Infoveranstaltung über Atommüll in Ulm

(CA, 17.11.2013) Vor dem Hintergrund der aktuellen Atommülldebatte fand am Samstag, dem 16.11. in Ulm eine sehr gut besuchte Infoveranstaltung statt, die vom BUND Baden-Württemberg, dem BN Bayern und dem Forum gemeinsam ausgerichtet wurde. 20131116 Foto Atommüllinfo UlmZunächst erläuterte Wolfgang Neumann (Intac Hannover), welche Lösungs­möglichkeiten für den Umgang mit Atommüll aktuell diskutiert werden. Er konnte darlegen, dass das Konzept der Abtrennung und Umwandlung (Partitioning und Transmutation) zur Umwandlung langlebiger in kurzlebige Nukleide einen Wiedereinstieg in die Atom­kraft­nutzung bei deutlich erhöhten Risiken und ungeheurem finanziellen Aufwand bedeuten würde und somit nach gesundem Menschenverstand ausscheidet. Beim Vergleich einer oberirdischen Langzeitzwischenlagerung, wie sie die Niederlande betreiben, mit dem Konzept der dauerhaften Lagerung unter Tage sprach er sich deutlich für die letztgenannte Variante aus. Seiner Ansicht nach ist die unsichere gesellschaftliche Entwicklung ein höheres Sicherheitsrisiko als die mangelnde Überprüfbarkeit der aktuellen Langzeitprognosen. Im Anschluss betrachtete Jürgen Kreusch, welche Wirtsgesteine im Falle einer sog. Lagerung in „tiefen geologischen Gesteinsformationen“ in Frage kommen und wo es in Deutschland entsprechende Vorkommmen gibt. Kristalline Gesteine hält er für eher ungeeignet, Ton und Salz für potentiell geeignet. Gleichzeitig betonte der Geologe, dass es aber immer auf die speziellen Standorteigenschaften ankommt und auch das Zusammenspiel mit technischen Barrieren eine bedeutende Rolle spielt. Anhand einer Karte zeigte er auf, dass sich die Salzvorkommen auf Norddeutschland beschränken, während Ton auch unweit von Ulm vorhanden ist. Nachmittags ging Thomas Dersee, Vorsitzender der Atom-und-Strahlenkommission des BUND, auf die Probleme der aktuellen End­lager­philosophie und der daraus resultierenden Positionierung seines Verbandes ein (s. Position 58). Hier wird u.a. gefordert, zunächst die Produktion von Atommüll zu beenden, Gorleben als Standort auszuschließen, die Fehler der Vergangenheit anzuerkennen und aufzuarbeiten sowie die in Frage kommenden Standorte mit Mitbestimmungsrechten auszustatten. Das Endlagersuchgesetz, das im Juni diesen Jahres verabschiedet wurde, läuft diesen Forderungen komplett zuwider und wiederholt die Fehler der Vergangenheit. Daher haben sich der BUND und andere Organisationen (darunter Robin Wood) entschieden, nicht an der eingesetzten Be­ra­tungs­kommission teilzunehmen, um dem von den Parteien angeschobenen Prozess im Nachhinein keine Legitimität zu verleihen. Es gab aber auch Stimmen aus dem Publikum, die sich von einer Beteiligung an der Kommission wenn schon nicht Einflussnahme so doch zumindest ungehinderten Zugang zu Informationen erhofft hätten. Auch die geforderten Mitbestimmungsrechte wurden kritisch hinterfragt. Zuletzt wurde noch durch Raimund Kamm vom Forum die Gefährdung für das bestehende AKW samt Zwischenlager in Gundremmingen angesprochen. Im Rahmen einer Debatte wurde u.a. gefordert, die Risiken verstärkt in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, um den politischen Druck zu erhöhen. Nach einem Einbruch des Interesses am Thema Atomkraft nach der Abschaltung einiger AKW im Juni 2011, seien inzwischen immer mehr Menschen mit dem ins Stocken geratenen Ausstieg unzufrieden. Da die Parteien das Thema jedoch totschweigen, bzw. die Energiewende sogar ausbremsen, müsse der Protest zurück auf die Straße! Die Folien der drei Vorträge gibt es hier.

(in den Blog eingestellt von …)

Thomas Erbe

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