Klimawelle – Was ist Klimaschutz von unten?

Vom 31. Mai bis 11. Juni wird in Bonn die Klima-Zwischenkonferenz nach Kopenhagen und vor dem nächsten COP-Treffen in Mexiko stattfinden. Am 5. Juni soll dort eine große Demonstration für mehr Klimaschutz stattfinden und in den Tagen vorher wird es verschiedene Aktionen in Bonn und im Umfeld geben. Doch was heißt das eigentlich: Mehr Klimaschutz? Zunächst ist dies ja ziemlich allgemein, fast so, als würde mehr Umweltschutz gefordert. Und genau dies war sicher das Problem der (legitimen) Proteste in Kopenhagen: Aus dem Gemurmel nach mehr Klimaschutz waren nur wenige konkrete Forderungen zu hören. Brauchen wir mehr Führer statt schwatzende Politiker, wie eine große Umweltorganisation forderte? Mir bleibt da ein fahler Beigeschmack bei dieser Forderung, Umweltschutz und Teilhabe vieler am politischen Prozess gehören doch zusammen. Müssen wir öfter mal das Licht für eine Stunde ausschalten? Hm, vielleicht sollten wir unsere Energiesparlampen lieber mit Ökostrom betreiben. Oder sollten wir mehr Eisbären in unseren Zoos Asyl gewähren, wenn ihre Eisschollen wegschmelzen? Na das scheint doch eher etwas für die Spendenabteilung einiger Umweltorganisationen, wenn süße Eisbärenbabys traurig in die Kamera schauen und wenn ich nur x Euro spende, dann kann ich ganz bestimmt dieses süße Eisbärenbaby retten. In den Klimakonferenzen der 90er Jahre wurde noch von der Vermeidung des Klimawandels gesprochen, heute nur noch von Anpassung. Somit haben wir schon viel Handlungsspielraum verschenkt. Die Proteste in Kopenhagen haben deshalb eines gezeigt: ein zentrales Thema der Umweltbewegung wird die Klimagerechtigkeit. Nicht knuffige Eisbären werden in Zukunft wichtiges Thema sein, sondern Millionen Klimaflüchtlinge. Das Nicht-Handeln der Regierungspolitik hat uns dahin gebracht. Wir werden nicht mehr darüber sprechen, ob sich die Areale einzelner Arten verschieben, sondern wie das Überleben von Millionen Menschen im globalen Süden gesichert werden kann. Eine Möglichkeit des Handelns ist eine Abgabe auf Bunker Fuels, die für internationale Transporte genutzt werden sollen. Hier kann Geld gesammelt werden, welches für Klimaschutz und -anpassungsmassnahmen im globalen Süden eingesetzt wird. Hier würde wirklich Geld oder Technologie transferiert, welches nicht mit den Geldern der Enwicklungszusammenarbeit verrechnet wird, wie es die Bundesregierung vor hat. Darüber hinaus muss die Expansion des Flugverkehrs gestoppt werden und wir müssen verstärkt an der Energiewende arbeiten. Klimaschutz findet auf vielen Baustellen auch des klassischen Umweltschutzes statt.

Mit auf der Demo in Kopenhagen: Das wieder freigelassene Transparent
Viele der Probleme und Konflikte können von „unten“ auf lokaler Ebene thematisiert werden. Zum Beispiel ist jedes verhinderte Kohlekraftwerk ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und mittlerweile sind dies ja schon einige in Deutschland. ROBIN WOOD wird sich an den Protesten in Bonn beteiligen, um politischen Druck auszuüben, da sind Medienbilder von Demonstrationen notwendig. ABER das reicht eben nicht und so müssen die Forderungen konkreter werden und  die Menschen müssen für ein Handlen in ihren lokalen Zusammenhängen befähigt werden – von unten eben. Und so wird es z.B. in einem Klimacamp vor Ort und auf einer alternativen Klimakonferenz die Möglichkeit geben, sich direkt und persönlich auszutauschen und zu diskutieren. Die Möglichkeit eines solchen Austausches wird es auch auf einem Klimatreffen von ROBIN WOOD am 8. und 9. Mai in Köln geben. Hier wollen wir diskutieren, was Klimaschutz von unten heißt, was Klimagerechtigkeit bedeutet und in welche lokalen Konflikte wir uns einbringen sollten. Hierzu sind alle herzlich eingeladen. Auf der Internetseite wir-klimaretter.de gibt es einige interessante Diskussionsbeiträge zum Thema Mobilisierung zu den Protesten in Kopenhagen, der angeblichen Blockadehaltung Chinas und Klimaschutz von unten.

Daniel Häfner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert