Vattenfalls Kohlekraftwerk Moorburg: Neue Pannen – oder warum Vattenfall evt. die Inbetriebnahme absichtlich verzögert

Leider keine Baustelle mehr: Das Kohlemonster von Vattenfall in Hamburg-Moorburg geht schrittweise in Betrieb.
Bleibt doch noch länger Baustelle. Inbetriebnahme des Vattenfall Kohlekraftwerks Moorburg verzögert sich weiter.

Man möchte nur noch den Kopf schütteln. Erneut teilt Vattenfall mit, dass es im Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg zu technischen Problemen gekommen ist und sich die Inbetriebnahme der beiden Blöcke mit insgesamt 1.600 MW wieder verschiebt. Eine gute Nachricht, denn damit werden dem Klima einstweilen weitere CO2-Emissionen erspart. Den Strom aus dem Kraftwerk braucht ohnehin kein Mensch und vor allem Vattenfall selbst nicht. Das Stromangebot ist schon jetzt so hoch, dass die Preise an der Börse immer weiter sinken – und zwar die Preise in der Zukunft! Denn schon heute verkaufen die Stromerzeuger den Strom über Jahre im Voraus (siehe hier und hier). Die Inbetriebnahme von Moorburg würde das noch mal verschlimmern.
Darauf hat Vattenfall selbst vor wenigen Tagen hingewiesen und davon gesprochen, dass dies bis 2020 so weiter gehen könnte.

Genau das aber könnte einer der Gründe sein, warum es Vattenfall ganz recht ist, wenn sich die Inbetriebnahme von Moorburg weiter verzögert. Erst im Frühjahr 2013 hat der Konzern eine runde halbe Milliarde Euro an Verlust für Moorburg abgeschrieben. Eine stolze Summe. Wozu also jetzt ein Kraftwerk an den Start bringen, dessen Strom niemand braucht und mit man kaum Geld verdienen kann?
Auch sonst bringt das Kraftwerk nur Ärger. Immer wieder sorgt der BUND mit Klagen für mächtig Druck und dafür, dass Umweltschutz vor den wirtschaftlichen Interessen von Vattenfall kommt. Zuletzt damit: Aktiv gegen Kohlekraftwerk Moorburg: BUND beantragt Eilverfahren gegen Vattenfall
Nun könnte man also spekulieren, dass es für Vattenfall billiger kommt, immer neue Mängel festzustellen und diese reparieren zu lassen. Steuervorteile? Abschreibungen? Verbunden mit der Hoffnung, dass der spätere Start des überflüssigen Kraftwerks dann unter besseren Preisbedingungen möglich ist? Erfahrungen damit dürfte Vattenfall in jedem Fall haben. Als 2007 gleichzeitig die Atommeiler Brunsbüttel und Krümmel nach einer Pannenserie bis zur endgültigen Abschaltung nach Fukushima vom Netz gingen und jahrelang repariert wurden, schaffte es das Unternehmen trotz des erheblichen Ausfalls der Stromerzeugung, seine Gewinne weiter zu steigern. Selbst im Stromhandel legte das Unternehmen trotz der nicht zur Verfügung stehen AKWs zu.
Sachdienliche Hinweise zu steuerlichen und anderen Gründen, warum Vattenfall die Inbetriebnahme von Moorburg quasi absichtlich verzögert, werden gern entgegen genommen!

Und frühere Aussagen in diesem Blog müssen möglicherweise korrigiert werden:

DokumentationVattenfall-PM:
„Inbetriebnahme des Kraftwerks Moorburg verzögert sich Reparaturen am Dampferzeuger erforderlich
(PresseBox) (Hamburg, 04.04.2014) Die Auswertung von Messungen, die während des Betriebs nach der ersten Netzschaltung des Blocks B vom 28. Februar 2014 durchgeführt wurden, hat am Dampferzeuger Unregelmäßigkeiten gezeigt. Bei der näheren Untersuchung wurden Beschädigungen an einer größeren Anzahl sogenannter Heizflächenrohre festgestellt. Es handelt sich dabei jeweils um Risse von einigen Millimetern Länge in Schweißnahtnähe. Entsprechende Untersuchungen im Block A zeigten ebenfalls Rissbefunde. Der Hersteller und Vattenfall arbeiten intensiv an der Ursachenklärung.
Bei den jetzt erforderlichen Reparaturmaßnahmen werden die geschädigten Bereiche herausgetrennt und durch neues Material ersetzt. Diese Reparaturarbeiten werden bis Juli 2014 andauern. Die Anlage wird während dieser Zeit nicht in Betrieb sein. Die kommerzielle Inbetriebnahme des Kraftwerkes verzögert sich entsprechend um voraussichtlich vier Monate. Der Block B wird also frühestens Ende Dezember 2014, Block A im ersten Quartal 2015 den Dauerbetrieb aufnehmen.
Über Vattenfall Europe Hamburg Aktiengesellschaft
Vattenfall ist ein Energieversorgungsunternehmen, das sich zu 100 Prozent im schwedischen Staatsbesitz befindet und in Schweden, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Finnland tätig ist. Die Vision des Unternehmens ist, mit einem starken und breitgefächerten Erzeugungsportfolio in der Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung eine führende Rolle zu spielen.“

Dirk Seifert

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