Der doppelte Pofalla – Vorbild Brunnhuber und Wiesheu

Ronald Pofalla, CDU, will in die Fußstapfen von Georg Brunnhuber, CDU, und Otto Wiesheu, CSU, als Cheflobbyist der Deutschen Bahn AG treten. Damit wählt er sich adäquate Vorbilder.

Otto Wiesheu war bis zum 29.11.2005 bayrischer Landesverkehrsminister, zwei Wochen zuvor ereilte ihn der Ruf in den Bahnvorstand. In seiner Amtszeit in Bayern hat er den Neubau der ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Ingolstadt-München für 3,6 Milliarden Euro durchgesetzt. Die Kosten waren laut Bundesrechnungshof dreimal höher als für den alternativen Verbindungsausbau über Augsburg bei einem Fahrzeitunterschied von unter zehn Minuten. Außerdem unterzeichnete er einen Regionalverkehrsvertrag über zehn Jahre mit der DB AG, der dieser siebzig Prozent der bayrischen Schienenverkehrsleistung konkurrenzlos überließ. Am 1. Januar 2006 trat er den Vorstandsposten bei der DB AG zu einem Jahresgehalt von angeblich 2,4 Millionen Euro [Korrektur ML] an und konnte als solcher im Mai sein Gesellenstück, die ICE-Strecke Nürnberg-München an der Seite des damaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn einweihen.

Drei Jahre später musste er gemeinsam mit Mehdorn aufgrund des Spitzelskandals gehen. Auch ROBIN WOOD und das von ROBIN WOOD mit gegründete Antiprivatisierungs-Bündnis Bündnis Bahn für Alle waren von der umfangreichen gekauften Öffentlichkeitsarbeit und Spitzelei betroffen. Mehdorn erhielt für seinen Abgang  eine Abfindung von 5 Millionenen Euro, Wiesheu 2,4 Millionen Euro [Nachtrag ML].

Nachfolger Rüdiger Grube erhob Georg Brunnhuber zum Cheflobbyisten. Bei Brunnhuber ging es nicht um „Peanuts“ wie Regionalverkehre in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen oder eben Bayern, deren Vergabe an die DB AG kurze Zeit später der Rückzug der jeweils unterzeichnenden Landesverkehrsminister aus der Politik und ein bezahltes Arbeitsverhältnis bei der DB AG folgte. Bei Brunnhuber ging es um den großen Wurf, die Privatisierung der Bahn und Stuttgart 21. Brunnhuber war bis 2009 als Bundestagsabgeordneter Sprecher der CDU/CSU-Landesgruppen, Mitglied im Verkehrsausschuss und als solcher von 2006 an über seiner Mandatszeit hinaus bis 2010 im Aufsichtsrat der DB AG. In dieser Funktion legte er eine größere Loyalität zu Mehdorn als zu den Ministern der damaligen Großen Koalition an den Tag. Gerüchte in seinem Wahlkreis auf der schwäbischen Ostalb über einen lukrativen Posten im Zusammenhang mit Stuttgart 21 dementierte er stets. Im März 2010 wurde bekannt, dass er politischer Berater Grubes bei der Bahn werden soll. Aufgrund der öffentlichen Empörung wurde dieser Posten jedoch nicht formell im Vorstand angesiedelt, sondern „Bereichsleiter Wirtschaft, Politik und Regulierung“ tituliert.

Georg Brunnhuber hat nach Recherchen des Stern schon im Spätsommer das Interesse Pofallas an seinem Posten ins Gespräch gebracht. Der aktuellen Empörung zum Trotz wird Pofalla nach aller Erfahrung mit der Personalpolitik der DB AG mit leichter Verspätung aufgrund einer Störung im Betriebsablauf dort ankommen.

Namenswitze gehen gar nicht. Der doppelte Pofalla in der heutigen Erklärung von Regierungssprecher Stefan Seibert bleibt daher eine Fußnote.

Monika Lege

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