Atomwaffen-Technik zum Verkauf: Bundesregierung bestätigt „Markttest“ für Uranfabriken der URENCO
Einen „Markttest“ lassen die Eigentümer der Uranfabriken der URENCO durchführen. Das bestätigt die Bundesregierung auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel. Die Uranfabriken der URENCO sind äußerst brisante Atomanlagen, denn mit Hilfe der eingesetzten Zentrifugen könnte ohne Weiteres auch atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden. Die Eigentümer Großbritannien und die Niederlande sowie die deutschen Atomkonzerne E.on und RWE wollen die Uranfabriken verkaufen. „Auch ein Börsengang kommt weiter in Frage. Insidern zufolge könnte ein Verkauf bis zu zehn Milliarden Euro einbringen“, berichtet die Süddeutsche Zeitung mit Bezug auf die Anfrage von Zdebel.
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Auch der WDR berichtet in seiner Aktuellen Stunde (Mediathek) über den geplanten Verkauf der URENCO, deren deutsche Urananreicherungsanlage in Gronau steht und die vom Atomausstieg ausgeschlossen ist. Die Anlage in Gronau verfügt über eine unbefristete Betriebsgenehmigung.
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WDR-Autorin Alexa Schulz in ihrem Beitrag: „Wer zehn Milliarden Euro auf dem Konto hat – der könnte sich jetzt den kompletten Baukasten samt Zubehör für eine Atombombe kaufen! Klingt irre – ist aber so. Denn die Uranaufbereitungsanlage in Gronau steht zum Verkauf. Daraus machen ihre Eigentümer – u.a. RWE und Eon – keinen Hehl. So könnte die brisante Technik meistbietend verkauft – und der Schlüssel zur Atomwaffentechnik unkontrollierbar weitergegeben werden.“
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Der englischsprachige Dienst von Reuters, der immer wieder auch durch Insider-Berichte zum URENCO-Verkauf auffiel, berichtet ebenfalls. Dort heißt es u.a.: „Sources earlier this month told Reuters that a stock market listing is the preferred option for Urenco but said such a step may only materialize after a general election in Britain in May.“ (Siehe auch hier)
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Die Süddeutsche schreibt mit Bezug auf Zdebel weiter: „Eine Eingrenzung potenzieller Käufer ist dem Papier zufolge nicht vorgesehen. Weder den Verkauf an Investmentfonds noch den an Interessenten außerhalb von Nato-Staaten schließt die Bundesregierung, die vertragliche Mitspracherechte hat, demnach aus. Lediglich Bieter, die auf Sanktionslisten der Vereinten Nationen oder der EU stehen, könnten „Überlegungen“ zufolge vom Bieterverfahren ausgeschlossen werden.“
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Auch Michael Sailer, Chef der Entsorgungs- und Mitglied in der Reaktorsicherheitskommission, beides Beratungsgremien der Bundesregierung, kommt in dem WDR-Beitrag zu Wort. Er warnt, dass der geplante Verkauf enorm risikoreich ist. Vor allem würden die Risiken weiter steigen, wenn neue Eigentümer später den Weiterverkauf betreiben würden.
Berlin-Korrespodent Markus Balser hatte bereits im Oktober über den „Bieterkampf um den Schlüssel zur Atombombe“ in der SZ berichtet: „Denn geben die beteiligten Staaten ihre Kontrollmehrheit ab, werde es immer schwieriger, die Technik vor unerlaubtem Zugriff zu schützen, glaubt Öko-Institut-Chef Sailer. „Ich finde es unverantwortlich, eine Technologie mit solcher Zerstörungskraft dem Markt zu überlassen.“ Besonders große Sorgen bereitet Kritikern der Verkaufspläne ein möglicher Börsengang von Urenco. Denn dann, warnen Experten, könnte sich praktisch jeder – und sei es über Strohfirmen – die Anteile an der Zentrifugenfirma sichern.“
Im aktuellen Artikel der SZ heißt es: „Die Opposition übt harte Kritik am Kurs der Regierung. „Die Fabriken von Urenco sind ein höchstes Sicherheitsrisiko, da in ihnen auf die einfachste Weise auch atomwaffenfähiges Uran hergestellt werden kann“, warnt der Linken-Abgeordnete Hubertus Zdebel. Statt die Technik auf dem Weltmarkt zu verkaufen sei die Stilllegung der Anlagen der einzig richtige Weg.“
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