Immer mehr Atommüllprobleme…
Wohin mit dem Atommüll, fragt sich die Politik. Am Samstag startet die Herbstkampagne „Atommüll-Tatorte in Deutschland“ mit einer 4-seitigen Taz-Beilage und weist darauf hin, dass an über 100 Orten in Deutschland schwach-, mittel-, und hochradioaktiver Atommüll lagert. Während in Berlin die Atommüllkommission von „nationaler Verantwortung“ spricht, sind die Probleme vor Ort ungelöst und es wird vom Bundesforschungsministerium der Export von 152 Castoren vom Forschungszentrum Jülich und 305 aus Ahaus mit Atommüll aus Hamm-Uentrop vorbereitet.
Atommüll bleibt länger in Frankreich
Die Politik kann sich noch nicht einmal darauf verständigen, wohin mit den letzten 26 Behältern, die von der Wiederaufarbeitung in Frankreich und Großbritannien zurückgenommen werden sollen. Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben sich dazu bereit erklärt, wenn sich auch ein drittes Bundesland findet. Aber sowohl Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern weigern sich. Eigentlich hatte das Bundesumweltministerium mit einer Weisung gedroht, wenn es bis Ostern keine Einigung gibt. Im Sommer scheint sich das Bundesumweltministerium darauf beschränkt zu haben, den Rücktransport von fünf Behältern aus Frankreich nach Philippsburg zu organisieren, und nun ist es Herbst und auch dieser Plan scheitert. Zwar weist das Umweltministerium von Baden-Württemberg darauf hin, dass die AKW-Betreiber gesetzlich verpflichtet seien, den Atommüll nicht mehr nach Gorleben sondern in Zwischenlager an den Atomkraftwerken zu bringen. Doch die EnBW ist nicht bereit, einen Antrag zu stellen, weil ein Gesamtkonzept fehlt, sprich ein drittes Bundesland, das den Atommüll aufnimmt. Weiter ist neben genehmigungsrechtlichen und technischen Fragen auch die Frage der Kosten offen. Für das Bundesumweltministerium steht fest, dass die AKW-Betreiber die Kosten tragen müssen. Wegen der ungeklärten Fragen muss der Transport von 2015 auf 2016 oder später verschoben werden, berichtet die Frankfurter Rundschau in ihrer heutigen Ausgabe.
Radioaktives Wasser im AKW Stade ausgelaufen

Währenddessen tauchen immer neue Atommüllprobleme auf: Ende April wurde bekannt, dass im Keller des AKW Brunsbüttel offenbar schon vor Jahren radioaktiver mit Cäsium-137 belasteter Brei ausgetreten ist. Nun muss das Niedersächsische Umweltministerium einräumen, dass E-On das Ministerium bereits im Februar 2014 darüber informiert hatte, dass „radioaktiv kontaminierte Kondensnässe“ aus dem Primärwasserkreislauf ausgetreten ist und den Bodenbereich des AKW Stade kontaminiert hat. Dadurch wird sich der Abriss des AKW Stade um mindestens drei bis vier Jahre verzögern. Dabei sind Werte von bis zu 164.000 Becquerel pro Kilogramm gemessen worden, berichtet die Taz-Nord. Gegen Pläne, strahlenden „Bauschutt“ des AKW Stade nach Sachsen zur Deponie Grumbach zu transportieren, gibt es seit Jahren Proteste, so dass die Deponie nun nur noch 700 Tonnen leicht strahlenden Materials statt bisher 2000 Tonnen aufnehmen will. Am Dienstagabend erreichte der erste LKW die Deponie. Hier geht`s zur Online Petition gegen die Transporte vom AKW Stade zur Deponie Grumbach
Fußball-Fans wehren sich gegen die Annahme von Endlager-Schmiergeldern
Weiter regen sich Proteste gegen den schleichenden Versuch, in der Region Salzgitter mit dem „Konrad-Fond“ Akzeptanz zu schaffen für das geplante Endlager „Schacht Konrad“ für schwach und mittelradioaktiven Atommüll, das frühestens 2022 in Betrieb gehen soll. Der Fußballverein FC Germania Bleckenstedt wird auf die aus dem KONRAD- Fonds bewilligten 100.000,-€ verzichten. „Fakt ist, dass wir nicht glücklich werden, wenn wir dieses Geld annehmen“, so der Vereinskassierer Volker Krause laut Salzgitter-Zeitung vom 10.September. Die Abkehr vom KONRAD- Fonds kam auf Grund einer intensiven vereinsinternen Diskussion zustande. Zuvor hatte bereits die Kleinkunstbühne in Salzgitter Bad und die Alevitische Gemeinde Anträge auf Förderung aus dem Fond aus moralischen Gründen zurückgezogen. In den nächsten 35 Jahren will der Bund und die Atomwirtschaft die Bewohner der Region Salzgitter mit 100 Mio. Euro „beglücken“.

