Aus für die BahnCard – Fällt das grüne Feigenblatt der Deutschen Bahn?

Quo vadis Deutsche Bahn?

Die Deutsche Bahn AG dementiert aufgeregt, sie wolle die BahnCard abschaffen. Ende nächster Woche ist der jährliche Fahrplanwechsel fällig, dem Bahnkund_innen stets mit Bangen entgegensehen. Denn mit schöner Regelmäßigkeit verschlechtert die Bahn zu diesem Termin ihr Angebot und erhöht die Preise.

In diesem Jahr trifft die Preiserhöhung „nur“ den Nahverkehr. Aber bei der Angebotsminderung kommt es dicke: Nachtzüge nach Paris und Kopenhagen gibt´s gar nicht mehr, nach Amsterdam deutlich weniger. Der Autoreisezug gen Süden fiel schon wie ein Blatt im Herbst.

Die Deutsche Bahn will ganz offensichtlich nicht, dass ihre Kund_innen sie als Alternative zu Auto und Flugzeug nutzen.

Es braucht schon eine gewisse ideologische Starrköpfigkeit, die Bahn als Alternative zum Auto anzupreisen: Obwohl die meisten Fahrgäste nicht nur von Großstadt zu Großstadt wollen, gibt die DB AG viel Geld für wenig Hochgeschwindigkeitsstrecken aus. Dieses Geld fehlt dann für die Instandhaltung und Modernisierung des Schienennetzes. Das wird immer löcheriger: Nah- und Fernverkehr sind nicht miteinander vertaktet, ganze Regionen vom Schienenverkehr abgehängt.

Die Reise mit der Bahn dauert länger, kostet mehr – den Sitzplatz muss ich reservieren, das Gepäck schleppen, steh mit frierendem Kind auf zugigem Bahnsteig ohne Bank oder Wartehäuschen und muss mich dann noch darüber belehren lassen, dass die exakte Grössenvorgabe für einen nicht fahrscheinpflichtigen Hund mit Maulkorb in der verschließbaren Spezialtasche „Hauskatze“ heißt. Die Beförderungsbedingungen sind in jedem Reisezentrum einzusehen.

Nicht mehr im Reisezentrum gibt´s jetzt gedruckte Städteverbindungen. Wer will schon Menschen ohne Smartphone als Kund_innen? Sollen sie sich die Verbindungen doch vom Enkel zuhause ausdrucken lassen.

Und auf langen Wegen? Da zieht die DB AG nun ihren hartnäckigsten Stammkund_ innen den Argumentationsteppich unter den Füßen weg. Sie streicht die Nachtzüge nach Kopenhagen und Paris, dünnt die Verbindung nach Amsterdam aus. Übrig bleibt eine Nord-Süd-Achse, die osteuropäischen Eisenbahngesellschaften kümmern sich um den Rest. Nachtzug als Alternative zum Flugzeug? Das kann ich beim Angebot der Deutschen Bahn AG nicht glaubwürdig vertreten.

Kein Witz: Den Autoreisezug hat die DB AG auch abgeschafft und bietet nun den Autotransport per LKW (! ) an. Werden dann die LKW mit den Autos drauf über die Alpen auf die Schiene verladen? Rechnerisch steigert das die Transportleistung der DB AG.

Wenn es immer mehr Reisebedürfnisse gibt, bei denen die Reise mit der Deutschen Bahn deren Kunden mehr Geld, Zeit und Nerven kostet, schnurrt auch der Nutzen der Vielfahrer-Rabatte immer weiter zusammen. ROBIN WOOD hat das Bündnis „Bahn für Alle“ für eine bessere Bahn in öffentlicher Hand mit ins Leben gerufen. Zweiundvierzig Prozent der Menschen in Deutschland benutzen nie die Bahn. An Tagen wie diesen kommt mir das Motto „Bahn für Alle“ nicht wie das Versprechen einer klimafreundlichen, besseren Mobilität für alle Tage vor – sondern wie eine Drohung.

Grün ist an der Bahnpolitik nur noch das Feigenblättchen auf der BahnCard. Kein schöner Anblick, wenn das fällt.

Monika Lege

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