Indonesien: Abholzung geht trotz Moratorium weiter

Kahlschlag durch Wilmar in Indonesien, Foto: Nordin
Kahlschlag durch Wilmar in Indonesien, Foto: Nordin

Neue Auswertungen von Satellitendaten durch die Universtität Maryland und Google zeigen, dass der Waldverlust in Indonesien im letzten Jahr offenbar trotz eines erklärten Einschlagsstopps für seine Primärwäldern weiter zugenommen hat. Die Entwaldungsrate stieg von 2013 auf 2014 um rund 30 Prozent. Erst vor wenigen Monaten hat Indonesien sein Moratorium zum zweiten Mal verlängert. Die steigenden Entwaldungsraten zeigen, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die bestehenden Wälder zu schützen. Seit 2001 ist die Entwaldungsrate in Indonesien kontinuierlich gestiegen, nur in 2013 war die Abholzungsrate einmal kurz etwas abgesunken.

Der Grund: Das Moratorium gilt bis heute lediglich für die bisher noch völlig unberührten Primärwälder. In großen Teilen des indonesischen Regenwaldes fand aber bereits eine selektive Abholzung einzelner Bäume statt. Diese Wälder sind daher vom Moratorium ausgenommen, obwohl sie für die biologische Vielfalt und den Klimaschutz kaum an Wert eingebüßt haben. Damit ist die Abholzung in weiten Teilen der indonesischen Regenwälder weiterhin legal. Große Teile der Wälder werden zudem illegal abgeholzt. Soll das Moratorium greifen, muss es dringend auch auf durch Menschen bereits leicht veränderte Wälder und die Torfmoore ausgeweitet werden sowie die Kontrollen verschärft werden. Der größte Waldverlust ist in Indonesien auf die Anlage von Plantagen für die Palmöl- und Zellstoffproduktion zurückzuführen.

Foto: Reiner Tegtmeyer/Global Witness
Foto: Reiner Tegtmeyer/Global Witness

Bis vor wenigen Jahren waren die beiden großen Waldnationen Brasilien und Indonesien für fast 50 Prozent des Waldverlustes in den Tropen verantwortlich. Mittlerweile finden 62 Prozent des tropischen Waldverlusts außerhalb Indonesiens und Brasiliens statt. In den Tropen bilden sich gerade mit dem Mekong Delta, dem Gran Chaco in Südamerika, Westafrika und Madagaskar neue Hotspots mit einem besonders hohen Waldverlust heraus.

Besonders beunruhigend ist die Situation in Kambodscha. Hier wird natürlicher Wald großflächig in Kautschukplantagen umgewandelt. Seit 2001 ist der Waldverlust dramatisch angestiegen. Wissenschaftler fanden einen Zusammenhang zwischen den Marktpreisen für Naturkautschuk und dem Holzeinschlag in den Produktionsländern. Insbesondere die gesteigerte Nachfrage für die Produktion von Autoreifen lässt die Preise anziehen.

Ein weiterer Hotspot ist Westafrika. Von den zehn Ländern mit dem am schnellsten zunehmenden Waldverlust befindet sich rund die Hälfte im Kongo-Becken. Die Waldvernichtung dort wird vor allem durch die Anlage neuer Palmölplantagen und die Abholzung tropischer Hölzer für den Export vorangetrieben. Der Großteil der für den Verkauf geschlagenen Hölzer wird illegal gerodet. Wie ein Marktcheck von ROBIN WOOD zeigt, gelangen illegale Hölzer aus dem tropischen Afrika sehr wahrscheinlich auch in die europäischen Ladenregale (siehe).

Die Zeit drängt laut Schätzungen des Center for Global Development könnte bis 2050 Tropenwald auf einer Fläche von nahezu der Fläche Indiens vernichtet werden, wenn sich die Entwicklung so weiter fortsetzt wie bisher. Allein im letzten Jahr haben die tropischen Länder nahezu zehn Millionen Hektar Waldbedeckung verloren – eine Fläche annähernd so groß wie Südkorea.

Tina Lutz

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