Hamburg – Olympiabewerbung: Keine Chance für 2024?
Die taz-nord weiß zu berichten: “Alle wollen olympisch sein“. Es geht um die Austragung der Segelwettbewerbe für Olympische Spiele. Lübeck und Kiel konkurrieren darum, Austragungsort an der Seite Hamburgs zu werden. Ganz anders und hochinteressant berichtet die Süddeutsche Zeitung über eine Olympia-Bewerbung von Hamburg und Berlin. “2024, 2028 oder doch lieber 2032?” fragt die Zeitung und berichtet über Seilschaften, Machtkämpfe und Konkurrenzen im Internationalen Olympischen Komitee, über wirtschaftliche Interessen und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Vor allem aber: Die Autoren der SZ geben einer Olympia-Bewerbung vor 2032 keinerlei Chance.
Die beiden Journalisten Johannes Aumüller und Thomas Kistner berichten vor dem Hintergrund der Total-Bauchlandung für eine Olympia-Bewerbung von München für Winterspiele und zeigen sich erstaunt, dass die Akteure in Hamburg und anderenorts das offenbar schon wieder fast vergessen haben: “Es ist ziemlich erstaunlich, wie sich das Olympia-Thema in Deutschland zuletzt wieder entwickelt hat. Erst im November hatten sich die Bürger ja bei Volksentscheiden rund um München mit überwältigender Mehrheit gegen Winterspiele 2022 ausgesprochen; aus Angst vor hohen Kosten und Schäden für die Natur. Im Kern aber dominierte der Widerstand gegen einen Pakt mit dem IOC.”
Sorgen, die nicht nur in Bayern eine große Rolle spielen, sondern z.B. auch in Hamburg. Bei einer Umfrage vor wenigen Tagen haben über 70 Prozent der 500 befragten HamburgerInnen zwar Sympathie für Olympia gezeigt, gleichzeitig aber darauf verwiesen, dass das die Stadt zu teuer kommen würde und das Geld besser in andere Projekte gesteckt werden solle.
Die SZ-Autoren wundern sich über die “Olympia-Begeisterung”, die in den politischen Administrationen von Berlin und Hamburg ausgebrochen ist. “Dabei ist die Bevölkerung in den Städten viel zurückhaltender als ihre politische Führung. Die Skepsis gegenüber dem IOC ist nicht kleiner geworden. Weshalb es vielleicht kein Zufall ist, dass dort jetzt unter dem neuen Präsidenten Thomas Bach immerzu fromm die Rede von angeblichen Reformen ist. Was Bachs Vorgänger Jacques Rogge, einem Arzt, nie gelang, der im IOC zwölf Jahre lang gegen eine Wand der Altgedienten anrannte, will der wendige Wirtschaftsadvokat Bach schaffen, der im Olymp stets eher als Günstling der Mächtigen und der arabischen Klientel auffiel denn als Modernisierer. Aber es muss ja etwas passieren zur Imagekorrektur; die Vorbehalte gegenüber dem IOC sind in Deutschland so groß wie in anderen westlichen Demokratien.”
Null Chance für 2024
Entscheidender in dem Artikel aber sind die Hinweise, die mit verschiedenen Beispielen plausibel gemacht werden, dass eine deutsche Bewerbung für 2024 im Grunde keine Chance haben dürfte. Sie stellen fest: “Eine Bewerbung würde viel Geld kosten (zwischen 40 und 60 Millionen Euro) – hätte aber für 2024 aus sportpolitischen Gründen fast keine Chance. Der Deutsche Fußball-Bund hat die Austragung der EM 2024 fest im Visier, alles deutet darauf hin, dass er sie erhält. Die zwei größten Sportveranstaltungen eines Jahres binnen weniger Wochen in einem Land auszutragen, ist aber nicht vorstellbar.” Um das weiter zu untermauern, führen sie die Interessen von US-Sponsoren an, die eine wichtige Rolle für das IOC spielen und verweisen auch auf Russland.
“Überdies wartet auch in der olympischen Welt selbst ein enormes Hindernis: Die Kandidatur einer amerikanischen Stadt gilt als abgemacht, jüngst verkürzten die Gremien die breite Bewerberpalette auf eine Vierer-Liste: Boston, Los Angeles, San Francisco, Washington. Beobachter sind überzeugt, dass das IOC trotz (oder wegen) seiner verstärkten Hinwendung gen Osten eine US-Bewerbung nicht noch einmal ignorieren könnte. Auch aus finanziellen Gründen.”
Auch für eine Bewerbung 2028 beschreiben die beiden Autoren keine gute Aussichten, vermuten, dass eher Sommerspiele im Jahr 2032 für Deutschland in Fragen kommen könnten: “”Bessere Chancen hätte eine deutsche Bewerbung also für 2028 oder – noch eher – für 2032“. Das allerdings begründen sie in dem Artikel lediglich mit Blick auf die Person Bach. Diese Argumentation ist zwar interessant, aber nicht wirklich stark.
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