Buch zur Geschichte der Anti-Atom-Bewegung

Noch ist die Anti-Atom-Bewegung gar nicht selbst Geschichte und dennoch scheint es Zeit, die Geschichte selbst zu schreiben und nicht schreiben zu lassen. Es ist Zeit sich zu erinnern wie die Bewegung nach den Bauplatzbesetzungen in Wyhl 1974 fahrt aufnahm und im Ergebnis wohl zu den erfolgreichsten Sozialen Bewegungen gehört. Noch ist viel zu tun, doch die Herausgeber*innen aus dem Umfeld der „anti-atom-aktuell“ fanden es auch wichtig, ihre Sicht auf die Dinge darzustellen – und nicht von anderen schreiben zu lassen.

Doch lassen wir die Autor*innen selbst zu Wort kommen:

Nach dem Beginn der Reaktorkatastrophe in Fukushima dauerte es nicht lange, da machte sich Frau Merkel zur Atomausstiegs-Kanzlerin. Es ging nicht um die tatsächliche Lösung von Problemen; dafür aber sollte eine Bewegung entsorgt werden, die auf die Probleme hinwies. Die Gegenseite schrieb unsere Geschichte und behauptete, sie sei nun zu Ende. Das war für uns der Anlass, mit unserer „Geschichtsschreibung von unten“ zu beginnen. Wir baten Menschen, das aufzuschreiben, was sie in Bewegung gebracht hat: gegen atomare Rüstung, gegen die angeblich friedliche Nutzung, gegen Polizei- und Überwachungsstaat. Und: was sie in Bewegung gehalten hat über einen langen Zeitraum von Wyhl bis heute (und übermorgen)

Die anti-Atom-Bewegung - Geschichte und Perspektiven herausgegeben von Tresantis im Verlag Assoziation A
Die anti-Atom-Bewegung – Geschichte und Perspektiven
herausgegeben von Tresantis im Verlag Assoziation A

Insgesamt 53 Autor*innen haben auf diese Aufforderung reagiert. Manche haben erzählt und aufschreiben lassen, andere haben selbst geschrieben. Erlebnisse werden berichtet, manche Geheimnisse (ein bisschen) gelüftet, persönliche Motivationen dargelegt, Zusammenhänge aufgezeigt,
ideengeschichtliche Stränge nachgezeichnet. Die Texte sind so verschieden wie die Menschen in dieser Bewegung.

„Die Bewegung“ gibt es natürlich nicht, und es gab sie nie. Insofern führt der Titel des Buchs möglicherweise ein wenig in die Irre. Von jeher gab es unter Atomkraftgegner*innen eine große Bandbreite an Grundeinstellungen, häufig gab es engagierte Auseinandersetzungen um viele Fragen nach richtig oder falsch. Zwischen den Buchdeckeln tragen wir diesem Umstand Rechnung, indem wir Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund zu Wort kommen lassen. Die Streits von damals werden verständlich und Standpunkte nachvollziehbar; und möglicherweise liefern auch einige der Texte Stoff für ganz aktuelle Auseinandersetzungen.

25 Fotograf*innen haben ihre Bilder zur Verfügung gestellt. Bei den großen und kleinen Momenten der Geschichte waren sie mit ihrer Kamera zugegen und haben Bilder festgehalten, die sich oft decken mit der Erinnerung derjenigen, die dabei waren, oft genug aber auch verblüffen: ach – so war das da am anderen Ende? Und der/die war damals auch dort?

Gearbeitet haben wir vier – manchmal zähe – Jahre an diesem Projekt. Kurz vor Schluss kamen dann plötzlich noch ganz wichtig einige Texte dazu, sodass wir die Seitenzahl zweimal erhöhen mussten. Am Ende sind es 384 Seiten geworden; viele Abbildungen tragen zu einer guten Lesbarkeit bei. Es ist im gut sortierten Buchhandel erhältlich – und sollte demnächst bei jeder örtlichen anti-Atom-Gruppe zu haben sein!

ISBN: 978-3-86241-446-8 | Paperback | 24.80 Euro

Und hier der Link zum Buch: http://www.anti-atom-aktuell.de/Buch

Daniel Häfner

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