Vor 44 Jahren wäre aus einem Zugunglück bei Hamburg beinahe eine Atom-Katastrophe geworden

Am 10. November 1970 überfuhr um 0.58 Uhr der Schnellgüterzug 5324 auf der Fahrt von Hamburg-Altona nach Fulda zwischen Hamburg und Lüneburg bei Ashausen ein geschlossenes Signal und raste mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h über zwei Weichen, die nur mit Tempo 40 befahren werden durften. Alle 11 Waggons entgleisten und rissen auf einer Strecke von 200 Metern die Schwellen heraus und beschädigten die Oberleitung. Der Schaden betrug eine halbe Millionen D-Mark. Einer der elf Waggons hatte Uranhexafluorid geladen. Zwei Behälter mit je sieben Tonnen angereichertem Uranhexafluorid, die von der Anreicherungsanlage Oak Ridge im US-Bundesstaat Tennessee zur Brennelemente-herstellung nach Hanau gekarrt werden sollten, wurden aus dem Waggon geschleudert und schwer beschädigt. Die Behälter mit dem lebensgefährlichem Inhalt waren teilweise den Bahnkörper hinabgerollt. Das Technische Hilfswerk (THW) Ortsverband Stelle-Winsen und Lüneburg wurde alarmiert. Das THW konnte die Unfallstelle zusammen mit Beamten der Bahnpolizei aber nur absichern und ausleuchten. Da nicht sofort festgestellt werden konnte, ob die Behälter durch den Sturz beschädigt waren, wurde zunächst ABC-Alarm ausgelöst. Aus Braunschweig wurden in der Nacht Experten von der Physika-lischen Tech-nischen Bundes-anstalt (PTB) mit Geigerzählern von der Bundesbahn gerufen, die um 4.45 Uhr eintrafen und dann nach der Messung (siehe Foto) Entwarnung geben konnten. Die Behälter sind dicht geblieben, weil sie ausrollen konnten.
Alle Fernzüge wurden über Verden oder Büchen umgeleitet. Im Nahverkehr umfuhren 25 Busse die Unfallstelle. Für die Aufräumarbeiten wurden 50 Arbeiter, ein 45-Tonnen- und ein 75-Tonnen-Kran herangeholt.

Erst nach 2 Tagen konnte die Strecke Hamburg – Hannover wieder freigegeben werden.
Bezeichnenderweise lief an diesem Tag im ZDF zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr der Bericht „Euroatom – planlos in die Zukunft“.