Bure: Atomklo für immer?
Herausforderungen und Perspektiven für den Widerstand gegen das Atommülllagerprojekt in Bure
Artikel von Robin Wood Aktivistin Cécile Lecomte, zuerst in der Zeitschrift GWR 402 von Oktober 2015 erschienen
Anfang August 2015 fand in der Nähe von Bure, im französischen Lothringen, ein gut besuchtes internationales antikapitalistisches Antiatomcamp statt. Ein Zusammenschluss von ca. 60 AktivistInnen aus diversen sozialen und ökologischen politischen Bewegungen hatte die Idee des Camps ins Leben gerufen und die Gegend von Bure ausgewählt, um den Widerstand gegen CIGÉO, das geplante Atommüllendlager, bekannter zu machen. Bis zu 800 AktivistInnen schlugen ihre Zelte auf einem großen Feld am ehemaligen Bahnhof von Luméville auf. Das Grundstück wurde von Menschen aus dem Antiatomwiderstand vor ca. 10 Jahren gekauft und ist beinahe der einzige Ort in der Gegend, der der ANDRA (National Agentur zur Entsorgung von radioaktivem Müll) nicht gehört. Die zukünftige CASTOR-Bahn, dessen Baubeginn Anfang 2016 ansteht, wird einen Bogen um das Grundstück machen. Ab 2015 sollen auf der neuen Bahnlinie 100 Jahre lang zwei CASTOR-Transporte pro Woche
Für die Verwirklichung von CIGÉO hat die ANDRA bereits 3000 Hektar Wald und Landfläche gekauft oder getauscht. CIGÉO steht für „Centre Industriel de stockage GÉOlogique“ (Industriezentrum zur geologischen Lagerung“. Damit ist die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll in Argilitgestein (Mischung aus Tonstein und Quarz) in 500 Tiefe gemeint sowie weitere „industrielle Projekte“ wie „Syndièse“.
CIGÉO wirkt wie eine atomare Krake: Die Atomlobby bewirbt die Gegend auf einem Prospekt als „Cluster atomarer Kompetenz“, Bure ist dort als Zentrum einer Zielscheibe von 80 Kilometer Radius eingezeichnet. 360 km unterirdische Stollen sind für das Atommülllager vorgesehen. Hinzu kommen Projekte wie „Syndièse: Aus 90.000 Tonnen Biomasse jährlich soll Agrosprit gewonnen werden. Ca. 20% der forstwirtschaftlichen Flächen Lothringens (ca. 2000 Hektar Wald) werden dem Vorhaben des CEA(französische Atomenergiebehörde) zum Opfer fallen.
Die Festlegung auf den Standort Bure erfolgte nicht weil der Untergrund für die Lagerung von Atommüll geeignet ist, sondern weil Bure der einzige Ort in Frankreich ist, wo die ANDRA es geschafft hat, sich niederzulassen. Ursprünglich vorgesehen war die Untersuchung von verschiedenen Gesteinsformationen, doch der Widerstand war an den ausgewählten Standorten so stark, dass die ANDRA sich erst gar nicht niederlassen konnte.
Mit dem Gesetz „Bataille“ aus dem Jahr 1991 änderte die Regierung ihre Strategie: Es war nicht mehr die Rede von „Tieflagerung“, sondern von „Erkundung“, das Konzept der „Rückholbarkeit“ wurde außerdem eingeführt. Damit sollten die Gemüter beruhigt werden. Untersucht wurde trotzdem ausschließlich in Bure im Département Meuse. Auf Nachfrage verweist die ANDRA darauf, dass andere Gesteinsformationen in Kooperation mit Partnern im Ausland durchgeführt wurden (Z.B. die „Erkundungen“ in der ASSE in Niedersachsen)