längst zum guten Ton, auf Vattenfall einzuprügeln, schrieb Matthias Iken in der „Welt“, die vom Springer Verlag heraus gegeben wird. Dabei gehe es doch gar nicht um einen umstrittenen Konzern, sondern um den demokratischen Umgang mit einem ausländischen Konzern – mithin stünde also viel auf dem Spiel in der sozialen Marktwirtschaft. Dabei wäre Vattenfalls einziges Vergehen doch, die Strompreisschraube überdreht zu haben und Zweifel an der eigenen Zuverlässigkeit wegen vieler Probleme im Kernkraftwerk Krümmel gesät zu haben. Alles klar: die Kirche, die Umwelt-und Verbraucherverbände müssen endlich aufhören den Konzern zu beschimpfen… das ist ja einmal eine interessante Wahrnehmung: der arme kleine Großkonzern, den alle mögen müssen weil…? Ja, weil er doch schließlich keine Textilien aus Kinderarbeit verkauft!… Das stimmt auch – wahrscheinlich. Vattenfalls Strom stammt zu mehr als 80% aus der Braunkohle der Lausitz, für die Grundwasser abgesenkt wird, die zu den klimaschädlichsten Energieträgern gehört und für die ganze Dörfer weichen müssen. Kinderarbeit ist da wahrscheinlich nicht im Spiel…
Dafür verklagt Vattenfall die Bundesrepublik wegen fehlender Gewinne durch den Atomausstieg (ca. 1 Milliarde Euro) und die Umweltauflagen in Hamburg für das Kraftwerk Moorburg (Ergebnis nicht öffentlich). Für das gute Image sorgt der Konzern deshalb auch gleich selbst und vor dem Volksentscheid in Berlin am 3.11. zum Rückkauf der Übertragungsnetze schreibt Vattenfall die Jubelartikel einfach selbst – in Berliner Zeitung und B.Z. – erkennbar sind diese Anzeigen kaum. Und auch in Hamburg wurde die millionenschwere Kampagne des Konzerns gerügt. Davon steht auch nichts in Springers „heißem Blatt“ in Hamburg: Dort will Vattenfall, trotz des verlorenen Volksentscheids, um die Netze kämpfen… Aus der Position der Macht heraus lässt es sich eben bequem gegen das Engagement vieler Menschen moralisieren. PS: Berliner_innen können schon jetzt per Brief mit JA für den Rückkauf der Netze stimmen. Bei Robin WOOD können Sie zwar nicht per Brief wählen, aber um so schöner online Tschüss Vattenfall sagen.