Kohlelobby macht mobil – mit Demos und falschen Zahlen

Es kann so nicht weiter gehen. Gerade Kohlekraftwerke belasten das Klima stark – und sind doch durch erneuerbare Energien relativ leicht ersetzbar. Was die Umweltbewegung und Wirtschaftsinstitute seit langem fordern und prophezeien wird nun Realität: Noch mehr alte Kohlekraftwerke sollen mit der Klimaabgabe belastet und mittelfristig abgeschaltet werden. Auch dies war abzusehen, doch die Kohlelobby zeigt sich überrascht und reagiert mit Demonstrationen und gestrigen Argumenten… und auch die eine oder andere falsche Zahl ist da schon mal dabei.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Gerber (SPD) nimmt es im Kampf gegen die geplante Klimaabgabe für Kohlekraftwerke mit den Zahlen offenbar nicht so genau. Im rbb sprach er von „30.000 Arbeitsplätzen“, die in der Lausitz an der Braunkohle hängen – die Studie aus seinem eigenen Ministerium sieht weit geringere Beschäftigungseffekte. Doch solche Zahlenspiele nutzen nichts mehr, denn auch in der Lauitz ist nun die Erkenntnis angekommen: so geht es nicht weiter. Und so kommentiert die Märkische Oderzeitung „Den Lausitzern wurde über Jahre etwas vorgegaukelt„.

Aktion gegen das Klimakiller-Kraftwerk von EnBW
Aktion gegen das Klimakiller-Kraftwerk von EnBW

Klar macht die Kohlelobby mobil und dass nun 2.000 Vattenfall-Mitarbeiter für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze demonstrieren überrascht nicht. Es ist klar: die Braunkohe hat langfristig keine Zukunft. Doch die Lobby für Stein- und Braunkohle ist mächtig und wird sich bis zuletzt der Einsicht verweigern, dass es an der Zeit ist, nach Alternativen zu suchen.

Bei den Kommentatoren der Lausitz ist die Einsicht bereits angekommen und vielleicht werden es Gewerkschaften und Politik auch langsam verstehen: Die Zeit nach der Braunkohle hat bereits begonnen. Und eigentlich müsste der Ausstieg sogar deutlich schneller gehen. 2014 war das wärmste Jahr seit der Wetteraufzeichnung.

Daniel Häfner

2 Gedanken zu “Kohlelobby macht mobil – mit Demos und falschen Zahlen

  1. „und sind doch durch erneuerbare Energien relativ leicht ersetzbar.“

    ähhh, nein 😀 39GW installierte Windkraftleistung, 27GW Braunkohle. Windkraft hat Einspeisevorrang. Dennoch haben BKW 149GWh eingespeist, und WKAs 53GWh.
    Die tatsächlich abgerufene Leistung der BK-Blöcke, welche ins Höchstspannungsnetz speisen, liegt bei i.A. 20GW, in manchen Fällen fährt man auch nur mit unter 10GW. Dagegen schwankt die Leistung der WKAs zwischen 28MW (2014) und ca. 30GW.
    Klingelts, wo das Problem ist, dass man hier nichts „relativ leicht“ ersetzen kann? 😉

    Mfg,
    Fabian Wieschollke

  2. Hallo,

    im Gegensatz bspw. zur Landwirtschaft ist es im Bereich des Stroms eben doch relativ einfach Alternativen zu implementieren, weil andere Techniken vorhanden sind.

    Das Windenergie und Sonnenenergie schwankend in das Stromnetz einspeisen ist doch klar (ich wollte fast Bidnesnweisheit schreiben). Die zentrale Frage ist doch, wie das abgefedert werden kann.

    Und dabei wird das Lastmanagement immer bedeutender: Kühlhäuser, die anlaufen, wenn viel Strom verfügbar ist, Elektroautos als Speicher oder Hausbatterien wie hier: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/tesla-105.html

    Die Implemetierung der erneuerbaren ist eine technische Herausforderung – ohne Zweifel. Und ja, die Einspeisung muss auch zunehmend technisch geregelt werden, bspw. durch power to gas, also die Umwandlung von Strom in Waserstoff oder andere brennbare Gase.

    Der Schritt hin zu 50% erneuerbaren (von jetzt ca. 25%) ist bspw. hier beschrieben: http://www.agora-energiewende.de/fileadmin/downloads/publikationen/Impulse/EEG_30/Agora_Energiewende_EEG_3_0_KF_web.pdf

    Daniel Häfner

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