Verkauf der Uranfabriken von URENCO vor dem Aus?

Der seit längerem geplante und sicherheitspolitisch extrem risikoreiche Verkauf der Uranfabriken der URENCO steht möglicherweise vor dem Aus. Statt eines Verkaufs könnten RWE und E.on ihren Anteil an der URENCO in eine zu gründende Atomstiftung in öffentlicher Hand übertragen, berichtet die Agentur Reuter über die laufenden Verhandlungen um die Sicherung der Atom-Rückstellungen der Konzerne. URENCO betreibt u.a. die Urananreicherungsanlage in Gronau, die vom Atomausstieg ausgenommen ist.
Hubertus Zdebel, Sprecher für Atomausstieg der Bundestagsfraktion DIE LINKE: „Wir lehnen das Stiftungsmodel ab, weil sich die Atomunternehmen damit von ihrer Verantwortung für das radioaktive Erbe ihrer verfehlten Geschäftspolitik verabschieden wollen. Die Gewinne haben sie eingesteckt, den Müll sollen nun andere bezahlen! Alle Risiken würden auf die Stiftung übertragen und die Konzerne wären fein raus. Das entspricht nicht dem Verursacherprinzip.“ Weiter sagte der Bundestagsabgeordnete: „Mit dem Uranbrennstoff, den die URENCO herstellt, werden weltweit Atomkraftwerke versorgt. Es ist ein groteske Vorstellung, dass mit den Gewinnen aus dem weltweiten Atomgeschäft in Deutschland der Atomausstieg finanziert werden soll. Die Uranfabriken der URENCO gehören dichtgemacht!“

Seit über zwei Jahren laufen die Verkaufsvorbereitungen für die URENCO-Anlagen, nachdem RWE und E.on sowie die britische Regierung erklärt hatten sich von ihren Anteilen zu trennen. Ein weiteres Drittel der URENCO gehört den Niederlanden, die einem Verkauf eher spektisch gegenüber stehen. Weil in den Zentrifugen der URENCO nicht nur Brennstoff für Atomkrafwerke hergestellt werden kann, sondern grundsätzlich auch atomwaffenfähiges Uran, ist der Verkauf vor allem sicherheitspolitisch von äußerster Brisanz, da unter allen Umständen die Weiterverbreitung von Atomwaffentechnik verhindert werden muss.
Der deutsche URENCO-Anteil als Einlage in eine Atomstiftung?
Hinter den Kulissen laufen seit längerem Planungen über die Gründung einer Atomstiftung, die die radioaktiven Erblasten der Atomenergie übernehmen soll. Die Atomkonzerne wollen sich mit dieser Stiftung vor den finanziellen Risiken beim Rückbau der Atommeiler und vor allem und den wachsenden Kosten der Atommülllagerung aus dem Staub machen.
In diese Stiftung sollen die Atommeiler, auch die noch in Betrieb befindlichen, eingebracht werden. Außerdem die bislang gebildeten Entsorgungs-Rückstellungen, die in Unternehmensbeteiligungen stecken. Die in URENCO-Fragen meist gut informierte Nachrichtenagentur Reuters berichtet nun (siehe Börse-Online), dass auch die URENCO-Anteile von RWE und E.on an diese Stiftung übertragen werden könnte: „In eine Stiftung könnten die Kernkraftwerke eingebracht werden, so lange diese noch betrieben würden. RWE könne zudem sowohl Finanz-Vermögenswerte einfließen lassen, zum Beispiel Cash, als auch Minderheitsbeteiligungen. Dazu gehöre auch die Beteiligung an der Uranfirma Urenco.“
Dass der URENCO-Verkauf im Zusammenhang mit den laufenden Diskussionen um die Sicherung der Atommüll-Rückstellungen steht, räumt auch RWE-Chef Peter Terium gegenüber der FAZ ein, auch wenn er dort an den Verkaufsplänen festhält: „Ziemlich fest eingeplant hat er hingegen die Erlöse aus dem Verkauf der Anteile an der Atomgesellschaft Urenco. Rund eine Milliarde Euro könnten dadurch nach Branchenschätzungen in die Kasse kommen. „Den Verkauf treiben wir weiter voran. Vorgesehen war die Veräußerung dieses oder nächstes Jahr. Aber die ganze Diskussion rund um Kernenergie und Rückstellungen  verzögert das.“ Denn auch Urenco hat Rückstellungen für radioaktive Abfälle in der Bilanz, so dass das Thema Nachhaftung dort bei einem Verkauf ebenfalls eine große Rolle spielt.“ (FAZ, 22. November: Wie RWE dem Teufelskreis entkommen will)

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